Liebe Mila,
Ich bin zwar nicht Ella, aber ihre Mutter. Ich würde dich gerne kennenlernen und mit dir über das reden, was du und sie gemeinsam zu haben scheint. Und keine Angst: Ich halte dich ganz sicher nicht für verrückt. Weißt du, es gibt in diesem großen Universum viele Dinge, die wir uns nicht erklären können. Daher halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass du mit deinem toten Freund reden und kommunizieren kannst. Meine Tochter hatte nie mit mir darüber gesprochen, deswegen bin ich umso neugieriger zu erfahren, was es damit auf sich hat. Du bist gerne eingeladen, mich in New York zu besuchen. Ich verspreche dir alles zu sagen, was ich weiß. Mir ist klar, dass ich eine fremde Person bin und du vermutlich daran zweifelst, ob man mir vertrauen kann. Sei dir sicher, dass ich keine bösen Absichten habe, sondern nur mit dir herausfinden möchte, was es damit auf sich hat. Für meine Tochter und auch für dich. Ich erzähle dir alles, was ich weiß.
PS: Wenn du kommen willst, meine Adresse ist die Green Avenue 22.
Liebe Grüße Linda Parker
Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich am Morgen diese Nachricht sah, als ich rein zufällig den Computer startete und mein Browser noch offen war. Ella, oder eher gesagt ihre Mutter, hatte sich wirklich bei mir gemeldet. Ich konnte es kaum glauben und starrte immer noch völlig fassungslos auf meinen Bildschirm.
Würde Linda mir etwas sagen können, was ich bis jetzt noch nicht wusste?
Machten ich und ihre Tochter wirklich dasselbe durch?
Was war, wenn das nur eine Falle war?
Und warum hatte sie sich gemeldet und nicht ihre Tochter?
Das Ganze war äußerst merkwürdig und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich grübelte, ob ich das Angebot ernsthaft annehmen konnte.
Andererseits, was hatte ich schon zu verlieren?
Linda schien mich nicht für verrückt zu halten und mir zu glauben, dass das, was ich gerade durchmachte, real war. Vielleicht wusste sie etwas, was Matteo und mir helfen würde und da musste ich doch unbedingt diese einmalige Chance ergreifen. Und wer weiß, eventuell konnte ich auch Ella helfen. Keine Ahnung, ob sie noch mit ihrem Bruder sprach, aber ein Versuch war es wert. Sowieso war ich viel zu neugierig. Ich wollte wissen, wie es ihr ging und wie sie es gemacht hatte mit der Trennung zwischen den Lebenden und den Toten.
,,Matteo'', flüsterte ich und hoffte, dass er auftauchen würde. Und er tat es. Er war nun in meinem Zimmer und schaute mich fragend an, als er sah, dass ich an meinem Schreibtisch saß.
,,Ellas Mutter hat sich bei mir gemeldet. Sie will sich mit mir treffen und über das reden, was Ella und ich gerade durchmachen. Ich glaube, dass sie vielleicht Dinge weiß, die wichtig für uns sein könnten.''
,,Hältst du das für eine so gute Idee, Mila? Was ist, wenn das irgendeine Falle ist? Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas zustößt. Ich kann nicht auf dieselbe Weise wie früher auf dich aufpassen. Bitte sei einfach vorsichtig und tue nichts unüberlegtes.'' Ich verstand, dass Matteo sich Sorgen machte und es für keine gute Idee hielt. Mag sein, dass es leichtsinnig war, Linda zu vertrauen. Ein Bauchgefühl von mir sagte mir jedoch, dass ich das konnte. Bis jetzt hatte ich mich immer auf dieses verlassen können und auch dieses Mal glaubte ich nicht daran, dass mich dieses im Stich ließ oder mich anlog.
Eine Google Suche ergab, dass in der Green Avenue 22 wirklich eine Linda Parker wohnte. Es war außerdem eine Telefonnummer angegeben und ich spielte mit dem Gedanken, sie einfach anzurufen. Je nachdem konnte ich entschieden, ob man ihr trauen konnte oder nicht.
,,Ich rufe sie mal an. Wenn sie abnimmt und bestätigt, dass sie es ist, werde ich zu ihr gehen. Ich will herausfinden, was mit Ella ist, Matteo. Du hast mich gebeten, dir zu vertrauen, als es um Jamie ging, also bitte ich dich darum, mir in dieser Sache zu vertrauen. Ich passe auf mich auf. Ich sage meinen Eltern, wo ich bin und ich habe auch mein Handy. Wenn es mir so vorkommt, als wäre irgendwas an der Sache faul, klingele ich erst gar nicht. Wir müssen alles wissen, was uns irgendwie helfen kann. Bitte.''
,,Also schön. Ruf zumindest bei ihr an'', gab er sich geschlagen und ich wählte direkt die angegebene Nummer.
Es dauerte etwas, doch dann meldete sich jemand mit den Worten,,Hallo, hier ist Linda Parker. Mit wem habe ich das Vergnügen zu sprechen?''
Mich beruhigte es, dass es tatsächlich eine Frauenstimme war und sie sich mit dem angegebenen Namen meldete.
,,Hallo Misses Parker. Hier spricht Mila Kingston. Sie hatten auf meine Nachricht im Forum geantwortet:''
Ich hielt den Atem an und war gespannt, wie sie darauf reagieren würde. Wenn es die richtige Linda war, würde es sofort Klick bei ihr machen.
,,Ah, hallo Mila. Ich freue mich sehr, dass du dich bei mir meldest. Ich hätte es aber auch verstehen können, wenn du dich gar nicht erst bei mir gemeldet hättest. Ich selber habe einige Fragen und du wahrscheinlich auch. Deswegen hatte ich vorgeschlagen, ob wir uns nicht persönlich kennenlernen wollen. Natürlich nur, wenn du es auch möchtest. Wohnst du weit weg von New York?''
,,Nein, nur zwei Stunden entfernt'', beantwortete ich ihr ihre Frage. ,,Ich würde Sie auch gerne persönlich kennenlernen, Misses Parker. Denn wie sie selbst sagen, ich habe einige Fragen, bei denen Sie mir bestimmt helfen können. Da Ganze ist schon etwas verrückt, aber die Situation an sich ist es eh schon. Das kann man nicht einfach nur am Telefon besprechen. Ich habe noch eine Feier zu organisieren, aber danach könnte ich nach New York fahren und sie besuchen kommen. Was meinen Sie dazu?''
,,Können wir gerne so machen. Du hast ja nun meine Nummer. Wenn irgendwas sein sollte, melde dich bei mir. Ich bin zuhause und du kannst zu jeder Zeit kommen.''
Auf mich wirkte Linda wie eine ganz normale Frau, vor der ich keine Angst zu haben brauchte. Wir brauchten einander, also entschied ich mich dazu, das Wagnis einzugehen. Selbst wenn ich mich in ihr täuschen würde: Ich wollte es riskieren und herausfinden, was mit Ella war. Sie war der Schlüssel und ich würde mir durch so gewiss vieles mehr erklären können. Ich musste es einfach versuchen und es darauf ankommen lassen.
,,Alles klar, Misses Parker. Wir sehen uns dann in ein paar Tagen. Bis bald. Haben Sie noch einen schönen Tag.''
,,Denn wünsche ich dir auch, Liebes. Bis dann.''
Ich legte auf und meine Aufmerksamkeit galt nun wieder Matteo. ,,Uns läuft die Zeit davon, Matteo. Ich muss es einfach tun.''
,,Hoffen wir mal, dass es eine gute Idee war'', murmelte er und grübelte.
,,Ist irgendwas?'', hakte ich nach und wünschte mir, dass er seine Gedanken mit mir teilen würde.
,,Es kann natürlich ein großes Zufall sein. Aber Jamie hat mich jedes Mal nach New York gebracht, als ich mich mit ihm getroffen habe.''
,,Ein Grund mehr, um dort hinzufahren'', meinte ich fest entschlossen, umso mehr darin bestärkt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Wir waren auf der richtigen Spur und konnten vielleicht die beiden Puzzelteile Jamie und Ella miteinander verbinden, wenn ich mich mit Linda traf. Ich war sehr gespannt, was mich erwarten würde und bereit, dieses Rätsel zu lösen.
1219 Wörter
DU LIEST GERADE
Nicht hier, aber auch nicht weg (ONC 2024) ✔️
Romanzi rosa / ChickLit,,Meine Mila, ich bin vielleicht nicht mehr hier, aber auch nicht weg. Ich liebe dich unendlich viel und das für immer.'' Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich Mila Kingston und Matteo Strong das erste Mal auf einer Party begegnen. Beide merke...