KAPITEL 7
So schnell vergehen die Ferien..
Die vier letzten Ferientage vergingen wie im Flug! Etwas schwimmen im Pool, einige Streitereien mit Sophia, Grillen, Lesen, mein Zimmer dekorieren, mit Anna und Papa zu IKEA fahren, Essen gehen, Einkaufen...und schon war der allerletzte Ferientag gekommen.
Es war halb drei und ihn einer halben Stunde wollten die Jungs mich abholen kommen. Meine Tasche war gepackt und stand schon neben der Tür.Ich seufzte und streifte durch unser einsames Haus. Papa, Anna und Bastian waren bei Annas Eltern, die ein Haus am anderen Ende der Stadt hatten und Sophia war bei einer Freundin.
Ich schaltete den Fernseher an und gleich wieder aus. Dann ging ich nach oben und schmiss mich auf mein Bett. Die Zeit schritt unheimlich langsam voran und es dauerte immer noch zwanzig Minuten. Ich überlegte schon, ob ich noch mal Duschen sollte, denn es war extrem heiß in meinem Zimmer. Das Untergeschoss war schön kühl, weil die Rollos heruntergelassen waren.
Ich lief wieder in der Flur und musste einfach ins Sophias Zimmer vorbeischauen. Als ich ihr Zimmer betrat, haute mich eine Wolke Marc Jacobs Parfüm fast um. Nicht, dass es nicht gut roch, aber es war einfach zu stark dosiert. Wankend setzte ich mich auf ihr Bett, was unheimlich gemütlich war. Wahrscheinlich wäre ich im Sitzen eingeschlafen, wenn mir unsere Klingel nicht ertönt wäre!
Ich rannte die Treppe runter und riss die Haustür auf. Jonas blickte mir grinsend entgegen und an der Straße hielten Tobias und ein blondes Mädchen mit ihren Fahrrädern. „Hey", flüsterte Jonas und lächelte. Ich lächelte zurück und begrüßte ihn ebenfalls mit einem hi.
Zusammen schritten wir die Auffahrt zur Straße hinunter und ich begrüßte auch Tobias. Das Mädchen mit den blonden schulterlangen Haaren und den großen grünen Augen lächelte mich an und sagte: „Hey! Ich heiße Emma und du musst Stella sein. Schön dich mal kennenzulernen, die Jungs sprechen so viel über dich." Sie fing an zu kichern und Tobias boxte sie liebevoll gegen den Arm.Ich war verunsichert. Warum redeten die Jungs mit ihr über MICH?
Jonas räusperte sich und fragte: „Wollen wir dann mal? Ich schmelze sonst gleich." Mir ging es genauso, doch plötzlich fiel mir auf, dass alle außer mir Fahrräder hatten. Blöderweise hatte ich mein Fahrrad nicht mitgenommen, weil ich dachte, dass man das in einer so großen Stadt nicht bräuchte. Da hatte ich mich wohl geirrt. Mist.
Jonas fiel das wohl ebenfalls auf und er sagte etwas, was mich sehr verblüffte: „Du kannst doch einfach bei mir auf den Gepäckträger! Ist nicht weit, keine Sorge." Die anderen grinsten sich an und fuhren schon mal los. Ich setzte mich auf seinen Gepäckträger, doch als er losfuhr geriet ich ins Wanken, denn ich konnte mich nirgendswo festhalten. Jonas blieb stehen und schaute lachend über seine Schulter. „Halt dich doch einfach an mir fest, sonst fällst du noch runter!" „Ähm...okay", murmelte ich und wurde rot.Ich schlang meine Arme um ihn und so ging es wirklich schon viiiel besser!Wir fuhren über verlassene Straßen, die durch die Hitze flimmerten und bogen in holprige, blumenbewachsene Feldwege ein. Schon bald hatten wir Emma und Tobias eingeholt und waren fast am Freibad angekommen.
Dort warteten schon zwei andere Mädchen und ein Junge auf uns. Emma, Jonas und Tobias begrüßten die Mädchen mit einer Umarmung und den Jungen mit einem Nicken und einem Handschlag. Der Junge stellte sich mir als Nick vorstellte und er sah wirklich unfassbar gut aus - war allerdings leider, leider schon an Lilly vergeben - mit seinem Sixpack, den hellbrauen Wuschelhaaren und den haselnussbrauen Schlafzimmeraugen. Absolut anbetungswürdig! Mal schauen, ob sie da was machen ließ...Aber wie gesagt, ist er der Freund von Lilly. Lilly und Nina stellten sich als nächstes vor. Sie waren zwar Zwillinge und sahen sich total ähnlich, jedoch sie hatten sie von Natur aus unterschiedliche Haarfarben und man konnte sie dadurch sehr leicht unterscheiden. Zum Glück!Lilly war das Mädchen mit den wasserstoffblonden Haaren und Nina das mit den rotbraunen Haaren. Doch wunderschön sahen sie beide aus, mit ihren großen nachtblauen Bambiaugen und ihren vollen Lippen.Ich selber, stellte mich einfach als Stella vor und lächelte die anderen an.
Wir hatten einen ziemlich lustigen Tag und die etwas verkrampfte Stimmung vom Anfang war nun nicht mehr zu spüren! Wir verstanden uns alle prächtig und die anderen waren total nett zu mir. Zusammen lagen wir auf der großen Wiese, machten die Rutsche unsicher oder kühlten uns im Wasser ab.Die anderen erzählten mir viel über die Schulen, auf die sie gingen. Allerdings gingen die Bambi-Zwillinge und Mr. Sixpack leider auf eine Privatschule, doch zum Glück würden die anderen sogar ich meine neue Klasse gehen. Jonas erzählte mir auch, dass er Sophia auch kannte und sich jetzt sicher war, dass sie es war, die alle rumkommandieren musste.
Tja, Sophia hatte nun mal nur das Haus gewechselt und nicht die Schule oder gar die Stadt...war ja klar, dass man sie kennen musste! Schließlich war es Sophia.
Als sich der Tag zu Ende neigte, fuhren die Jungs, Maya und ich mit dem Fahrrad und die anderen mit dem Bus nach Hause. Jonas brachte mich noch zu Tür, nachdem ich Emma und Tobi nach kurzem Zögern mit einer Umarmung verabschiedet hatte. Auch ihn verabschiedete ich an der Haustür mit einer etwas längeren Umarmung und lächelte ihn an. Er lächelte zurück und ging dann zu den anderen.
Daheim ging ich erst das Chlorwasser ab duschen . Danach zog ich mir in meinem Zimmer eine Stoffshorts und ein lockeres T-Shirt an und ging runter.Wir aßen gemeinsam zu Abend, leider drinnen, denn es hatte angefangen zu gewittern. Es gab Auflauf, weil Anna es liebte, neue Aufläufe auszuprobieren. Eigentlich mag ich keinen Auflauf, jedoch schmeckte dieser erstaunlich gut!Anna und Papa erzählten, dass sie bei Annas Eltern angefangen hatten, ein Baumhaus für Basti zu bauen und Basti grinste überglücklich. Sophia nervte mich extrem, indem sie mal wieder einen perfekt vorgetäuschten Muster-Tagesablauf herunter ratterte. „Also zuerst war ich bei Jessi und da haben wir etwas für die Schule gelernt. Danach sind wir dann bei den Nachbarn von Jessi Babysitten gewesen und dann hab ich mich auch schon auf den nach Hause weg gemacht!" Sie lächelte überheblich und Anna und Papa strahlten einander an und lobten sie. Sie glaubten ihr diesen Quatsch doch nicht im Ernst, oder? Anscheinend doch!Basti und ich mussten einfach die Augen verdrehen. Papa warf mir darum einen nicht gerechtfertigten bösen Blick zu.
„Was ist mit dir, Stella? Freust du dich auf die Schule morgen? Es ist bestimmt sehr aufregend in eine neue Klasse zu kommen, oder?!", fragte mich Anna gut gelaunt. Die Schule fing ja wieder an, stimmt...„Ähm...ja klar, wird bestimmt cool. Darf ich vielleicht aufstehen?", gab ich eine Frage an sie und Papa zurück.
Oben in meinem Zimmer schob ich langsam Panik. Meine abgewetzte Schultasche, die ich schon seit Urzeiten besaß, war fertig gepackt. Doch ich wusste einfach nicht, was ich anziehen sollte! Ich war wirklich keins, dieser unheimlich Shopping- & Modesüchtigen Mädchen, doch es war schließlich mein erster Tag. Ich entschied, es spontan zu entscheiden und setzte mich in meinen grasgrünen Sessel mit Flamingo Print und las etwas in meinem Lieblingsbuch, um die Gedanken an meinen morgigen Schultag mit Sophia zu vergessen.