ELIAN
Mein Blick schweifte zu Nera, die geistesabwesend den Hafen nach dem Jungen absuchte. Dieser war aber schon weg gebracht worden. Schien sie auch zu merken, denn sie sah mich wieder bittend an.
"Was?" fragte ich sie, da das unerwartet kam, ehrlich gesagt. Ich hab gesehen, wie sie ihn angesehen hatte, aber das sie wirklich so weit gehen wollte.
Ich mein, ich hätte nichts gegen eigene Kinder, aber einen Jungen zu adoptieren, der vermutlich verstört war, war alles andere als einfach.
Ob sie sich das bis zum Schluss überlegt hatte? Wahrscheinlich nicht, aber ich verstand ihren Gedankengang.
"Der Junge. Ich will ihn zu uns holen." sprach sie nochmal. Dieses mal etwas klarer als vorher. Aber trotzdem noch aufgelöst, weswegen ich sie an mich ranzog. Prüfend sah ich meine schöne Frau an, die mich bittend ansah.
"Nera. Der Junge wird seelische Probleme haben." erklärte ich ihr leise bevor sie wissend nickte. Ehrlich gesagt, dachte ich nicht, dass sie so weit gedacht hatte. "Der Junge hatte bisher sicher kaum eine Kindheit. Ich will das wir ihm eine schenken Elian." bat sie mich nochmal leise, ohne den Blickkontakt zu mir abzubrechen.
Mein Blick schweifte zu meinem Vater, der das gehört hatte. Seinen Blick zu deuten war nur nicht einfach.
"Ich überleg es mir." sagte ich zu ihr und ging dann mit ihr an der Hand, zum Wagen, in den ich sie setzte und ich nochmal zu Leo ging.
"Was denkst du darüber?" fragte ich ihn und zog dann an meiner Zigarette. "Das du dir das besser gut überlegst. Ihr seid beide sehr jung und seid grade noch dabei euch auf einander abzustimmen. Ein Kind bringt viel Verantwortung mit. Zu viel für euch beide noch." sagte er dann, als er eine rauchte und zum Wagen sah.
"Sie ist was das angeht wie deine Mutter." sagte er noch, ehe ich nickte und mich dann zum Wagen drehte in dem sie saß. "Wo ist er jetzt?" fragte ich ihn, da ich mir das überlegen musste, aber es sollte dem Kleinen trotzdem in Zukunft besser gehen.
"Bei den anderen." sagte er nur, ehe ich dann zum Wagen ging. "Wir kommen morgen vorbei." informierte ich ihn, da ich vorhatte, heute mit ihr in eine meiner Wohnungen zu gehen. Damit sie etwas runterkam, nach dem Abend heute.
Sie sagte den ganzen Weg über nichts und ich auch nicht. Sie war in Gedanken und ich war in meine eigenen Gedanken versunken.
Wir waren gerade dabei uns an einander zu gewöhnen und das stimmte. Wir waren noch nicht so weit. Nicht mal für unser eigenes Kind, ganz zu schweige denn, für ein Kind das aus einem Kartell in Mexiko kam, dessen Eltern ermodet wurden.
"Wie viele solcher Wohungen hast du?" fragte mich Nera, als sie sich umgesehen hatte und ich den Eindruck hatte, ihr gefiel so ein Luxusappartment mehr, als das Anwesen meiner Eltern. "Ein paar. Gehört dir auch alles." erinnerte ich sie dann, als ich mich auf das Sofa setzte.
"Hast du drüber nachgedacht?" fragte sie, als sie sich auf mein Bein setzte und sie ihre kleine Hand auf meinen Hals legte. "Ja, hab ich." gestand ich ihr und sah ihre Augen leicht aufleuchten.
"Baby, es wäre denke ich besser für ihn und für uns, wenn wir ihn nicht bei uns aufnehmen." erklärte ich ihr. Genauso schnell verschwand dieser Funke in ihren schönen Augen wieder. "Er kommt zu Menschen, die sich gut um ihn kümmern werden." gab ich ihr mein Wort, ehe sie nur traurig nickte.
"Ich werd ihn aber nie wieder sehen oder?" hakte sie nach und sah mich dabei nicht mehr an. "Wenn du willst können wir morgen nach ihm sehen." bot ich ihr an. Ihre Augen sahen zu mir, ehe sie nickte.
"Du hattest keine Angst." sprach ich das Thema an, weshalb ich sie eigentlich mitgenommen hatte. Nera sah mir in die Augen, bevor sie schwach lächelte. "Erschreckend oder?" fragte sie mich leise, was mich die Augenbraue heben ließ.
"Ich weiß genau zu was du fähig bist und kann gegen die Gefühle für dich trotzdem nichts tun." erklärte sie mir leise flüsternd, ehe sie rote Wangen bekam. Gefühle für mich. Deswegen war sie rot geworden.
"Deine Gefühle für mich." wiederholte ich ihre Worte, während ich ihren zierlichen Körper an mich ranzog. "Ich finds auch erschreckend, dass ich gegen meine Gefühle für dich nichts tun kann." gab ich ehrlich zu.
Sowas war mir bisher noch nie untergekommen, dass ich meine Gefühle für eine Frau nicht selber steuern konnte.
"Schau nicht so überrascht. Das sollte dir inzwischen klar sein." erklärte ich der schönen Frau auf meinem Bein. Ihre Augen sahen zwar noch immer traurig aus, denoch lächelte sie mich schwach an und legte ihre Lippen dann auf meine Wange.
"Dann geht es wenigstens nicht nur mir so." sagte sie, ehe sie aufstand und ich ihrem hübschen Hintern hinterhersah, als sie im Schlafzimmer verschwand und mich hier sitzen ließ.
"Kommst du nicht?" rief sie mir zu, nachdem ich noch einen Moment da sitzen blieb und ich dann aufstand, nachdem sie mich gerufen hatte. "Ich dachte mir, vielleicht willst du heute deine Ruhe haben." erklärte ich ihr, da ich deswegen kurz gezögert hatte.
Sie war durch den Wind, da wollte ich ihr die Ruhe geben. Schien sie aber nicht zu wollen.
"Ich will mich sicher fühlen." erklärte sie mir dann leise, als sie aus dem Bad kam und sie sich in unser Bett legte. "Und das tue ich leider nur bei dir." sagte sie und klopfte neben sich auf das Bett, was mich leise zum lachen brachte.
"Leider." wiederholte ich es, als ich mich neben sie legte und sie dann an mich ranzog. "Schlaf Nera, soalnge ich bei dir bin, bist du sicher. Ich versprechs dir." versprach ich meiner schönen Frau leise und küsste ihre Haare einmal leicht.