Epilog

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2 Monate später:

Matteos Liste von Dingen, die ich gerne noch erledigen würde:

Punkt 1: Ein letztes Mal mit meiner Mom Plätzchen backen, weil es ihr und mir so viel bedeutet hat.

Punkt 2: Dad die Karten geben, die er eigentlich von mir zum Geburtstag bekommen hätte. Ich weiß, dass du dich kaum mit Fußball auskennst, aber es würde mir sehr viel bedeuten wenn du es dir mit ihm gemeinsam anschauen würdest.

Punkt 3: Ich hätte gerne eine Verabschiedung, bei der all die Personen anwesend sind, die mir wichtig sind. Ich möchte nicht, dass sie weinen und traurig sind, weil ich nicht mehr da bin. Sie sollen lächeln und sich an die schöne Zeit erinnern, die wir zusammen verbracht haben. Wenn es geht, soll die Feier bitte am Strand sein, weil das einfach mein Lieblingsort auf dieser Welt war.

Punkt 4: Ich will ein letztes Date mit dir haben, Mila. Egal wo, es soll wunderschön sein und du sollst es dir jedes Mal in Erinnerung rufen, wenn du mich zu sehr vermissen solltest. Ich will diesen einen letzten Augenblick haben, den ich mir dir teilen kann. 

Punkt 5: Das muss du für mich übernehmen, liebe Mila. Ich möchte, dass du diese Reise nach Rom machst und dort die Zeit deines Lebens hast, auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Du hast dir das verdient und sollst aus vollster Seele strahlen. 

Rom war schöner als auf jeder Postkarte, die man sich hätte kaufen können. Ich saß in einem kleinen Café in der Stadt und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Ich war unendlich glücklich und vor allem dankbar, hier sein zu dürfen. Es hätte Matteo bestimmt auch gefallen und nun machte ich diese Erfahrung für uns beide. Der Schmetterlingsanhänger an meinem Hals glitzerte und es kam mir fast so vor, als wäre es Matteos Art, mir zu sagen, dass er bei mir war. Selbst wenn ich ihn nicht sehen konnte. 

Neben mir saß Linda, die genauso sehr strahle wie ich. Ich wusste, dass sie gerade auch an ihre geliebten Kinder dachte und ich war froh, sie an meiner Seite zu haben. Denn sie verstand, wie es war, einen wichtigen Menschen für immer verloren zu haben, weil sie das gleiche durchgemacht hatte wie ich. Wir waren zu Verbündeten geworden und halfen uns gegenseitig mit der Trauer entsprechend umgehen zu können. 

,,Du hattest zu mir letztens gemeint, dass du dich für den Traumcollage beworben hast, Mila. Wie sieht es hast? Hast du schon Rückmeldung erhalten?'', fragte sie mich und ich platzte beinahe vor stolz, als ich ihr mit einem großen Lächeln mitteilen konnte, dass ich sehr wohl einen Studienplatz erhalten hatte. Gestern hatte ich die Zusage bekommen und ich hatte mich wie ein kleines Kind so sehr gefreut. Ein Traum ging damit in Erfüllung und ich wusste, dass noch so viele weitere Träume von mir darauf warteten, gelebt zu werden. Das war erst der Anfang.

Es war der Beginn einer neuen Reise ins Ungewisse. Und doch war es gleichzeitig eine Reise voller Möglichkeiten und Abenteuer. Allein bei diesem Gedanken spürte ich so viel Vorfreude und eine tiefe Dankbarkeit für all die Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet hatten, für all die Momente des Glücks und der Trauer, die mich geprägt hatten und mich zu der Mila gemacht hatten, die ich heute war. Die bei einem schrecklichen Autounfall ihren Freund, ihre große Liebe verloren und trotzdem so tapfer weitermachte. 

Und während ich zusammen mit Linda dort saß, in diesem kleinen Café in Rom, umgeben von der Schönheit dieser Stadt und dem warmen Sonnenlicht, wusste ich, dass ich bereit war, mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich würde jeden Moment, den ich erleben durfte, auskosten, jede Erfahrung machen und jeden Traum verfolgen, der sich mir bot. Denn zu leben, war so schön und man bekam dafür keine zweite Chance. Also musste ich sie nutzen und mutig sein. 

Denn Matteo hatte mir gezeigt, dass das Leben kostbar war, dass jede Sekunde zählte und dass es wichtig war, den Moment zu leben. Und so würde ich jeden Tag nutzen, um mein Glück zu finden, um zu lieben und geliebt zu werden, um zu lachen und zu weinen, um einfach zu sein. Ich würde es für ihn tun, weil er mir gezeigt hatte, wie das ging. Der Brief, den ich plötzlich bei unser Reiseantritt auf dem Fahrersitz gefunden hatte, hatte mich nochmals so bestärkt, an mich und an all meine Träume zu glauben. Matteo hatte ihn höchstpersönlich für mich geschrieben und mir mit seinen Worten so viel gegeben. 

Ich hob mein Glas und stieß mit Linda an, auf das Leben, auf die Liebe, auf die Zukunft. Denn ich wusste, dass egal was passierte, Matteo würde immer in meinem Herzen weiterleben, als ein Teil von mir, der mich für immer begleiten würde. Und so würde ich mein Leben leben, in seinem Namen und für unsere gemeinsame Zukunft, die wir uns als zwei junge Menschen erträumt hatten. ich würde es für ihn tun, weil er mir gezeigt hatte, was es bedeutete, wirklich zu leben. 

Mit seinem Tod hatte er nicht all die Farben aus meinem Leben genommen, sondern mir Neue gegeben, die umso mehr strahlten und einzigartig waren. 

884 Wörter 

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