Kapitel 08

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Die ersten Tage kommt Jay nicht und auch Sarah hält sich mit ihren Fragen die ihr förmlich ins Gesicht geschrieben stehen zurück. Die Lage ist verfahren weil ich nicht bereit bin aufzugeben und dabei so sehr gehofft habe, daß Jay meiner Meinung ist - oder zumindest einsieht, das ich womöglich doch Recht habe.

Ich koche und backe - wobei letzteres mir nur semi gelingt - um nicht vollkommen durch zu drehen, doch Dad's Uhr kreuzt dabei immer wieder meinen Weg. Sie liegt nach wie vor auf dem Tisch wie ein drohendes Mahnmal, hält mich davon ab durch die Tür zu marschieren und selbst nach meinem Vater zu suchen.

Ich weiß das ich damit alles gefährden würde.

Ich weiß auch, daß ich damit Sarah und das Baby gefährde und genau das ist es, was mich letztlich davon abhält. Nicht Jay's Worte wie gefährlich dieses Kartell ist oder was sie mit mir tun würden, würden sie mich in die Finger bekommen.

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Cameron und Ophelia rufen praktisch jeden Tag an. Zuerst nur, um sich nach Sarah und dem Baby zu erkundigen, doch dann werden es auch lange Gespräche die mit den Versprechen enden, das sie uns bald besuchen kommen. Dabei entgeht mir nicht das Cameron mehr als einmal sagt, daß WIR in der Hütte bleiben sollen, das WIR keine Kurzschluss Kamikaze Aktionen starten sollen. Mir ist klar das er damit nur mich meint und ich weiß auch wieso ; er hat mit Jay gesprochen - und dieser Mistkerl hat offenbar die Fähigkeit meine Gedanken zu lesen, selbst auf eine lange Entfernung. Innerlich verfluche ich diesen Menschen und wünschte ich könnte ihn wieder so sehen wie früher, doch allein der Gedanke daran ihn wirklich abgrundtief zu hassen verletzt mich und lässt mich wünschen, ihn sehen zu können.

"Wo bist du mit deinen Gedanken?" höre ich Sarah's Stimme plötzlich. Mir ist nicht aufgefallen, daß sie mich beobachtet hat. "Seit Jay untergetaucht ist bist du so... Merkwürdig."

Mit einem leichten Schulterzucken versuche ich die Situation zu umgehen, was allerdings völlig fehl schlägt. Sarah's Blick bohrt sich direkt in mein Gesicht, drängt mich an die Wand. Mir bleibt nichts weiter übrig, als es herunter zu spielen. "Ich denke nur viel nach. Über alles. Wie es weiter geht und was wir tun können. Hier in dieser Hütte praktisch eingesperrt zu sein macht mich wahnsinnig..." erkläre ich flach und ahne bereits das sie es mir nicht abkaufen wird, doch zu meiner Verwunderung nickt sie kurz.

"Ich würde gerne deine Meinung hören." sagt sie schließlich und ich weiß das es nur ein weiterer Versuch ist für Ablenkung zu sorgen. "Ich muss mir allmählich Gedanken machen über Namen. Und ich weiß ehrlich nicht, was Eden gefallen hätte."

Die leicht feuchten Augen meiner besten Freundin ziehen mich noch tiefer hinab in ein Loch voller Zweifel und Wut, Enttäuschung und quälender Ungewissheit. Es ist so schwer seit alles so scheiße geworden ist - aber aufgeben ist keine Alternative also setze ich ein schwaches Lächeln auf und mache das beste aus der Situation. "Dann lass uns mal überlegen." antworte ich und klopfe neben mich, als ich mich auf das Sofa setze.

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Monate ziehen an uns vorüber, jeder Tag gleicht dem anderen. Immer gleiche Abläufe, routiniert und fade. Sarah verbringt viel Zeit mit sich selbst in ihrem Zimmer, bastelt Namensschildchen für die Tür um die verschiedenen Namen die in die engere Auswahl gekommen sind auch visuell auszuprobieren. Ab und zu höre ich wie sie schnieft, aber ich dränge mich ihr nicht auf.

Plötzlich erfolgt ein Geräusch, als wäre etwas schweres umgekippt - direkt in Sarah's Zimmer. "Hey!" schreie ich, "ist alles okay?" - doch ich bekomme keine Antwort.

Alle möglichen Szenarien schießen mir durch den Kopf, eine schlimme als die andere. Für den Bruchteil einer Sekunde lausche ich, will sicher gehen das sich nicht jemand Fremdes Zutritt zu dem Zimmer verschafft und Sarah womöglich verletzt hat - dann reiße ich die Tür auf. Der Stuhl auf dem sie gesessen hat ist umgekippt, sie liegt daneben. "Oh mein Gott! Was ist los?" frage ich und haste an ihre Seite. Mit beiden Händen hält sie sich den Bauch und stöhnt, da weiß ich was los ist...

BLOODLINE : Mariella Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt