Kapitel 8

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Rune

In dem Moment, als ich die Tür hinter Hollis schloss, bereute ich meine Entscheidung, auch wenn es die richtige gewesen war.

Ich hatte gewusst, dass wir es nicht schaffen würden, von ihnen zu fliehen, als Alastair Redwood keine Verstärkung schickte. Sehr wahrscheinlich war die Nachricht, die ich ihm vor dem Café geschickt hatte nicht einmal bei ihm angekommen. Dafür hatte Dad mit Sicherheit gesorgt. Genauso wie dafür, dass die bereits bestehenden Bodyguards ihren Posten verließen und dass die Überwachungskameras ausgeschaltet wurden. Also war mir nur noch eine Möglichkeit übrig geblieben, ich musste mitspielen.

Ich hatte ihr Drogen ins Wasser geschüttet, um sie auszuliefern. Denn wenn wir beide eingesperrt wurden, konnte ich ihr nicht mehr helfen. Aber so wäre es mir möglich, von innen die Stränge zu ziehen und sie am Leben zu halten.

Es gab auch noch einen zweiten Grund, warum ich es getan hatte, den ich aber noch nicht bereit war, mir selbst zu gestehen. Die verdammte Loyalität zu meinem Vater, dem Mann, der mich jahrelang misshandelt hat, von dem ich aber trotzdem nicht los kam.

Ich drehte mich mit erhobenen Händen zu den Starlings um. Aiden, der inzwischen seinen Motorradhelm ausgezogen hatte, kam mit kräftigen Schritten auf mich zu. Die Pistole immer noch schussbereit in den Händen. Sein lockiges braunes Haar war ganz verwuschelt und auf seiner olivfarbenen Haut glitzerten Schweißperlen. Das erste Mal in meinem Leben freute ich mich nicht, ihn zu sehen.

"Gibst du auf?", fragte er mich mit einem spöttischen Ton. Als ob ich jemals Aufgeben würde. Es fiel mir schon schwer genug, hier einfach so vor ihm zu stehen, ohne auch meine Pistole zu zücken.

"Keineswegs, ich feiere den Sieg mit euch"

Aiden sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Als könnte er nicht wirklich einen Sinn machen aus dem, was ich da gerade sagte.

"Wenn du die Tür öffnest, wirst du die Prinzessin bereit für den Transport vorfinden", erklärte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht, auch wenn mir eigentlich nicht zum Lachen zumute war. Es machte mich krank, so über sie reden zu müssen.

"Warum dann die ganze Verfolgungsjagd, wenn du sie uns auch einfach hättest ausliefern können?"

"Wo wäre denn der Spass daran?", antwortete ich immer noch breit grinsend. Als würde es mir jemals Spass machen, so mit einem unschuldigen Menschenleben zu spielen, besonders nicht mit ihrem Menschenleben.

Aiden lachte laut auf und die anderen Starlings stimmten mit ein. Er steckte seine Pistole zurück in den Gürtel und gab mir einen Klaps auf die Schulter.

"Die Zeit bei den Redwoods hat dich also nicht verändert, du bist immer noch zu jeder Zeit für einen Spass zu haben. Und ich dachte wirklich, sie hätten dich verweichlicht! ", grölte Aiden. Die anderen Starlings waren inzwischen auch zu uns rüber gekommen und gratulieren mir zu meiner gut gelungenen Täuschung. Aiden zog einen Flachmann aus seiner Jacken Tasche, den er zur Feier des Tages einmal in der Runde herum gab. Ich spürte, wie der brennende Alkohol mir die Kehle herunter floss und wie ein warmes, wohliges Gefühl in meinem Körper ausbreitete.

"Dann lass uns die Redwood Schlampe mal holen", sagte Aidan nach einiger Zeit. Auch wenn er wie ein Bruder für mich war, hätte ich ihm in diesem Moment am liebsten eine runtergehauen. Wie konnte er es wagen, so über sie zu sprechen? Aber ich musste stark bleiben, sonst wäre mein ganzer Plan für nichts gewesen.

Ich hielt meinen Daumen gegen den Scan und die Tür öffnete sich mit einem statischen Brummen. Und dann lag sie vor mir. Ihre langen, dunkelbraunen Haare ergossen sich über den Steinboden, ihr Gesicht war kreidebleich und ihre Augen waren geschlossen in einem unnatürlichen Schlaf. Aiden und seine Männer hatten wieder angefangen zu Grölen und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Als wäre das etwas was man feiern sollte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03 ⏰

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