Wo seit ihr? (~Taddl FF)

Wiedersehen auf der anderen Seite

LEONIES SICHT:

Es ist schön, so wunderschön. Es macht mich so froh, ihn glücklich zu sehen.

Ich stehe hinter Ardian und beobachtete das Gespräch intensiv. Mein Blick wanderte zu der alten Frau die an dem Eichentisch saß und, so wie ich, den beiden verwirrt beim diskutieren zusah. Sie sah nett aus, ich vermutete dass sie Ardys Mutter war. Sie hatte seine Augen. Ein leichtes Lächeln schlich sich über meine Lippen und auch als sich Ardy und Taddl aus ihrer Umarmung lösten, verschwand es nicht. Dank Ardy würde Taddl in der Lage sein, von Vorne anfangen zu können und die Schmerzen zu vergessen.

Gerade als sich ein weiteres Grinsen in meinem Gesicht breit machen wollte, verblaßte das Bild und alles wurde schwarz. Ich wurde nach oben gezogen, als wäre mein gesamter Körper mit Seilen befestigt die jemand gerade wieder einholte. Und ich wehrte mich nicht, ich war überrascht aber nicht verängstigt. Dann wurden die Seile losgelassen und ich fiel zu Boden, auf meine Knie. Es schmerzte als sie auf den glatten Schwarz Grund prallten. Der Raum war dunkel, aber konnte man es überhaupt als einen "Raum" bezeichnen? Wände und Decke waren nicht vorhanden, jedenfalls waren sie zu weit entfernt um sie zu sehen. Verwirrt sah ich mich um, bis ich plötzlich eine Gestalt sah, die mir den Rücken zu drehte. Als sie sich zu mir zuwandte blieb mir der Atem stehen. MEIN VATER! Heiße Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Mein Vater...

Wie lange ist es wohl her, dass wir uns gegenüber standen?

Hektisch stand ich auf. "Baba?" ,die Tränen stoppten nicht, doch mit ihnen stahl sich auch ein Lachen auf mein Gesicht. "Baba!" ,brüllte ich. "Leonie?" ,seine Stimme brach mich zum anhalten. Sie klang so alt und gebrechlich so erschöpft, so unendlich verletzt.

Langsam ging ich weiter und blieb direkt vor ihm stehen. Mein Vater sah mich bestürzt an, besorgt und irgendwie verwundet. "Was machst du hier?" ,fragte er nach einer Weile: "Kommst du mich besuchen oder bleibst du?" "Bleiben?" ,mein Lächeln erstarb: "Wo bleiben?" Mein Vater kam etwas näher an mein Ohr und flüsterte: "Ich weiß es nicht". "Baba?!" ,in meinen Kopf ratterte es: "Ich dachte du wärest tot". Er lächelte gequält: "Stimmt. Ich bin schon ziemlich lange tot und du auch. Dennoch hast du kein einziges Mal an mich gedacht." Erschrocken sah ich ihn an. Wie konnte er nur so etwas von mir denken? Schließlich bin ich doch seine ...

In diesem Augenblick wusste ich, dass er Recht hatte. Ich hatte keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet, an meinen eigenen Vater. Bestürzt sah ich auf meine Füße: " Und... wieso bin ich hier?" "Du wurdest vergessen, Leo" ,erklärte er sanft: "Niemand erinnert sich an dich. Du bist tot. Du kannst nicht immer in ihren Gedanken herumspuken oder sie beobachten wann und wo du willst. Irgendwo wird immer ein Schlussstrich gezogen. Wann ist eine andere Sache". "Vergessen?" ,wiederholte ich, wie ein kleines Kind auf der Schulbank: "Das kann nicht sein. So wie Taddl sich um mich gekümmert hat". "Er hat Ersatz, Leo" ,Baba legte seine Hände auf meine Schultern: "Er wird ein neues Leben anfangen. Ein glückliches Leben haben. Lass ihn los. Lass nicht zu, dass er die Vergangenheit nicht verkraften. Hilf ihm!" "Aber... was wird aus mir?" ,meine Stimme zitterte: "Ich dachte er würde mich lieben". "Leo" ,mein Vater umarmte mich: "Er hat dich geliebt, aber du bist nicht mehr da. Ihr wart nie ein richtiges Pärchen, oder? Du wirst sicher immer ein schöner Gedanke bleiben. Das was du jetzt durchmachte: Da musste ich auch durch. Meine eigene Tochter, die mich einfach so vergisst...". Seine Stimme brach, er hörte auf zu reden und mein Rücken wurde nass. Ich klammerte mich an seinem T-Shirt fest und drückte meine Nase in den weichen Stoff. "Es tut mir Leid" ,schniefte ich: "Ich wollte dich nicht vergessen. Es tut mir Leid, es muss wehgetan haben. Ich werde es wieder gut machen, sag mir wie. Ich tue alles, versprochen!" "Sag so was nicht" ,schluchzte er: "Ich habe dir schon längst verziehen". Er streichelte über meinen Hinterkopf. "Wenn du bei mir bleibst, ist das bereits Trost genug".