▶ 𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙

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Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
(Apostelgeschichten 4:32)

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"Ich glaube, ich muss mich übergeben, Tom-", setzte Deborah an, konnte ihren Satz aber nicht beenden, da sich ihre Worte im nächsten Moment bereits bewahrheiteten. Aber weil sie ohnehin bereits halb über dem Rand des kleinen Ruderboots hing, stellte das auch kein großes Problem dar. Der Mann, der das Boot steuerte, war davon ziemlich unbeeindruckt - wahrscheinlich erlebte er so etwas öfter.

"Vielleicht hättest du vor der Fahrt besser doch nichts gegessen", meinte ihr älterer Bruder und tätschelte ihr ein wenig unbeholfen den Rücken.

"Aber es war Pizza", jammerte die junge Frau. "Wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder eine essen kann. Das könnte Wochen dauern!" Seit sie diese Nussschale, die sich eigentlich kaum ein Boot schimpfen durfte, betreten hatte, bereute Debby, dass sie diesem Unsinn zugestimmt hatte. Natürlich, ihr Vater war krank und sie hatte ihm einen Gefallen tun wollen, allerdings schadete es manchmal nichts, ein bisschen zu flunkern. Aber weil sie das nicht übers Herz gebracht hatte, saß sie nun in einem kleinen Boot auf der offenen See und hoffte darauf, dass das Ding irgendwie diese blöde Insel erreichte.

Die Fähre, die zwischen Godemere Haven und dem Festland pendelte, fuhr nur einmal im Monat und sie hatten sie um zwei Tage verpasst. Das bedeutete, dass sie einen Monat auf der Insel ausharren musste - außer sie lieh sich eines der Ruderboote aus, aber bei ihrem Glück würde es sie dann bloß aufs offene Meer hinaustreiben und das klang nicht unbedingt verlockend.

"Es wird bestimmt sehr angenehm dort", meinte Thomas, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "Sicher, Pizza werden sie wohl nicht haben, aber ich denke, dass die Menschen sehr nett sind. Pater Reyes ist ein ganz herausragender Mann. Warte nur, bis du ihn reden hörst, Debby."

"Nur, weil du dein religiöses Erwachen hattest, Tommy, heißt das nicht, dass ich es auch haben werde. Ich bin nur für Dad hier. Und sobald die Fähre nächsten Monat kommt, bin ich wieder weg."

"Du bist eine unverheiratete Frau und jemand muss auf dich aufpassen. Ich fände es besser, wenn du bei mir bleibst. Ich muss mich zwar auch noch bewähren, aber bestimmt findet sich auch für dich ein Platz in der Gemeinschaft", versuchte ihr Bruder sie zu beschwichtigen.

Deborah verdrehte die Augen. Sie hatte keine Lust, weiter mit ihm zu diskutieren, dafür war ihr ohnehin zu übel. Sie war eine 25 Jahre alte Frau, sie brauchte niemanden, der sie beschützte. Natürlich war ihr bewusst, dass sie nicht ewig fröhlich in den Tag hineinleben konnte, aber sich einer religiösen Gemeinschaft anzuschließen, war selbst für ihren Bruder eigentlich zu extrem.

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Glücklicherweise dauerte die Fahrt zur Insel nicht mehr sehr lange. Deborah war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und nicht mehr von den Wellen in einer klapprigen Bananenkiste hin- und hergeworfen zu werden. Vielleicht war das ein wenig übertrieben, denn das Meer war eigentlich recht still und das Boot stabil, aber es gab definitiv angenehmere Arten des Reisens.

Während Thomas ihrem persönlichen Fährmann ein Trinkgeld gab und sich um ihre Koffer kümmerte, sah sich Debby ein wenig um. Einen richtigen Hafen gab es nicht, nur eine kleine Anlegestelle. An dem schmalen Strand verteilt lagen vereinzelt kleine Boote, von denen einige ein Stück hinausgefahren waren, offenbar zum Fischen. Das verwitterte Holz knarrte unter ihren Füßen und auf den ersten Blick schienen auch der Leuchtturm und die Häuser, die sie von dort aus sehen konnte, aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen. Bis auf die Fischer in ihren Booten entdeckte sie zunächst nicht viele andere Leute; ein paar Kinder, die im Sand nach Muscheln suchten, zwei Frauen, die Körbe von einem Haus in ein anderes trugen. Selbst die Menschen schienen einer anderen Zeit entsprungen zu sein.

Auf einer InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt