Wo sind wir

2 1 0
                                    

Ich wusste nicht das Caleb noch nerviger werden konnte als eh schon. Selbst das nächtliche Besuchen, an das ich mich teils gewöhnt hatte, war nicht mehr nervig für mich. Aber jetzt, nachdem er in mein Zimmer gestürmt war, mir wild mit einem Foto vor der Nase rumwedelt und dabei irgendwas von „Ich hatte Recht" faselt...hätte ich ihm am liebsten seine Zunge rausgeschnitten. Auf dem Bild waren Adam und ein anderer Kerl abgebildet. Sollte mir das, was sagen? Genervt rieb ich mir die Stirn. Es war nicht nur Caleb der mir auf die Eierstöcke ging, sondern auch Jackson. Seit Tagen war er mir immer mehr auf die Pelle gerückt, es hatte kaum noch was mit Training zu tun. Seine Berührungen stören mich nicht, aber sie waren unnötig. Ich wollte lernen mit meiner Gabe umzugehen und nicht wie ich Jackson am besten verführe. Erst heute Morgen hatte er versucht mir einen Kuss auf die Wange zu drücken, aber ich war ausgewichen und hatte ihn einfach schnell umarmt. Ich hatte mich danach so gut es ging in mein Zimmer verzogen. Was auch sehr nervend war, war Calebs Wachhund Getue. Diese Kontrolle, was ich tue und vor allem was Jackson macht, war für uns beide einfach nur stressig und unangenehm. Als ob Caleb sich daran aufgeilen würde Jackson dabei zu beobachten, wie er mich befummelt. Igitt. Ich war froh, dass er meinem Gespräch mit Caleb ihn zumindest zu etwas Abstand überreden konnte. Nach dem Gespräch war er ziemlich schnell abgezischt und kurz darauf war von unten gepolter und klirren zu hören. Und jetzt stand er vor mir und sah mich erwartend an. „Was?" „Wie was? Hast du nicht zugehört? Ich sagte ich hatte Recht" „Keine Sorge den Teil habe ich klar und deutlich wahrgenommen. Ich meinte eher was genau soll mir dieses Foto sagen". Caleb sah erst mich und dann das Foto an. Bevor er wild mit seinem Zeigefinger auf das Gesicht des Mannes neben Caleb drückte. „Das da! Guck dir doch mal seine Visage an". Ich seufzte, beugte mich aber etwas vor, um das Bild genau zu betrachten. Adams kalter Blick erinnerte mich sehr an Caleb und dieser andere Typ...hmm. In meinem Kopf ratterte es. Seine Hellbraunen Haare waren nach hinten gegelt, sein Gesicht von Sommersprossen geziert und sein lächeln wirkte zu groß und breit, um echt zu sein. Aber das war nicht was mich kurz stocken ließ, es waren seine Augen, die durch sein breites Grinsen leicht zusammengekniffen waren, aber man konnte dennoch das listige Glitzern darin sehen. Das Gefühl einer kalten Waffe an meiner Stirn ließ mich zurückzucken. „Das ist..." „Ganz genau, der Typ aus der Clayton Villa. Micha Mikaeles, der Assistent von Adam". Ich legte den Kopf schief, das bedeute jedoch noch gar nichts. Caleb bemerkte mein Zögern und senkte das Bild. „Dörnchen, weißt du was das bedeutete? Adam arbeitet mit TWIN oder, ganz verrückt, Jackson gibt die Pläne von GOOD an Adam der sie dann an Mika gibt, um sie für viel Geld zu verkaufen", "Moment mal, stop" „Das erklärt einiges. Scheiße könnte ich nur Vater kontaktieren. Das muss gemeldet werden, GOOD muss davon erfahren. Sie müssen Adam stop-„. Ich legte meine Hand auf seinen Mund, innerhalb eines Wimpernschlag war mein Handgelenk verdreht und Calebs Hand schleppte geballt kurz vor meiner Wange. Sofort ließ er mich los und trat ein Schritt zurück. „Sorry, mein Fehler kein Anfassen", er nickte nur stumm. "Caleb, ein Bild...beweist gar nichts. Micha könnte auch aus eigener Hand gehandelt haben. Gerade für ihn wäre es nicht schwer die Pläne zu stehlen und zu verkaufen, schließlich ist er einer von Adams besten Arbeitern. Das heißt also nicht das Adam und Jackson direkt böse sind. Warum musst du das überhaupt noch beweisen? Ich habe doch schon gesagt das ich mitkommen werde" „Ganz einfach, das sind Dreckskerle und ich will das sie...genau da landen, im Dreck". Ich schüttelte den Kopf und rieb mir abermals die Stirn. Dieser Kerl gönnt niemanden etwas, nicht mal seiner Familie. Gut, diese Familie war...speziell. Ich spürte Calebs Hand auf meiner, die immer noch auf meiner Stirn lag. „Hör zu, wir sollten wirklich von hier verschwinden. Ich weiß du wirst mir nicht glauben aber...Jackson er-„ „Nein, hör auf. Ich will es nicht hören. Die zwei Wochen sind noch nicht um Caleb. Ich zieh das hier durch. Du hast mein Versprechen, mehr gebe ich dir nicht. Wenn du gehen willst, dann geh". Caleb zuckte zurück, sein Blick scannend, irritiert. War er jetzt sauer? Calebs Augen verengten sich zu schlitzen, seine Hand umfasste mein Handgelenk so grob, dass ich Angst hatte er würde blaue Flecke hinterlassen, wenn er loslassen würde. „Ich will weder das du mir vertraust noch das du mir glaubst, aber du wirst mir zuhören", ich zerrte an seinem Arm, aber er ließ nicht los. „Caleb du tust mir weh" „Das ist im Gegensatz zu dem, was Jackson mit dir vorhat GAR NICHTS". Ich stockte und blickte zu Caleb hoch. Sein Blick düster und irgendwie fern, so als ob er in Gedanken weit weg wäre. „Jackson nutzt dich aus, das hat er damals schon. Er ist ein Manipulator, ein verfickter Papi pleaser. Er wird alles und ich meine wirklich ALLES tun, um dich zu bekommen. Ich bin nur der Trotzpreis hier, du, du bist der Hauptgewinn. Wenn er dich bekommt, lobt ihn Papi wieder, das ist alles, was dieser Dreckskerl will. Dafür würde er sogar über Leichen gehen", er zeigte seine Zähne. Er wirkte wie ein hungriger Wolf, der im Gebüsch auf eine Chance wartete. Knurrend und mit blitzenden Augen. Er sah aus, als würde mich am liebsten direkt fressen. Er hatte einen unglaublichen Hass auf diesen Teil der Familie, das merkte man sehr deutlich. Das Leder seiner Handschuhe knirschte, wie eine Mahnung an ihn, mich etwas sanfter zu behandeln. Sofort lockerte er seinen Griff und seine Gesichtszüge wurden wieder weicher. Wann hatte er wieder Handschuhe angezogen? „Ich habe keine...realen...Beweise aber... mein Gott, dass ich das mal sage und dann noch zu dir...BITTE, ich flehe dich wirklich an...du musst mir bei der Sache einfach vertrauen". Ich zögerte. In Calebs Blick lag etwas flehendes und dennoch war sein ganzer Körper angespannt. Diese Kombination jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich mochte einen Caleb der so flehend war...überhaupt nicht. Es hatte etwas verdrehtes an sich. Es war nicht richtig, wirkte schwach. Ich senkte den Kopf, um diesen Anblick nicht mehr sehen zu müssen. Nach kurzer Schweigezeit zog Caleb leicht an meinem Ärmel. „Okay", sagte ich so leise, dass ich es selber kaum hörte. Caleb beugte sich runter und sah mich fragend an. „Ich sagte okay, ich werde aufpassen und". Er richtete sich wieder und das typische Grinsen lag wieder auf seine Lippen. „Gutes Mädchen, dann verschwinden wir. Direkt Morgen früh" „Wieso erst Morgen?". Caleb verschränkte die Arme und wiegte den Kopf hin und her. „Wenn wir jetzt gehen, ist es zu auffällig. Morgen könnten wir eine Erklärung geben...eine falsche natürlich". Ich schluckte schwer. Ich hatte Angst, nein, Respekt vor Adam. Was wenn er mich, uns, nicht gehen lassen will? „Mach dir deinen Dickschädel nicht beim Denken kaputt Dörnchen. Ich überlege mir schon was. Verhalte du dich einfach wie immer und flirte dir deinen Arsch bei Jackson ab" „Ich flirte nicht", schmollte ich und Caleb grinste nur. „Achja, wirkte heute aber ganz gewaltig danach" „Er wollte mich küssen. Nicht andersrum". Calebs Gesicht zuckte. Seine Augen, die gerade noch einen sanften Ausdruck haben wirkten wieder schwarz wie Kohle. Seine Körperhaltung versteifte sich und seine Hand ballte sich zu einer Faust. "Er wollte...WAS? Er geht tatsächlich schneller, weiter als ich dachte...verdammt. Du solltest dein Zimmer abschließen. Wenn es geht, meide ihn den Rest des Tages, verstanden?". Er strahlte etwas Kühles aus, ein kribbeln ging über meine Wirbelsäule und hallte in meinem Kopf wider. Für einen Moment war es, als ob ich Gehirnfrost hätte. Die Aussage macht mir Sorge, nein eher Angst. Ich hatte mich nie so unsicher fühlen müssen das ich mal meine Zimmertür abschließen musste. Nicht mal dann als das Mobbing in der Schule richtig schlimm wurde. Ich wollte Caleb sagen das ich mich nun noch unwohler fühlte, ängstlich und allein. Aber eine Stimme schnitt mir mein Wort ab. „Kaya, Caleb...das Essen ist serviert". Mein Blick, der gerade noch auf dem Boden gehaftete war, huschte blitzschnell zu Caleb. Suchten seine Himmelsblaue Augen. Ich hoffte innerlich, dass er meine Angst sah. Aber er starrte nur wütend zur Tür, als ob er durch sie hindurch und direkt zu Jackson runter sehen könnte. „Wir sollten gehen, verhalte dich unauffällig. Geh nach dem Essen sofort hoch und komm nicht mehr aus dem Zimmer, okay?". Ich nickte und atmete zittrig aus. Ich hatte nicht mal gemerkt das ich den Atem angehalten hatte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 11 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Lügner und TäuscherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt