KAPITEL 2
Willkommen zu Hause!
Als wir an unserem neuen Haus ankamen, war es schon später Nachmittag und die Sonne wurde schwächer. Schon von weitem sah man, dass unser Haus eins der Größten und Neuesten in der Gegend war.
Die Siedlung in der wir nun wohnen kam mir auf den ersten Blick sehr normal vor. Viele Kinder, ein Spielplatz, viele Grünflächen, schöne Häuser.
Unser neues Haus, was Bastian und ich bis jetzt noch nie gesehen hatten, gefiel mir schon auf Anhieb richtig gut!
Es war in blass orange gestrichen, hatte viele Fensterfronten und einen gepflegten Vorgarten.
Als wir vor dem Haus hielten, riss ich sofort die Beifahrertür auf und sprang aus dem Auto.
Papa öffnete die Haustür und wir betraten unser neues Heim. Alles wirkte sehr modern und strukturiert, aber das kannte ich ja von meinem Vater. Er war Architekt und hatte das Haus vor einigen Monaten entworfen.
Es saß klasse aus und war schon grob möbliert – mit den Möbeln aus Annas und Sophias alter Wohnung! Zum Glück schienen die beiden noch nicht da zu sein…
Ich strich über den Küchentresen aus Marmor und ließ meine Tasche darauf plumpsen. Dann setzte ich mich auf einen der grünen Barhocker und Basti tat es mir nach. Mein Vater breitete die Arme aus und saß uns erwartungsvoll an.
„Na, wie gefällt es euch?“, fragte er und grinste uns an.
„Sieht total toll aus, Papa! Wo ist eigentlich mein Zimmer?“, antwortete ich und blickte mich in der geräumigen Küche um, die nahtlos ins Ess- und Wohnzimmer überging.
Das Grinsen meines Vaters wurde breiter und er deutete auf die Treppe.
Plötzlich klingelte es dreimal hintereinander an der Tür und mein Vater rief noch schnell: „Dein Zimmer ist das letzte von links und deins Basti, ist das zweite von rechts.“
Mein Bruder sprang auf und lief die Treppe hoch und ich rannte ihm hinterher. Von unten hörte man die Stimmen der Möbelpacker, doch ich war viel zu gespannt auf mein Zimmer um darauf zu achten, was sie sagten.
Ich blieb vor meiner neuen Zimmertür stehen und atmete tief ein und aus.
Dann legte ich meine Hand auf die kühle Türklinge und öffnete die Tür zu meinem neuen Zimmer.
Als ich einen Blick ins Zimmer warf, war ich sprachlos…
In der Mitte des Zimmers thronte ein riesiges, verschnörkeltes, blaues Himmelbett. Mein Himmelbett!
Von so einem habe ich immer geträumt! Schnell schmiss ich mich drauf und obwohl weder Kissen oder ein Bettbezug auf dem Bett lagen, war es so weich wie eine Wolke. Mindestens!
Als ich rücklings auf dem Bett lag, fiel mir auch der neue pastellgelbe Kleiderschrank auf, der neben der Tür stand. Mein alter fiel schon fast auseinander und mein Vater hatte mir – lieb wie er war – einen neuen gekauft!
Ich stand auf und begutachtete ihn. Er war total geräumig und war keins dieser typischen IKEA-Modelle, die eh nur aus Plastik und Sperrholz bestanden. Schon wieder stellte ich mir vor, wie schön ich mein neues Zimmer einrichten konnte und wie ich alles hinstellen wollte…
Da riss mich der Freudenschrei meines Bruders aus meinen Tagträumereien. Weil ich sehen wollte, ob er auch neue Möbel bekommen hatte, lief ich in die Richtung aus der der Schrei ertönt war.
Und als ich sein Bett sah, wusste ich auch warum er so ausgeflippt war!
Er hatte ein richtig cooles Hochbett mit Kletterwand, Rutsche und Kuschelecke bekommen! Warum hatte ich sowas früher nicht?!
Zusammen führten wir einen kleinen Freudentanz auf und probierten seine Riesenrutsche aus. Es war wie auf einen Jahrmarkt! :D
Dann hüpften wir glücklich die Treppe runter, weil uns Papa schon zweimal zum Pizzaessen gerufen hatte. Wir setzten uns zu ihm an den Esstisch und redeten ununterbrochen auf ihn ein, wie cool wir unsere Zimmer fanden.
Nach dem Essen mussten wir der Umzugsfirmer helfen, die Kartons rein zu tragen, während die schon fast mit dem Aufbauen der Möbel fertig waren.
Gegen sieben kamen dann endlich Anna und Sophia. Anna begrüßte uns etwas zu überheblich mit Küsschen und Gequitsche.
Die Beiden hatten den Großteil ihrer Möbel schon letzte Woche aufgebaut und hatten zum Glück nur um die fünf Kartons mit. Doch natürlich war sich Sophia zu fein auch nur einen Karton zu tragen, da es ihre brandneuen Jimmy Choo Sandalen ruiniert hätte. Ähm…okay?
Natürlich hatte sie sich so unpassend wie möglich für einen Umzug angezogen: Chanel Blazer, Abercrombie & Fitch Jeans und weiße Spitzenbluse von Versage.
Mit so einem Fummel würde ich bestimmt nirgendwo aufkreuzen! Jeans, Basic T-Shirt und Turnschuhe reichen mir alle mal. Ich trage eh kaum Markenklamotten, weil die einfach viel zu überteuert sind. Meistens beschränke ich mich auch normalo Läden wie H&M oder so.
Als wir es schließlich – ohne Sophias Hilfe - geschafft habe alle Kisten reinzutragen und auszuräumen, wollte ich einfach nur noch unter die Dusche!
Doch Basti schrie: „Warte, Stella! Wir wollen doch noch zusammen einen Film gucken! Können wir Nemo schauen? Bitte, bitte!“
Ich verdrehte die Augen, doch schlürfte missmutig zum Sofa. Sophia saß in einem Sessel, hatte Kopfhörer auf den Ohren und tippte pausenlos auf ihrem schicken neuen iPhone rum. Papa und Anna saßen Arm in Arm auf dem Sofa und schmusten total rum. Oh Gott wie peinlich…
Und ich saß am anderen Sofa Ende und betete, dass der Film schnellstmöglich vorbei war. Nur Basti hatte wirklich Interesse an diesem Kinderfilmchen, doch der war zum Glück nach kurzer Zeit eingeschlafen und Sophia und ich durften endlich auf unsere Zimmer!