04. Februrar. 2024/ 07.Februar 2024/ 13.Februar

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Warum ich nichts auf die Kette bekomme? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Warum ich das hier immer noch alles nieder schreibe? Auch das weiß ich nicht mehr. Ich weiß gar nichts mehr, außer das alles außer Kontrolle geraten ist.

Girl-  was willst du noch? Du hast eine Wohnung, du hast essen wenn du's willst. Du gehst aufs Berufskolleg, du machst dein Abitur und absolvierst eine nicht unbedingt wenig angesehene Ausbildung. Du kannst wann immer du willst dich mit zwei Pferden beschäftigen. Du hast zwei Kaninchen und du hast freunde. Ganz obendrein hast du jetzt sogar noch nen Job- also-was in aller Welt willst du noch?

Was weiß ich schon. Eine Familie? Ein zu Hause? Freunde können Familie nicht ersetzen. Eine Wohnung bedeutet nicht gleich zu Hause. Abitur und Ausbildung sind noch lange keine Existenzabsicherung. Die Pferde sind nicht mehr was sie mal waren. Und dieser Job... war das sicher die rechte Entscheidung? Aber ja, was beschwere ich , eigentlich habe ich ja doch alles was ich brauche. Zum überleben, zum sich entwickeln. Ich darf nicht undankbar sein nur weil mir eine einzige, bzw zwei , kleine Dinge fehlen. Eine Familie und ein Zuhause. Sicherlich, das ist kein Grund. Aber das ich etwas speziell bin ist sicher schon aufgefallen.

Mein Blick wandert durch den Raum. Die reithandschuhe die achtlos auf dem Boden neben dem Stapel Schulbücher und unerledigter Hausuafgaben liegt. Reitsocken die nur noch erschöpft in die Ecke geflogen sind. Der Schrank ist halb offen und davor liegen Medikamente und Verpackungen zerstreut weil ich ein bestimmtes in eile gesucht hatte. Herr im Himmel, mein Vorrat sieht ja aus wie der einer 80 jährigen. Die Bilder an den wänden kommen mir schief und unordentlich angeordnet vor. Ich muss dringend aufräumen, ich muss aufgaben erledigen und irgendwie die Dinge in den Griff bekommen. Mich heute auf die kommende Woche vorbereiten, so wie eben jeden Sonntag. Oder wie es eben mal war. Aber irgendwie... Die zeit rast. Es ist bereits Nachmittag und ich habe nichts getan außer pancakes backen, Serie schauen und mein Bett nicht verlassen. Mein Körper tut nach gestern an jeder stelle weh. 26.000 Schritte, zwei Pferde, 2 stunden einarbeitungsschicht und um dort hin zu kommen 30 Minuten Fußweg hin und 30 zurück. Wäsche waschen, Wäsche falten. Arbeiten über arbeiten und keine Pause. Sicherlich, irgendwo werde ich das brauchen, zum überleben, zum über Wasser halten. Es hält mich lebendig und am laufen. Psychisch. Aber körperlich werde ich den preis irgendwann zahlen müssen. Er erholt sich grade erst wieder. Er braucht eigentlich noch mehr Zeit und das weiß ich. Aber sobald mein Geist einmal erst wieder wach wird ist er kaum noch zu halten. Es ist als baut sich eine solche Wucht an Energie auf, an Lebendigkeit, das es droht meinen Körper zu zersprengen. Denn dieser ist noch lange nicht wieder in der Lage das auszuhalten was der Geist wieder bereit ist zu geben. Aber ihn unter Kontrolle zu halten? Das hat noch niemand geschafft. Ich erst recht nicht. Die Medikamente machen es besser, sicherlich, aber es sperrt den teil nur ein, es macht ihn nicht weg. Ich spüre ihn immer noch, aber er darf nicht mehr ans licht. Und so entfremde ich mich auch immer weiter von mir selbst. Spannungszustände des vierten Prinzips nach Hurrelmann, die letzten beiden stunden des Unterrichts haben mich sehr zum nachdenken  gebracht. Der Übergang von Jugend zu erwachsen, das loslassen der Kindheit, das erste vorsichtige ablösen des behüteten Elternhauses. Es fällt mir unfassbar schwer. Ich wünschte ich hätte dieses Elternhaus. Eltern die ich all diese vielen fragen zum leben fragen kann. Eine Sicherheit für die Dinge die ich tue. Aber man kann eben nicht alles haben.  Ich bin nunmal auf mich alleine gestellt, habe große ziele und werde für all das alleine kämpfen müssen. Und das ist okay, ist es nicht das was uns stark macht? Uns erfolg bringt? Der erste Job, das erste eigene Gehalt das man bekommt macht einen stolz. Es ist ein großer schritt in die richtige Richtung. Aber die Zweifel bleiben. War es richtig? Halte ich dem stand vier mal die Woche neben stall, Klavier und schule zu arbeiten? Aber eine andere Wahl habe ich nicht. Doch wenn es falsch war, dann muss ich die Konsequenzen völlig alleine tragen. Ab morgen startet die erste wirklich heftige Woche nach dem neuen Zeitplan. Aufstehen um 5 um zu lernen, um 6;30 das Haus verlassen. 4 Tage die Woche arbeiten gehen, einen Tag 9-10 stunden schule und 2-3 mal die Woche stall. Abends lernen und nochmal nachts in der Zeit von 1-2. Es erscheint mir kaum machbar. Aber das ist vielleicht Erwachsenwerden wenn man von beginn an auf sich selbst gestellt ist. Man arbeitet so viel man kann, versucht sich etwas aufzubauen, alles vergangene vergessen um sich voll und  ganz auf das jetzt und die Zukunft zu konzentrieren.

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