0️⃣6️⃣ Das ist Eazy

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Die Aufgabe: einen eigenen Charakter erstellen nach zufälligen, individuellen Vorgaben.
Meine Vorgaben waren: Anfangsbuchstabe Y (alternativ E), Haarfarbe blond, Augenfarbe gemischt, Altersspanne 20-30

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Hier ist Eazy.

Relativ groß, blond, mit einer undefinierbaren Augenfarbe, die in jedem Licht anders aussieht. In seinem Ausweis steht einfach nur "braun". Außerdem hat er Sommersprossen, welcher Koreaner hat schon Sommersprossen?? Da kommen die wohl Gene seiner deutschen Oma durch. Seine Haare sind auch zu hell und undefinierbar, Straßenköterblond oder so, aber immerhin färben sie sich so leichter als wenn sie schwarz wären.

In seinem Ausweis steht "Eunbin Yong", aber Eazy mag nicht, dass er einen "Mädchennamen" hat. Es gibt Männer, die so heißen, aber nur etwa 1%, der Rest der Leute mit diesem Namen sind weiblich. Deutsche wissen das meistens nicht, aber da seine Eltern viele ebenfalls in Deutschland lebende Koreaner kennen und er somit mit vielen koreanischen Kindern Kindergarten und Schule besucht hat, wurde er oft damit aufgezogen. Zu oft.

Eine Namensänderung ist jedoch gar nicht so einfach. In Korea ist das normaler, da geht man zu einem Wahrsager und kriegt einen neuen, der gut zu einem passt, und lässt ihn dann amtlich ändern. In Deutschland... naja. Ämter sind irgendwie kompliziert und er ist froh, dass er nicht viel mit ihnen zu tun hat, also lebt er irgendwie damit, dass seine Eltern einen so zierlichen, femininen Namen ausgesucht haben - und dann auch noch mit den chinesischen Zeichen für "fürsorglich" und "Betelnuss". Ist er eine Oma oder was??

Nennen lässt er sich nur von der Familie so, allen anderen, die er neu kennenlernt, verrät er nur seinen Spitznamen. Wenn er sich überhaupt mit jemandem unterhält. Er fühlt sich weder unter Deutschen so richtig wohl, weil er zu ausländisch aussieht, noch unter Koreanern und Koreanerinnen, da er für sie zu deutsch ist. Lieber bleibt er für sich.

Warum er dann ausgerechnet in der Gastronomiebranche arbeitet, in einer Kaffeekette an der Kasse, scheint ein Widerspruch zu sein. Jeden Tag flüchtig mit hunderten Leuten zu tun zu haben, lenkt vielleicht davon ab, dass er eigentlich eine einsame Seele ist, ohne dass er jemanden zu tief in sein Leben oder sein Inneres lassen müsste. Andere Menschen sind sowieso viel zu oberflächlich und machen sich nicht die Mühe ihn kennenlernen zu wollen. Wieso sollte er sich dann mit ihnen beschäftigen?

Nach Feierabend hängt er oft gegenüber im Mangaladen in der J-Pop-Ecke, sofern er denn Frühschicht hat und der Laden noch nicht zu ist, und versinkt in diversen Zeitschriften über japanische Popkultur. Dass sich die Zeitungen vermehrt mit koreanischem Kram füllen, stört ihn. Davon hat er in seinem alten Zuhause genug. Zur Animemesse geht er auch nicht mehr, seit da Haufen K-Pop-Covergruppen auftreten und an jeder Ecke K-Pop gespielt wird. Warum mag niemand mehr die schrillen Visual Keis und Kawaii Metall?? Alles, was er mag, geht irgendwann verloren. So wie auch seine bisherigen Freundschaften. Er ist grad mal 21 und hat schon keinen Bock mehr auf so ein Leben.

Direkt zum Abschluss, mit 16, ist er bei seinen Eltern ausgezogen, ans andere Ende der Stadt, offiziell der Lehre wegen, obwohl sie ihm in den Ohren lagen, bei ihnen wohnen zu bleiben. Eazy hat sich so sehr auf seine Freiheit gefreut, darauf, endlich alles so machen zu können, wie er es sich wünscht. Er hat nicht damit gerechnet, wie schwer es ist und wie einsam. Erwachsensein ist schon hart. Alle anderen haben aber auch keine Ahnung und tun nur so, als ob, damit ist er nicht alleine. Irgendwie kommt er schon klar.

Ein Lichtblick sind die Kiddies, die immer nach der Schule Donuts kaufen. Die überteuerten, überzuckerten Teigdinger, aber die Augen der Kleinen strahlen und Eazy bildet sich ein, sie würden ihn mögen und sich freuen, wenn er sie abkassiert und nicht die biestige Chefin. Generell sind Kinder die netteren Kunden. Die meisten benehmen sich nicht daneben, sondern sind nett und höflich und brav. Teenager sind okay.

Etwas seltsam fand er die, die meinte, dass seine Augen wunderschön sind und er ja auch so coole Funkel oder Sprenkel oder was auch immer drin hat. Das hat ihm noch nie jemand gesagt und er wusste gar nicht, was er antworten sollte. Er kann sich auch gar nicht daran erinnern, was er gesagt hat, war bestimmt Nonsens, aber ihren Namen hat er sich gemerkt, obwohl er sich sonst nie Kundennamen merkt. Rica, vier Buchstaben und zwei Silben, so wie seiner. Vielleicht lag es auch an ihrem generellen Auftreten und ihren wilden Locken, dass sie ihm so im Gedächtnis geblieben ist.

Die schlimmsten Kunden sind Mittvierziger, gestandene Erwachsene, die auf irgendwelche Ansprüche pochen und auf eben die Gastroangestellten herabsehen, von denen sie top Service verlangen. Die zehren an seinen Nerven. Kein Wunder, dass die Chefin immer so biestig ist. Eazy hofft, er wird nicht irgendwann so.

Er spekuliert noch darauf, dass eines Tages ein Katzencafé in der Stadt eröffnet, dann ist er sofort weg hier. Mit seinen Qualifikationen nehmen die ihn mit Kusshand, und er liiiiebt Katzen! Noch mehr als Kinder. Wenn er nur nicht allergisch auf Tierhaare wäre. Das hat er erst festgestellt, als er sich eine Katze angeschafft hatte, sobald er seine eigene Wohnung hatte, denn seine Eltern hatten nie Haustiere erlaubt außer Fische. Sein Ein und Alles war dann eine dicke, blinde, uralte Dame, die im Tierheim keiner wollte wegen voraussichtlich sehr hoher Tierarztkosten. Mit viel Nasenspray, Augentropfen und Allergietabletten hat er darum gekämpft, sie behalten zu dürfen, auch wenn sie nur eine kurze Zeit zusammen verbringen konnten. Sein karges damaliges Azubigehalt war ihm ihre Liebe mehr als wert.

Seither hat er eine mehrjährige Allergiekur hinter sich, und irgendwann ist er auch mental bereit sich um einen neuen tierischen Mitbewohner zu kümmern. Insgeheim schaut er jede Woche mindestens einmal auf diversen Tierheimwebseiten vorbei, und wie süß die da alle sind! Er muss nur mal einen Termin machen, um sich persönlich mit einer Fellnase anzufreunden. Vielleicht auch zwei, mal sehen. Die eine hellbraune mit dem wilden Muster gefällt ihm besonders gut! Laut Beschreibung soll sie sehr scheu sein, aber das macht nichts, er hat sehr viel Geduld und irgendwie passt seine Namensbedeutung "fürsorglich" ja doch zu ihm.

🐈‍⬛

P.S.: seine Lieblingsfarbe ist dunkellila und hätten seine Eltern ihm das nicht ausgeredet, hätte er mit 12 sein Zimmer so düster gestrichen :D davon abgesehen mag er noch sonnengelb, so wie seine aktuelle Haartönung.

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