Shadow of Lies

Kapitel 1

Reue, Angst, Trauer, Freude, Panik, Neugier, Wut...

Hayden spürte so viele fremde Emotionen die ihr fast den Verstand raubten.

Halt durch, halt nur noch bis zur Klasse durch!, redete sie sich in Gedanken gut zu.

Schnell huschte sie an fremden und an bekannten Mitschülern vorbei und hielt sich die Ohren wie immer zu, wie jeden Tag.

Und wie jeden Tag brachte es auch nichts!

Seit damals dem Tag an dem sie fast überfahren wurde vor ihrer Grundschule und dann wie durch ein Wunder doch noch auf der anderen Straßenseite gelandet war, hörte sie die Gefühle anderer Menschen und dachte dabei nur, dass sie verflucht worden sein muss.

Es war ein Fluch für sie, eine Qual, immer in der Nähe von Menschen die Gefühle zu lesen und schließlich gingen sie diese Gefühle auch gar nichts an.

Hayden stürzte ins Klassenzimmer und setzte sich so unauffällig und geräuschlos auf ihren Platz wie nur möglich.

Nachdem sie ihre Sachen für Biologie auf ihrem Tisch ausgebreitet hatte, nahm sie einen Stift und tat so als würde sie etwas Wichtiges auf einem Zettel schreiben.

In Wahrheit schrieb sie aber immer und immer wieder:

Ich will diesen Fluch nicht mehr!

Sie schreckte hoch als sich plötzlich eine Schar von Mädchen um ihren Tisch versammelt hatte.

Cynthia die Oberzicke stand vor ihr mit einem siegessicherem Grinsen im Gesicht.

Und neben ihr ihre zwei Freundinnen Bella und Stella mit einem ebenso siegessicheren Lächeln.

»Na, wieder Hörprobleme! Oder wieso hältst du dir immer die Ohren zu?!«

Hayden sah ihr erst ins Gesicht aber dann schweifte ihr Blick ab.

Cynthia umgab eine tiefblaue Farbe der Trauer und auf einmal fühlte auch sie sich Traurig.

Sie ließ ihren Blick gesenkt, nur um Sekunden später Cynthia mitleidig anzusehen.

»Tut mir leid«, murmelte Hayden und bereute es fast im selben Moment, dass ihr immer ohne nachdenken Wörter über die Lippen kamen die sie gar nicht sagen wollte.

In Cynthias Gesicht spielten sich die verschiedensten Fragen ab, bis sie merkte, dass sie nicht nachdenken brauchte um Hayden eins auszuwischen.

»Was hast du gesagt!?«, fragte sie, packte Hayden bei den Schultern und schubste sie grob auf ihrem Stuhl zurück.

»N... nichts! Ich habe nur so vor mich hin gemurmelt!«, versuchte sie die Situation zu retten, bevor sie alles nur noch schlimmer machte.

Cynthias Trauer hatte sich nun in eine rote Welle der Wut verwandelt, die sie umgab und Hayden erzitterte von diesem starken Gefühl und all den anderen Gefühlen die in der Klasse umherschwirrten, sodass ihr schon ganz schwindelig wurde.

Bella und Stella standen nun neben ihrem Stuhl und Cynthia direkt vor ihr.

Bella die rechts von ihr stand, trat gegen Haydens Stuhl und sie versuchte noch sich an ihrem Tisch fest zu klammern doch da stand eine schelmisch grinsende Cynthia.

Mit einem Aufschrei fiel Hayden mit dem Po auf den Boden, als ihr Stuhl umkippte, während Stella die noch vor einer Sekunde dort stand, überrascht zur Seite sprang.

»Siehst du, was du davon hast mich anzulügen!«

Cynthia packte nach Haydens Haaren und wollte sie daran nach oben ziehen, als ihr Biolehrer Mr. Smith das Klassenzimmer betrat.