Kurzgeschichte zu dem Gedicht Mohnblumenrotes Feld

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Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen, als Anthea durch den Wald hinter dem Haus ihrer Familie rannte. Die Zweige knackten unter ihren nackten Füßen, während sie dem schmalen Pfad folgte, der sich zwischen den Bäumen hindurchwand. Ein sanfter Wind strich durch ihr rotes Haar, während die letzten Strahlen des Tageslichts die Blätter golden färbten. Sie lächelte. Eine einsame Träne rann ihr über ihre blasse Wange.

Anthea erreichte auf einmal eine Lichtung. Sie hielt inne. Vor ihr erstreckte sich ein Mohnblumenfeld, das in der Dämmerung wie ein blutroter Ozean leuchtete. Anthea spürte, wie eine unerklärliche Sehnsucht sie überkam, als sie die Blütenpracht betrachtete, die im sanften Abendwind hin und her wog.
Mit zögernden Schritten näherte sie sich dem Feld, ihre Gedanken von einer unsichtbaren Kraft gezogen. Sie spürte, wie die Grenzen zwischen Realität und Fantasie zu verschwimmen begannen. In der Ferne erblickte sie einen hohen rundlichen Felsvorsprung, der über dem Feld aufragte und für sie wie ein riesiger Mond aussah.
Wie in Trance lief sie in ihrem weißen Kleid über das Mohnblumenfeld.Anthea spürte, wie sie von einem seltsamen Verlangen erfasst wurde. Ein Verlangen nach Frieden und Erlösung von den Qualen des Lebens, die sie so lange geplagt hatten.
Und so stieg Anthea langsam auf den schroffen Gipfel. Mit jedem Schritt fühlte sie, wie die Last der Welt mehr und mehr von ihren Schultern fiel, mit jedem Schritt fiel ihr das Atmen leichter. Mit jedem Schritt, den sie machte, spürte Anthea, wie ihre Lungen mit frischer Luft gefüllt wurden und ihr Herz leichter schlug. Eine Ruhe legte sich über sie, als sie dem Gipfel näher kam, als ob ihr Mond selbst ihr Frieden und Trost spenden würde.
Sie trat vor, bis an den Rand ihres Mondes, lächeln, fast glücklich, blickte sie herab auf das Mohnblumenfeld, das unter ihr lag. Sie hob langsam ihren linken Fuß über den Rand. Plötzlich verlor sie den Halt und stürzte in die Tiefe, ihre Gedanken wirbelten wild umher und ihr weißes Kleid glich eine flatternden Fahne im Wind als sie dem Tod entgegen schwebte. Auf einmal verlangsamt sich ihr Fall, sie schien wie in Zeitlupe den Mohnblumen näherzukommen. Sie streckte ihnen ihre zarten blassen Hände entgegen.
Der Aufprall war hart und schmerzhaft, aber sie spürte keine Angst oder Trauer mehr. Anthea lag regungslos auf dem blutroten Mohnblumenfeld, ihre Augen auf den fernen Mond gerichtet, der über ihr am Himmel schwebte und für sie irgendwie tröstlich erschien, während am Horizont langsam die Sterne aufgingen und ihre zarte Seele in ihrer Mitte willkommen hießen.



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