Verschobene Sichtweisen

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Caleb POV:

Ich hasse jede einzelne Sekunde, die ich in diesem verdammten Drecksloch verbringen muss. Jeder verschissene Tag ist eine absolute Qual. Eine Woche waren wir jetzt schon hier und das Einzige, was noch schlimmer war als bei meinem Onkel und seinem Bastard von Sohn zu leben, war die Beziehung zwischen Jackson und Dörnchen. Beim „Training" waren sie so intim miteinander, dass man denken könnte sie würden beim nächsten Move direkt im Garten ficken. Ich rutschte tiefer in die Wanne, die mit heißem Wasser und Schaumblasen gefüllt war. Mich kotzt diese ganze Situation furchtbar an. Natürlich muss sich Jackson direkt an sie ranschmeißen wie ein untervögelter Straßenköter. Wie kann er das überhaupt machen ohne zu reiern. Wie sie dann immer auf desinteressiert tut und mit ihrem hässlichen Gesicht versucht seinen „Ich will dich bumsen"- Blick auszuweichen. Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. „Sir, ich habe ihre Handtücher", „Danke Marie", sagte ich nickend und sie verließ mit geröteten Wangen das Zimmer. Natürlich habe ich ihren Blick auf meine nackte Brust bemerkt. Wäre nicht das erste Mal, das ein Mädel sich einfach das Recht nimmt, mich anzustarren. Ich rieb mir das Nasenbein und rutschte bis unter die Nasenspitze ins Wasser. Marie war die Bedienstete und wirklich süß aber eben nicht mein Typ. Da helfen auch ihre flirtende blicke nicht. Soll sie es bei Jackson versuchen, aber sie war uninteressant für ihn. Jackson war nur an einem Interessiert. Macht. Genau wie sein Vater. Genau deshalb sind sie auch so an Dörnchen interessiert. Ich ließ mich komplett unter Wasser sinken und stieß Luftblasen an die Oberfläche. Sie zerplatzten an der Wasseroberfläche und ließen ein echoendes Geräusch zurück. Wenn ich hier einfach ertrinke, wäre dieser Krieg zwischen meinen Familien und der Regierungen vorbei...zumindest für mich. Ich richtete mich wieder auf und holte Luft. Das könnte ich ihr aber nicht antun. Ich pustete eine Schaumflocke meiner Nasenspitze. Wenn ich sie hierlasse, bei ihnen, würde sie nie wieder jemand sehen. Ich weiß, was Adam vorhat. Jackson ist nur sein Laufbursche, der die Drecksarbeit macht, aber er macht es eben gerne. Er liebt die Bestätigung seines Vaters. Das war früher schon so. Adam will Dörnchen als sein nächstes persönliches Projekt, das, was Jackson und ich mal für ihn waren. Mein Vater und Adam waren früher Forscher, ihr Lieblingsbeschäftigung war es an dem Darwin Gene zu experimentieren. Als Jackson und ich dann geboren wurden und schon sehr früh...viel zu früh...Anzeichen unserer Gabe zeigten waren wir ihre Hauptattraktion. Jackson liebte die Aufmerksamkeit egal wie viel Schmerz das erbracht hat, ich habe jede Sekunde gehasst. Mein Vater hat irgendwann aufgehört an mir rumzuexperimentieren. Wahrscheinlich weil meine Mutter ihm ins Gedächtnis geredet hat. Jetzt ist sie fort und mein Vater bekommt keine Dämpfer mehr. Die Kennedys sind dafür bekannt starke Soldaten auszubilden für ihre Militärischen Truppen. Puppen ohne eigenen Willen. Das ist es, was sie von Dörnchen wollen. Jackson wickelt sie um seinen dreckigen Wurstfinger, bis sie ihm komplett verfallen ist und dann übergibt er sie stolz an Adam. Wütend schlug ich ins Wasser und beobachtete, wie das Wasser auf den Boden spritzte. Ich stellte mir vor das es Jackson Blut war, was sich dort in den Rillen des Bodens ausbreitete. Jackson hat schon zu viel getan, er hat es verdient zu sterben, er hat mich meine Mutter gekostete - er wird mir nicht auch noch Kaya nehmen. Sie ist mein Eigentum und das einzige, über das ich noch Kontrolle habe. Ich gebe diese Kontrolle nicht ab. Er wollte sie mir früher schon nehmen mit seiner „charmanten ruhiger Buchlesender Shyguy"-Art. Das wird nicht noch mal funktionieren. Wäre sie nicht weggezogen wäre Dörnchen wohlmöglich schon längst einer dieser Puppensoldaten...oder schwanger von dem Vollhonk. Ein kalter Schauer ging mir über den Rücken. Einen kleinen Jackson brauchte die Welt wirklich nicht. Ich erhob mich aus der edlen weißen Wanne und schüttelte das Wasser aus meinen Haaren. „Oh Gott tut mir leid". Na, ganz toll. Ich hatte sie nicht mal bemerkt. Ich muss vorsichtiger werden. „Marie...wenn du eh schon hier bist, reich mir doch das Handtuch da". Mit gesenktem Kopf griff sie nach eines der flauschigen Tücher und reichte es mir. Ich drehte ihr den Rücken zu und legte mir das Handtuch um die Hüfte. Am liebsten hätte ich mir damit den Arsch abgeputzt, als ich das goldene K an einer der Ecken sah. Ich konnte Maries Blick, der sich in meinen Rücken brannte, spüren und es war nicht das mir die Aufmerksamkeit nicht gefiel, aber ich wollte einfach mal für einen Moment nicht vor einem sabbernden Mädchen stehen. Ich schnaubte genervt und Marie fing mit höher Stimme an zu sprechen: „Ich wollte ihnen nur mitteilen das Miss Thorn sie in ihrem Zimmer erwartete", ich blickte über meiner Schulter zu Marie. Dörnchen? Was will sie denn jetzt. Ich nickte Marie zu und sie verließ mit hochrotem Kopf und zusammengepressten Lippen den Raum. Ich stieg aus der Wanne und ging zum Waschbecken. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und meinen drei Tage Bart könnte ich auch mal wieder abrasieren. Aber am meisten störte mich die Wunde an meiner Schulter. Sie ruinierte meinen wirklich guten Körper. Auch die Narben an meiner Brust und an meinem Rücken waren Makel aber mit ihnen hatte ich mich abgefunden. Vorsichtig strich ich über die Wunde und zuckte leicht zusammen. Es tat immer noch echt weh aber schwäche konnte ich mir hier nicht leisten. Adam kann sowas schon von weitem erkennen, wie ein Hai, der eine Blutspur im Wasser aufnahm. Ich rubbelte mir die Haare mit dem Handtuch ab und musste zurück an die Clayton Villa denken. Dieser scheiß Wichser, der mir diese Wunde verpasst hat, ging mir nicht aus dem Kopf. Gut, das war gelogen. Mir ging der ganze Abend nicht aus dem Kopf. Diese unglaubliche Villa, Dörnchen in ihrem Kleid, die Masse an Menschen, der Tanz mit Dörnchen, diese dummen Türsteher, der Kuss mit Kaya, die Pläne auf dem PC von Mister Clayton, Dörnchen wie sie mich rettet, die Sprung aus dem Fenster. Ich strich mir über die Lippen. Der Kuss war nicht gerade Gentleman like das gebe ich zu, aber es war ein guter Plan und es ist ja nicht so als ob es mir gefallen hätte. Oder ihr. Ich presste das Gesicht ins Handtuch und stöhnte genervt auf. Seit Jahren versuche ich Dörnchen fern von mir zu halten und dann küss ich sie. Seine Nemesis zu küssen, steht glaub ich nicht auf der „Wie halte ich ein Mädchen, das ich hasse von mir fern"-Liste. Ich starrte zurück auf mein Spiegelbild. Aber vor allem war dieser Typ im Moment ein 24/7 Bewohner meiner Gedanken. Er kam mir bekannt vor, ich bin mir sicher, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Aber Dörnchen hat ihn erschossen, bevor ich Infos von ihm bekommen konnte. Nutzlose Gabe. Funktioniert eben nicht bei Leichen. Ich zog mich an und verließ dann grimmig das Badezimmer. Vor ihrer Tür hielt ich an. Sollte ich klopfen? Sie wusste ja das ich kommen würde, schließlich hat sich nach mir verlangt. Zögerlich klopfte ich gegen das Holz und ein nicht gerade freundliches „herein" gab mir das Signal einzutreten. Dörnchen stand mit verschränkten Armen an ihre Kommode gelehnt und sah aus dem Fenster, erst als ich die Tür schloss, sah sie zu mir. Ihr Blick kalt. Kann sie mich nicht so ansehen wie Jackson. Der bekam wenigstens ihre neutrale Seite ab. „Was willst du Dörnchen", sie kam einen Schritt auf mich zu und sah fast schon böse zu mir herauf. Ihre grünlichen Augen blitzen gefährlich. „Ich will das du aufhörst mich zu beobachten" „das tue ich doch gar ni-„ „Beim Training", ich verstummte, „ich fühle mich nicht wohl dabei und deine Anwesenheit ist... Nervend". „Kommt da jemand nicht mit meiner unglaublichen Ausstrahlung nicht klar", sagte ich grinsend und ihr rechtes Auge zuckte leicht. „Nein. Ich mache gute Fortschritte, aber du lenkst mich einfach ab mit deiner Wachhund Aktion" „Ich will nur nicht das" „ich Jackson verfalle? Ja, ich weiß ich habe zugehört, als du mich bedroht hast" „Es war eine Warnung keine Drohung". Sie schüttelte den Kopf und lachte höhnisch- „Achja und das mit meiner Mutter? War das auch eine Warnung?", sie malte Anführungszeichen in die Luft. Das war nicht richtig von mir und das weiß ich auch, aber es war das einzige Druckmittel, um sie dazu zu bringen mit mir zu kommen. Ich presste die Lippen aufeinander. Dörnchen seufzte und blickte zu Boden. „Hör zu, du hast mir das Ultimatum gestellt mit dir mitzukomme und das werde ich", ich zog überrascht die Augenbrauen hoch, „Aber nur unter der Bedingung das du aufhörst mich zu beobachten und versprichts das meiner Mutter nichts passiert" „Ich versprechs". Sofort biss ich mir auf die Zunge. Was sage ich da bloß. „Okay. Du kannst jetzt gehen". Ich nickte etwas abgehakt und drehte mich zur Tür um. Kurz bevor ich die Tür wieder schloss, sagte sie: „ich glaube dir übrigens. Irgendetwas stimmt nicht mit Jackson", ich schnappte nach Luft, „aber du sagst auch nicht die ganze Wahrheit, was ihn angeht, also denk nicht das es heißt, dass ich dir vertraue" „keine Sorge. Es ist sowieso besser, wenn du mir nicht vertraust", ich sah über meiner Schulter hinweg zu ihr. Mein Blick war bittend. „Aber bei der Sache mit Jackson kannst du mir glauben, er ist nicht derjenige der er zu sein scheint". Dann schloss ich die Tür. Ich wartete einen Moment und lehnte mich dann mit den Rücken gegen die gegenüberliegende Wand. Ich hätte nie etwas über ihre Mutter sagen sollen. Ich weiß nicht, ob sie in dem Schutzbunker meines Vaters ist...ich weiß ja nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt. Ich weiß nicht mal, ob mein Vater noch lebt. Ich drückte mich von der Wand ab und stapfte den Flur und die Treppe hinab. Unten griff ich sofort nach dem Haustelefon. Ich wählte die in mein Gedächtnis eingebrannte Nummer. Piep. Komm schon. Piiiiep. bitte. Klick. Fuck man. Natürlich nahm keiner ab. Zwei Wochen waren noch nicht rum. Ich knallte wütend das Telefon auf die Kommode im Flur. Die eingerahmten Bilder wackelten gefährlich, aber ich schenkte ihnen keine Beachtung. Stattdessen sah ich zu Jackson der grinsend in der Küche stand und mich beobachtete. „Naa meldet sich Papilein nicht bei dir? Schon Angst das du hier einziehen musst Lieblingscousin?" „Hals Maul Jerkson" „Sehr Erwachsen. Warst du bei ihr? Sie hat mir heute gesagt, wie unwohl sie sich fühlt, dass du sie ständig beobachtest wie ein perverser Stalker. Gib es doch einfach auf" „ich beobachte sie nicht, ich beschütze sie. Vor dir". Theatralisch stöhnte er auf und drückte sich einen Handrücken an die Stirn. „Oh oh nein, Jackson der böseböse Mann, er ist nett zu einer hübschen Frau" „Tu nicht so, du willst sie nur für deinen Drecksvater". Jackson zischte. „Pass auf was du in MEINEM Haus über MEINEN Vater sagst". Ich verschränkte die arme und streckte provozierend das Kinn vor. „Sonst was? Denkst du dir wieder Lügen aus? Damit dein Papi dir wieder ganz viel Liebe schenkt mimimi du kleine Heulsuse?". Jackson stürmte auf mich zu und holte mit seinem Bein zu einem festen Tritt in Richtung meines Bauches aus. Ich ging einen schnellen Schritt zur Seite und Jackson traf die Kommode. Mit einem lauten klirren fielen die Bilder zu Boden und verteilten die Scherben im ganzen Flur. Abgelenkt von dem Chaos griff Jackson nach meinem Hemdkragen und zog mich dicht an sein Gesicht. "Bis dein Vater sich nicht meldet gehörst du meinem Vater. Du tust besser, was ich sage, bevor ich die wie einen Köter auf die Straße werfen lasse. Du hältst dich von mir und Kaya fern und du kommst besser nicht zwischen die Pläne meines Vaters. Sei froh, dass mein Vater kein Interesse mehr an dir hat und verschwinde einfach sobald dein Bastard von einem Vater sich bei dir meldet", er ließ meinen Kragen los aber ich ergriff sein Handgelenk. Erschrocken versuchte er sich loszureißen. Er packte meine Hände und ich merkte, wie seine Hand sich erhitzte, und das rasend schnell, aber ich war schon längst fertig. Ich ließ seine Hand los und taumelte einen Schritt zurück. „Wusste ich es doch. Du nutzt sie aus! Du willst sie nur für fucking Adam, du kranker Wichser. Sie ist doch keine Medaille, die du deinem Vater präsentieren kannst, um Anerkennung zu bekommen!". Jackson Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Grinsen. „Und was machst du? Behältst du sie nicht nur um etwas zu haben, was du rumkommandieren kannst, huh. Tu nicht so als ob du ihr Retter in der Not wärst! Und wenn du nur auf die Idee kommst ihr hier von zu erzählen, dann plaudere ich dein süßes kleines Geheimnis aus". Ich biss mir auf die Zunge, um ihn nicht zu beleidigen. Verdammt, ich hasste es, wenn dieser wunde Punkt von mir ausgenutzt wird. Siegessicher streckte Jackson seine Brust hervor. „Still gefällst du mir schon besser. Komm mir, uns, nicht in die Quere und niemanden passiert war. Du hast doch gesehen das ich auch anderweitig Interesse an ihr habe", ja und die Bilder würde ich mir am liebsten mit Säure aus meinem Gehirn brennen, „also mach dir keine Sorgen, ich werde mich Gut um sie kümmern Cousin". Ich ballte meine Hände zu Fäusten und ließ Jackson an mir vorbeigehen. Auf Schulterhöhe blieb er stehen und raunte mir ins Ohr. „Ich werde der süßen schon nicht wehtun, außer vielleicht wenn ich mal ihre Jungfräulichkeit nehme", mein Kiefer tat weh so sehr spannte ich ihn gerade an. „Aber mal ganz ehrlich, wieso sollte sie dir auch nur ein Wort glauben, wenn du ihr was hier von erzählst. Du hast keine Beweise, also bitte, erzähle es ihr. Damit spielst du mir dann nur in meine Karten". Lachend zischte Jackson ab und ließ mich mit Mordgedanken zurück. Rasend vor Wut trat ich auf die eh schon kaputten Bilder und schoss einen der Bilderrahmen gegen die Wand. Es fiel zu Boden und der Rahmen brach. Ich wollte das nächste Bild direkt hinterherwerfen, stoppte aber als ich sah das meine Mutter auf dem Bild zusehen war. Vorsichtig fuhr ich mit dem Finger die Risse über ihrem Gesicht nach und stellte das Bild dann zurück auf die Kommode. Seufzend bückte ich mich dann nach den anderen Bildern. Marie hatte schon genug mit der Heulsuse zu tun, da könnte sie etwas Abhilfe gebrauchen. Ich schob die Scherben mühevoll mit meinen Händen auf einen Haufen und griff nach den Bildern. Das letzte Bild war jedoch ruiniert wegen meinem Wutanfall. Das Foto war aus dem kaputten Rahmen gerutscht. Ich legte den Rahmen auf der Kommode ab und griff nach der Fotografie. Mein Herz blieb stehen, als ich die beiden Männer erkannte. Zitternd schob ein paar kleine Scherben von den Gesichtern der Männer herunter. Scheiße. Das waren Adam und Micha. Micha war der Assistent meines Onkels gewesen, der beste noch dazu. Er wurde persönlich von ihm ausgebildet und war gut in seinem Job. Aber das war nicht der Grund, wieso ich so schockiert war. Ich wusste doch das ich ihn kannte. Micha war der suspekte Mann aus der Clayton Villa.

Lügner und TäuscherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt