Kapitel 01

53 7 1
                                    

Ich hasse ihn.
Den Mann an Dad's Seite, der alles tut was man ihm aufträgt, ohne auch nur einen Moment zu zögern oder zu zweifeln. Der wie ein Schosshund nur darauf wartet Anerkennung zu erhalten für das, wofür man ihn bezahlt.

Jay.

Gerade mal ein wenig älter als ich spielt er sich mir gegenüber wie ein Leibwächter auf - was er zugegebenermaßen ja auch ist. Alles auf Befehl von Dad, der einen übertriebenen Beschützerinstinkt vorweist, was mich nur noch mehr einschränkt und besonders nervt.
Egal wohin ich gehe, er steht stets nur wenige Meter entfernt und beobachtet mich. Durchbohrt mich mit seinen Augen, die hinter der Sonnenbrille versteckt sind. Doch es gibt auch gute Momente. Momente in denen er keinen Zugriff auf mich hat, wenn Dad ihn für sich selbst beansprucht und ich meine kleine, neu gewonnene Freiheit zusammen mit meinem Freund Adam genießen kann.

Adam ist perfekt - besonders für mich. Wir haben unsere Probleme und Schwierigkeiten wie jedes andere Paar, doch ich arbeite mit Hochdruck an mir und an dieser Beziehung, damit alles glatt läuft. Seit geraumer Zeit sind wir zusammen und wenn man all die male in denen wir uns im Streit getrennt haben weg lässt ist das schon eine beachtliche Länge.
Deshalb freue ich mich umso mehr, das wir gemeinsam eine Weile die Seele baumeln lassen wollen. Wir haben uns den Urlaub verdient, nachdem der Abschluss endlich in meiner Tasche ist.

Während ich also darauf warte das Adam bei mir zuhause aufkreuzt bitte ich Dad in einem Gespräch um einen Gefallen. Sarah, meine beste Freundin seit Kindheitstagen, steckt in einer eher ungemütlichen Lage wenn man bedenkt was ihr Freund Samuel getan hat. Damit sie ihm nicht ungewollt über den Weg läuft möchte ich, daß sie hier bleibt, bei mir zuhause - auch wenn ich verreise. Also lege ich all meinen Mut und die Ernsthaftigkeit der Lage in meine Stimme als ich Dad darum bitte sie hierbleiben zu lassen.

"Okay." ist das einzige was er antwortet und wie vom Blitz getroffen starre ich ihn an. "Wie? OKAY?" gebe ich zurück, völlig ungläubig wie einfach das gerade gewesen ist. Dad macht sich tatsächlich die Mühe aufzustehen, kniet sich direkt neben mich und sieht mich an. "Wenn Sarah bleiben möchte kann sie das gerne tun. Ich werde die Haushälterin über den Gast informieren."

Ich bin erleichtert.

"Danke Dad. Das bedeutet mir viel. Ich hätte ein echt beschissenes Gefühl gehabt wenn ich weg wäre und nicht wüsste das es ihr gut geht."

Bevor wir uns noch mehr austauschen können spüre ich Dad's Hündchen, das sich nähert. Wir liefern uns ein Wortgefecht, weil er es fertig bringt Adam als Patienten zu betiteln, aber am meisten kotzt es mich an, das er mir eins rein würgt indem er behauptet, Adam wäre ein Spreader - was nichts anderes bedeutet als das Adam wild umher vögelt. Das er das gar nicht nötig hat weil er mich hat lasse ich unter den Teppich fallen. Ich bin einfach nur unsagbar glücklich 2 Wochen fort zu sein und diesen Troll Jay nicht sehen zu müssen. Es genügt schon zu wissen, das er sich nicht einmischen kann um meine Züge zu erhellen. Ich verabschiede mich also von Dad und starte durch, denn alles ist geregelt, alles ist in Ordnung. Wenn ich zurück bin plane ich etwas mit Sarah, damit sie mit Samuel umzugehen weiß.

___________

Der Flug vergeht wie ein Augenaufschlag und ich bin völlig gerädert, als wir endlich am Hotel ankommen. Ich habe mithilfe von Dad's Kreditkarte keine Kosten gescheut und das Beste gebucht, was man für Geld bekommen kann. Der überaus große Balkon gibt mir absolut recht, aber mich reizt es mehr die Aussicht zu genießen und zu wissen das jetzt ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt. Adam hingegen würdigt der Schönheit hier in keinster Weise auch nur einen Blick, stattdessen starrt er auf sein Handy, das er während des Flugs nur widerwillig aus der Hand gelegt hat.

"Babe, schau doch... Wie schön es hier ist. Wir könnten spazieren gehen, die Stadt erkunden, oder..." sage ich, werde aber prompt von ihm unterbrochen als er sein Display so dreht, das ich es sehen kann. "Die haben hier ne fette Einkaufsmeile. Lass uns shoppen gehen. Ich denke ein paar neue Sachen wären nett." murrt er. Doch statt seines Geldbeutels greift er nach meinem.

BLOODLINE : Mariella Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt