OS 22 - Viviane

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Ich geb zu, die Schuld lag eindeutig bei mir
Ich hab die Warnung ignoriert
Und das Verlangen unterschätzt
Das du weckst

Nach noch mehr, nach einem Leben nur mit dir
Das wusste ich erst hinterher
Doch, dass es mich zerbricht
Erfährst du nicht

Ich sag nur: "Kein Problem" (kein Problem)
"Was soll schon geschehen?
So schnell verliebe ich mich nicht
Ist schon okay für mich"
— Kein Problem • Roland Kaiser —

Seit ein paar Tagen hatten wir den FC Bayern München zu Gast. Der Verein absolvierte in Rottach-Egern sein obligatorisches Trainingslager, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Dafür hatten sie für zwei Wochen in dem Hotel ihre Zelte aufgeschlagen, in dem ich seit einigen Wochen die stellvertretende Bankettleitung übernommen hatte. Die Vorbereitungen waren ganz schön stressig gewesen und auch jetzt war die Zeit nicht gerade ruhig. Das Trainingslager war durch den Verein angekündigt worden und somit waren entsprechend Fans vor Ort. Draußen vor dem Gebäude und in der Stadt wimmelte es nur so davon. Der Großteil war nett, so weit ich das beurteilen konnte, aber die Spieler waren dennoch zum Teil ziemlich genervt.
Ich konnte es in gewisser Weise auch nachvollziehen. Zu unserem Hotel gehörte eine Art Privat-Strand, wo die Gäste ihre Ruhe hatten. Dennoch waren die Spieler, die sich nach dem Training eine kurze Abkühlung gönnen wollten, beim Baden durch die Presse fotografiert und auf dem Weg hinein ins Hotel für Autogramme und Fotos von den wartenden Fans abgefangen worden.

Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich daran dachte, dass ich ebenfalls an meinem Bürofenster gestanden und einen Blick riskiert hatte. Wie von selbst hatten meine Augen ihn unter seinen Mitspielern gefunden. Schon seit der Anreise war er äußerst charmant zu mir gewesen. Hatte mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit angelächelt, gefragt, wie es mir ginge und - bei einem Kaffee, den wir draußen auf der geschützten Terrasse genossen hatte - was man hier so machen könnte, denn zwischendurch hatten sie immer mal einen Vor- oder Nachmittag oder auch mal einen ganzen Tag frei.

Jedenfalls war er nicht zu übersehen, wie er da im Wasser gestanden hatte: Groß gewachsen, muskulös und mit seinem sexy Hintern in der engen Badehose war er einfach fantastisch anzuschauen. Und ich erwischte mich dabei, wie ich mir vorstellte, wie ich ihm aus dieser schrecklich engen Badehose half, die sehr viel mehr zeigte, als das sie verbarg.
Okay, Viviane, Schluss jetzt!
Erste Regel: Nie was mit Gästen anfangen!
Egal, wie attraktiv sie waren.
Oder charmant.
Oder süß.
Oder...was auch immer...

Heute jedenfalls hatte die Mannschaft ihren freien Tag und seit wir unsere besonderen Gäste hier hatten, waren wir personaltechnisch ein wenig unterbesetzt. Deshalb half ich mit aus, wo es gerade notwendig war. Heute Vormittag war das mal wieder im Housekeeping der Fall. Nachdem ich bereits zwei Zimmer fertig hatte, schob ich den Wagen weiter und landete geradewegs vor seiner Tür. Bereits in den letzten Tagen hatte ich hier sauber gemacht, wobei das übertrieben war. Ich hatte mich um das Badezimmer gekümmert, neue Handtücher hingehängt, durchgesaugt und das Bett wieder hübsch her gerichtet, in dem er geschlafen hatte.
Und ich hatte an seinem Parfüm geschnuppert.
An seinem After Shave.
Das Bett betrachtet und mir vorgestellt, wie er und ich...
Nein, Viviane, Feierabend!
Erste Regel: Nie was mit Gäste anfangen!

Warum mein Herz mir bis zum Hals klopfte, wusste ich selbst nicht. Beim Frühstück hatte ich erlauscht, dass er mit einigen Jungs eine Fahrradtour machen wollten. Somit war er also gar nicht da. Warum sollte er auch?!
Etwa um auf mich zu warten?
Sicher nicht.
Leider nicht.

Ich atmete also tief durch, öffnete das Zimmer mit der Keycard und trat erst einmal ein, um Bestandsaufnahme zu machen, damit ich wusste, was ich ggf. alles vom Wagen brauchte. Normalerweise ließ ich die Tür immer auf; doch hier schloss ich sie immer. Damit ich nicht bei etwas erwischt wurde, was normalerweise nicht geschehen sollte.
Ein wenig sehnsüchtig sah ich mich im Zimmer um. Auf dem Bett lag ein Shirt; ich streifte mit den Fingerspitzen über den Stoff und nahm es schließlich an mich. Tief sog ich den Duft ein, eine Mischung aus seinem Parfüm, Aftershave und einfach ihm.
Gut riechende Männer waren gefährlich.
Die kamen auch meine Hitliste der Männer, bei denen man besonders vorsichtig sein sollte.
Und er war - leider - oder auch nicht - alles in einem...
Sehr zu meinem Leidwesen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 27 ⏰

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