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NERA


Ich sah seine großen tätowierten Hände an, die das Lenkrad umgriffen, während er wie ein verrückter aufs Gas drückte. Ich hörte nur das quitschen der Autoreifen und die Lautstärke des Motors, je schneller er wurde.

Laut fing ich an zu schreien, als er kurz vor einer Kurve nur wenig bremste und er diese dann nahm, als gäbe es keinen Morgen mehr. Als würde wie sowieso heute Nacht sterben. Oder als hätten wir extra Leben, von denen ich nichts wusste.

"Du bringst uns um." brüllte ich laut, vor Angst, er würde das selbe gleich nochmal tun. Seine Augen wirkten heute Nacht viel kälter als sonst immer, wenn er mit mir war. Diese kalten Augen sahen gerade zu mir, bevor seine Lippen ein genau so kaltes Lächeln zierte.

Seinen Blick wandt er wieder ab und drückte wieder aufs Gas, was mich die Augen schließen ließ.

Ich hörte genau wie er den Wagen langsam zum stehen brachte, nach einer Zeit. Noch immer schloss ich meine Augen fest, bis ich seine raue Handfläche auf meinem Oberschenkel spürte. 

"So schlecht fahr ich doch garnicht." lachte dieses Arschloch, während sein Daumen sanft meinen Oberschenkel streichelte. Deswegen öffnete ich langsam meine Augen und sah seine hellen Augen an, die in meine sahen.

"Du hättest uns fast umgebracht." sprach ich zickig aus, als ich seine Hand von meinem Bein schob und ich die Wagentür dann aufriss, ehe ich ausstieg. Mit etwas Kraft schlug ich die Wagentür zu und hörte Elian tief durchatmen.

"Dein Ton." sagte er, als er ebenfalls aus dem Wagen stieg. Meine Augen schweiften zu ihm und sah ihm dabei zu, wie er langsam auf mich zu kam. "Aber du darfst mit mir sprechen wies dir passt." sprach ich sauer aus, aber mäßgte dabei trotzdem meinen Ton, da ich sah, dass seine Onkel und sein Vater aus ihren Wägen stiegen.

Die mussten das ja nicht mitbekommen.

"Wie wärs wenn wir beide unseren Ton mäßigen, wenn wir miteinander sprechen." bot er mir leise an, als er seine Hände an meine Taille legte und mich an seinen durchtrainierten Körper zog. Leicht nickte ich, als ich ihn ansah und er seine Lippen dann auf meine Wange drückte, bevor er mich losließ und meine Hand in seine nahm.

Mein Blick schweifte über das riesige Frachtschiff, das an dem Hafen stand. Elian und seine Familie gingen vor, während er mich hinter sich herzog und ich mich nur umsah.

Es stand ein riesiger Transporter am Hafen, der noch geschlossen war, als wir ankamen. Elian blieb stehen und ich lief in seinen breiten Rücken, bevor er sich kurz zu mir umdrehte.

"Was ist da drinnen?" fragte ich und sah Dino an, der sich nun ebenfalls zu mir wandte. "Da sind Frauen und Kinder drinnen." hörte ich ihn sagen. Diese Worte ließen mein Blut schneller durch meine Venen rauschen, hatte ich das Gefühl.

"Ihr seid Menschenhändler." hauchte ich und zog meine Hand aus Elian seiner, bevor ich einen Schritt von ihm wegging. Seine Augenbraue hob er leicht, bevor er wieder nach meinem Arm griff und mich an sich ranzog.

"Wir haben sie gefunden Nera. Wir handeln nicht mit ihnen." erklärte mir mein Mann, der tief durchamtete. "Wir verdienen unser Geld dreckig, aber nicht so dreckig, auch wenn es mehr Profit machen würde." sprach er weiter, ehe er einem Kerl zunickte und dieser den Transporter öffnete.

Mein Herz blieb stehen, als ich die weinenden Kinder sah, die sich an ihre Mütter klammerten.

Meine Beine gaben nach, als ich sah wie verängstigt diese armen Menschen aussahen. Nicht nur verängstigt. Sie waren teilweise verletzt und ihre Körper sahen aus, als hätten sie schon einiges durchgemacht.

"Was habt ihr mit ihnen vor?" fragte ich Elian, als er in die Hocke ging und mich ansah. Sein Blick schweifte zu den Kindern und den Frauen, bevor er mich wieder ansah. "Sie bekommen erstmal eine ärztliche Untersuchung und dann finden wir was für sie." erklärte er mir leise und zog mich wieder auf die Beine, nur hielt er mich diesmal fest.

"Deswegen sind wir aber garnicht hier." erklärte Leo, der kurz mit einem Mann sprach, bevor er eines der Kinder auf den Arm nahm, dass auf den Boden gefallen war. Er ging unglaublich behutsam mit dem Kind um, dass sofort anfing ihm zu vertrauen.

"Er ist ganz alleine." fiel mir auf, da das Kind zu keinem gehörte. Die Frauen hatten ihn zwar an sich genommen, aber man merkte sofort, dass es nicht der Sohn von einer von ihnen war.

Es brach mir das Herz, als er Leo nicht loslassen wollte, der ihn aber gut ablenkte, sodass das Kind ihn dann doch losließ.

Der kleine Junge wunk mir zum Schluss, bevor wir auf das Schiff gingen und ich mich noch zweimal zu dem Kind umdrehte. Er saß spielend auf dem Boden und sah verdreckt aus. Ich sah wieder zu Elian hoch, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte.

Das Elian einen Mann auf dem Schiff tötete, war erschreckend, aber mein Kopf war die ganze Zeit bei diesem Kind. Als würde alles gerade einfach an mir vorbei ziehen, nahm ich es hin, wie Elian und sein Onkel, diesen Mann leiden ließen.

Dino war ein Monster. Das selbe Monster, wie Elian und das selbe wie Leo, der einfach seelenruhig da stand und das ganze mit ansah.

"Elian." sprach ich ihn leise an, als wir draußen waren und ich die frische Luft an meiner Haut spürte. "Ich will diesen Jungen adoptieren." sprach ich leise aus, da ich an nichts anderes, als an diese großen unschuldigen und ängstlichen Augen dachte, die so tief in meine Seele geblickt hatten.


ELIANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt