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Mit Tränen in den Augen eilte Aschenputtel zum Grab ihrer Mutter. Die Eltern und ihre Stiefschwestern waren vergnügt zum Ball des Königs aufgebrochen. Heute war der letzte Abend vom großen dreitätigen Fest. Danach würde der Königssohn seine Braut wählen. Natürlich hoffte die Stiefmutter, dass eine ihrer beiden Töchter die neue Königin würde.
Aschenputtel sah sich immer wieder um. Niemand durfte bemerken, wie sie das Haus verließ. Alle sollten glauben, dass sie einsam zu Hause verharrte. Die Stiefmutter hatte ihr so viele Arbeiten aufgetragen, dass sie diese kaum bewältigt bekam. Aber sie war fleißig und hatte emsig geputzt und gefegt. Und so hatte sie es schlussendlich geschafft. Denn ihr Herz schlug nur für den Königssohn. Sie sehnte sich danach, erneut mit ihm zu tanzen, seine liebevollen Augen auf sich ruhen zu fühlen, seine wunderbare Stimme zu hören, die ihr Komplimente zuflüsterte. So hatte sie sich sehr beeilt. Es drängte sie geradezu, so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen. Auch jetzt verlor sie keine Zeit.
„Liebe Mutter, bitte verzeiht mir, dass ich mich nicht lang aufhalten kann", begann sie, als sie sich ans Grab unter den Haselbaum stellte. „Ich werde Euch ein anderes Mal alles erzählen, was mir alles in den letzten Tagen widerfahren ist." Dann atmete sie tief ein und hob den Kopf.
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich!"
So rief sie wie an den Tagen zuvor mit ihrer hellen, klaren Stimme. Und der Vogel, der im Haselbäumchen war, warf Aschenputtel ein Kleid herab, das prächtiger als die Kleider der zwei anderen Abende war, es glänzte im abendlichen Schein und war aus dem feinsten Stoff, den ein Schneider nur in Händen halten konnte. Dazu bekam sie feine goldene Pantoffel, die so klein und zierlich waren, dass sie sich perfekt an ihre Füße schmiegten. Nie hatte sie etwas Schöneres getragen.
Mit zitternden Fingern schlüpfte sie aus ihrem alten grauen Kittelchen und hinein in die kostbaren, reich bestickten Kleider. Sie sah so schön aus wie nie zuvor und fühlte sich beschwingt und voller Vorfreude. Eilig machte sie sich auf den Weg zum Schloss. Bald sah sie ihren Königssohn!
Oh, was war sie aufgeregt. Ihr Herz schlug so heftig und schnell, dass sie schon fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen, als sie das hell erleuchtete Schloss erblickte. Es sah alles so prachtvoll aus und noch schöner als die Abende zuvor. Es schien, als wolle der Lichterglanz des Königshauses mit Sonne und Mond zugleich wetteifern. Ganz gewiss war das zauberhafte Kleid für diesen festlichen Abschlussball genau das Richtige.
Ein Lächeln huschte über Aschenputtels Gesicht, als sie sich erinnerte, wie die Stiefmutter und die Stiefschwestern die letzten beiden Abende ungläubig auf sie gestarrt hatten. Sie wussten sofort, dass diese wunderschöne, fremde Prinzessin ihnen den Königssohn streitig machte – und sie ahnten nicht, dass es sich um das verachtete Aschenputtel handelte. Und der Königssohn hatte nur Augen für sie gehabt. Jeden Tanz hatte er allein für sie reserviert. Denn durch die wunderschönen Gewänder von Zauberbaum und Zaubervogel war sie die prächtigste und schönste Jungfer von allen. Das Herz des Königssohns gehörte gewiss allein ihr. Endlich gab es einen, der nur sie liebte und allein auf sie voller Zuneigung sah.
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Eine zweite Chance
RomanceHabe ich ein schönes Leben? Nein. Definitiv nicht. Zumindest nicht mehr, seit mein Vater eine neue Freundin hat. Aschenputtel lässt grüßen! Dass ich schon achtzehn bin, macht es nicht besser. Auch Abiturientinnen haben das Recht, zu Hause leben zu d...