Kapitel 07

21 7 0
                                    

Schwanger.

Noch immer habe ich mit dem Wort in Verbindung mit meiner besten Freundin und meinem Vater zu kämpfen, aber auch Jay ist vergleichsweise still. Sarah, die angeschossen wie ein Reh den Rückzug antritt um etwas alleine zu sein, hat meine Stimmung mit Sicherheit bemerkt.

"Du weißt was das heißt." murmelt Jay schließlich und beugt sich über die Lehne des Sofas, auf dem ich gerade Platz genommen habe. "Ich muss ihn finden. Ich muss mich noch mehr anstrengen ihn nach Hause zu bringen. Andernfalls..."

"Was? Du magst Recht haben und er sollte hier sein, aber weißt du was? Sarah ist stark. Stärker als sie weiß. Und ich werde sie unterstützen so gut ich kann. Und dann gibt es da noch dich, Cameron und Ophelia." kontere ich um seine nächsten Sätze direkt im Keim zu ersticken. "Ich will nicht sagen das wir auch ohne Dad können, aber... Im Ernstfall..."

Völlig perplex starrt Jay mich an, als hätte ich mich schon damit abgefunden das Dad fort ist. Als wäre seine Abwesenheit nicht weiter tragisch. Doch er irrt - denn ich leide keine Sekunde weniger als er oder Sarah. Aber ich muss trotzdem realistisch bleiben und vorbauen, denn in dieser Familie wird sich bald einiges ändern... Und wenn es soweit ist und es sein muss, muss ich Dad's Position einnehmen und diese Familie führen. Obwohl ich dafür gewiss noch lange nicht bereit bin.

___________

Jay ist gefahren, denn sein Bestreben Dad unbedingt zu finden hat sich verstärkt. Darüber hinaus hat er mich angesehen, als wäre ich der Teufel höchstpersönlich und es kommt mir so vor, als wollte er unbedingt von mir weg, nachdem was ich gesagt habe. Es sollte mich nicht stören das er mich so angesehen hat, besonders dann nicht, wenn man unsere Vergangenheit kennt. Wir konnten uns nie sonderlich gut leiden und genau das kommt mir immer wieder in den Sinn wenn ich darüber nachdenke, wie wir jetzt miteinander umgehen. Ich kann mir ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen, auch wenn die Situation gerade ist wie sie ist.

Ich kümmere mich um die Hütte, koche essen und versuche Sarah dazu zu bewegen aus dem Zimmer zu kommen. Sie hat sich vollkommen eingeigelt, als würde sie das vor der bitteren Realität schützen. Als sie dann schließlich doch nachgibt und die Tür öffnet kann ich die getrockneten Tränen und die rot unterlaufenen Augen sehen. "Ach Süße..." flüstere ich und nehme sie in die Arme. "Wir schaffen das, hörst du? Wir schaffen alles. Und weißt du auch wieso? Weil wir zusammen halten."

"Du hasst mich nicht?" fragt sie plötzlich panisch und will sich aus der Umarmung lösen. "Wäre ich du, wüsste ich nicht ob..."

"Ich hasse dich nicht. Wie könnte ich? Du bist meine beste Freundin. Daran ändert auch eine kleine Schwangerschaft nichts." sage ich deutlich und schenke ihr ein Lächeln. Ich bin sicher das jeder in meiner Situation anders reagieren würde, aber ich bin kein Mensch der noch nach unten tritt, wenn mein Gegenüber bereits am Boden ist. "Du bist nicht allein. Jay ist los und versucht neue Erkenntnisse zu erlangen. Und Cameron und Ophelia sind nur einen Anruf entfernt. Was auch immer du also brauchst... Wir sind an deiner Seite."

Bitterlich weint sie in meinen Armen und es bricht mir das Herz das ich ihr nicht mehr als meine Worte bieten kann. Ich kann nur hoffen das Jay wirklich etwas findet und das sich alles zum besseren wendet.

___________

Einige Wochen vergehen und Sarah hat sich an den neuen Umstand gewöhnt. Immer wieder ertappe ich sie dabei wie sie gedankenverloren da steht und ihren Bauch streichelt, es aber sofort lässt als sie meinen Blick bemerkt. Sie ist noch unsicher, aber ich habe Hoffnung das es jeden Tag etwas besser wird.

Jay kommt jeden Abend in die Hütte. Meist ist er dabei so mies gelaunt, daß ich Abstand zu ihm halte, doch an diesem Abend ist es besonders schlimm. Er brummt selbst als Sarah ihn fragt ob er was gefunden hat und so sensibel wie sie gerade ist fasst sie es als etwas schlimmes auf. Schließlich verlässt er die Hütte und beginnt damit, einige Blumenbehältnisse vor der Tür als Ventil zu nutzen.

BLOODLINE : Mariella Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt