Kapitel 12

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Eingekuschelt in meiner weichen Decke lag ich im Bett. Der gestrige Abend war gefühlsreich. Nie hätte ich gedacht, dass Jeremy so tiefgründig wäre. Meine Augen wanderten zum Fenster. Von dort aus könnte ich sein Haus sehen. Ob er wohl auch an mich dachte? Würden seine Gedanken auch immer wieder zu unserem zufällig gemeinsam verbrachten Abend gleiten?

Mein Handy vibrierte und unterbrach meine Überlegungen. Clara hatte mir geschrieben.

Clara: Bin in einer Stunde bei dir.

Nun musste ich all meine Gedanken beiseiteschieben. Ich freute mich auf ihr Kommen, aber andererseits auch nicht. Als wir heute Morgen telefoniert hatten, klang sie sehr aufgewühlt. Sie hatte gemeint, dass sie viel Neues erfahren hätte und dass sie das unbedingt mit mir besprechen musste.

Nun war es Zeit meinen warmen Zufluchtsort, den ich seit eineinhalb Stunden hütete, zu verlassen und mich für den Besuch fertig zu machen.

Nach einer heißen Dusche und viel Pflege für meine Haut fühlte es sich fast genauso gut an wie in meinem geliebten Bettchen.

Ich öffnete den Wandschrank und wählte mein Make-up aus. Zuerst begann ich mit einer Pflege und Sonnenschutz. Nach der Reihe benutzte ich meine sorgfältig ausgewählten Produkte. Jeder Pinselstrich und jedes kleine Tupfen wurde mit einem makellosen Aussehen belohnt.

Anschließend suchte ich mir ein Outfit aus dem Kleiderschrank. Ein hellblaues Minikleid mit langen Ärmeln. Es hatte einen Herzausschnitt und sorgte somit für ein schönes Dekolleté. Um meinem Hals legte ich eine goldene Kette mit einer kleinen weißen unförmigen Perle. Ich rundete mein Styling mit meinen weißen Sneakern ab, die mein Aussehen etwas lässiger machten.

Nach ein paar Minuten klingelte es schon an der Tür. Schnell lief ich nach unten und öffnete sie. Meine beste Freundin und ich lagen uns sofort in den Armen. Danach eilten wir in mein Zimmer, denn ich hatte das Gefühl, vor Neugierde und Spannung gleich zu platzen.

Wir setzten uns in mein Bett und ich spürte sogleich, dass es Clara nicht gut ging.

»Alles okay bei dir?«, erkundigte ich mich.

Zuerst zögerte sie, doch sie antwortete mir: »Es ist erschütternd! Du wirst mir das niemals glauben.«

»So schlimm kann es doch nicht sein, oder?«

Langsam weckte das Verhalten von Clara in mir einige Sorgen und Ängste.

»Nein, es ist tausendmal schlimmer.«

»Was ist passiert?«

»Bist du bereit?«

»Ja...denke schon...«

Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich hören wollte. Augen zu und durch, oder?

»Erinnerst du dich noch als wir vor einem Jahr Julie bei uns aufgenommen haben?«

»Ja klar. Sie hat sich total gefreut.«

»Genau. Bevor wir diesen riesengroßen Fehler begangen haben, waren wir nur ein Duo. Du und ich. Perfektion pur.«

»Das waren wir als Trio doch auch?«

»Nein, wir waren keine Perfektion mehr. Julie war anders. Sie hat nie so gedacht wie wir. Ist dir nicht aufgefallen, dass sie immer die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte?«

»Nein. Was meinst du?«

»In den Pausen zum Beispiel, wie sie immer von ihren Party-Wochenenden erzählt hat. Die ganze Klasse hat ihr zugehört und wir beide auch.«

»Und? Es hat uns nie gestört.«

»Nein, hat es nicht, aber sie hat nie wirklich zu uns gepasst. Sie war immer so fokussiert auf Beliebtheit und Aufmerksamkeit. Und hast du schon vergessen, was für Gerüchte über uns herumgeisterten, als Julie ein Mitglied wurde?«

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