Tanzen oder Kämpfen

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Es dauerte, bis Caleb zurückkehrte. Sein Gesicht noch immer in tiefe Schatten gelegt. Er lehnte sich an die Tür, legte den Kopf in den Nacken und verweilte so. Dann sah er mich mit einem kalten Ausdruck in den Augen an und ließ sich auf das Sofa nieder. Ich beobachtete jeden seiner Schritte. Seine Körperhaltung war steif und nicht so selbstbewusst und locker, wie sonst. Bevor er sprach, massierte er sich kurz seine Schläfen. Sein Kiefer war angespannt. „Dörnchen.", das fängt ja gut an, „Hör zu. Das ich besonders bin wissen wir beide". Ich verdrehte die Augen. „Aber anscheinende teilst du dir diesen Status mit mir. Also habe ich jetzt Gute und schlechte Nachrichten für dich, da mir deine Meinung aber recht egal ist, frag ich nicht, was du zuerst hören willst. Also, die gute Nachricht ist wir kommen hier bald raus", ich spitzte die Ohren, das sind wirklich gute Nachrichten aber die Sache hatte einen Haken. „Die schlechte Nachricht ist, dass es nur für eine speziellen Auftrag ist". „Spezieller Auftrag?", fragte ich nach und legte fragend den Kopf schief. Caleb nickte. „Aufgrund meiner Gabe ist es mir weder möglich passiv noch wirklich aktiv im Krieg zu helfen. Ich muss außerorts aktiv werden und komischerweise denkt Kanoffski das du der perfekte...Bodyguard wärst". Er spuckte das Wort Bodyguard so aus, als wäre es Müll. „ich? Dein Bodyguard? Sollte es nicht eher andersrum sein? Hat der mal gesehen was für ein Riese du bist? Und was genau ist denn deine Gabe?" „Deine Fragerei nervt. Ich habe keine Lust die zu beantworten" „Caleb, wenn wir zusammenarbeiten sollen, und ja ich weiß das passt uns beiden nicht, dann sollte ich wenigstens wissen, womit ich arbeite". Caleb kaute auf seiner Lippe rum und schloss dann kurz die Augen. „Nicht jetzt Dörnchen", er stand vom Sofa auf und stellt sich direkt vor mich. Er sah auf mich herab, seine blauen Augen starrten mir direkt in die Seele. Er berührte mich nicht mal, aber es fühlte sich so an, als ob er mir die Luft aus der Lunge quetschen würde. „Sei dir einfach bewusst das ich gefährlicher bin als dein schlimmster Albtraum. Kommst du mir in die Quere sorge ich dafür das deine Mutter nicht nur eine ihrer Töchter verloren hat". Ich verengte meine Augen zu schlitzen. Die Lichter im Raum fingen an zu flackern. „Drohst du mir etwa Caleb? Du solltest dir bewusst machen, dass ICH von nun an auf dich aufpassen soll. Noch so ein Spruch und ich nehme meinen Job gerne auf die leichte Schulter". Caleb beugte sich leicht zu mir herunter, völlig unbeeindruckt von dem Lichtspiel hinter sich. „Ich habe keine Angst vor dem was mich erwartet und ich habe erst recht keine Angst vor dir. Mach einfach deine Arbeit und wir beide haben kein Problem miteinander. Haben wir uns da verstanden?". Seine Stimme war so kalt, dass mir ein Schauer über den Rücken lief, und in seinen Augen tauchte ein Schimmer von Lila auf, oder hatte ich mir das nur eingebildet? „Na schön, verstanden, aber du bist nicht mein Boss O'Connor!", knurrte ich und ging dann an ihm vorbei Richtung Tür. „Wo willst du hin?", rief er mir hinterher. Ohne mich umzudrehen, rief ich: „Ich geh was essen bevor mir deine Visage meinen Appetit komplett verdirbt". Ich hörte ihn kurz lachen bevor er neben mir auftauchte, von der bedrohlichen Stimmung war nichts mehr zu spüren. „Also eigentlich wir mir eher gesagt das ich zum Fressen gut aussehen. Meine Visage regt also eher den Magen an...oder so" „Tja, lügen ist menschlich" „Frauen lügen mich nicht an, wenn es um mich geht" „Ein Wort: Ekelhaft". Caleb lachte und verschränkte die Arme hinterm Kopf.

Die Cafeteria war voll, sehr voll. Ich hätte nie gedacht, dass sie so viele Leute hier haben. Zwischen den Soldaten saßen Schüler und Schülerinnen, zu ängstlich, um sich etwas zu essen zu holen. „Wow, dass erinnert mich an die Klassenfahrten, bei denen wir die anderen Schulen der Fraktion getroffen haben", murmelte Caleb und ließ seinen Blick durch den großen weißen Raum gleiten. Ich entgegen war auf einen Tisch fixiert. Das Universum wollte auch einfach das ich heute einen schlechten Tag habe. „Wo guckst du hin Dörnchen, hast du jemand heißeren als ich gesehen, denn das halte ich für sehr unwahrsch-„, Caleb verfolgte meinen Blick und staunte. „Was zum Fick? Ist das Will?". Ich nickte langsam. Caleb sah kurz zwischen mir und Will hin und her bevor auf ihn zu lief. Oh nein. Ich wollte gehen, mich unter die Leute mischen. Aber ich war wie versteinert. Zwei Jahre hatte Maxi mich nicht mehr gesehen. Zwei Jahre hatte ich Ruhe vor ihm, da er auf eine andere Schule gewechselt war aufgrund seiner Noten. Ich sah wie Caleb, Will auf die Schulter klopfte und kurz mit ihm sprach. Bevor er in meine Richtung zeigte und Will sich erhob. Er war jetzt genauso groß wie Caleb und sah mit seinen kurzgeschorenen blonden Haaren aus wie ein Boxer. Meine Hände zitterten, während ich nur stumm zusah, wie die beiden auf mich zukamen. „Dörnchen, erinnerst du dich noch an ihn? Will? Mein bester Kumpel aus der Schule? Sieh der den mal an! Der ist richtig stabil geworden, dabei war der mal viel kleiner als Ich!", lachte Caleb und bemerkte nicht wie unwohl ich mich fühlte. Machte er das gerade mit Absicht? Ich zuckte zusammen, als Will mir die Hand hinstreckte. „Kaya, hätte nicht gedacht das ich dich hier antreffe. Wie geht es dir? Und deiner Mutter? Seid ihr gut über die Runden gekommen?". Calebs lachen starb und er sah überrascht zu seinem Kumpel. Zögerlich nahm ich seine Hand und er drückte sie kurz bevor er wieder los lies. „Mir...geht es gut? Danke der Nachfrage?". Will rieb sich verlegen den Nacken, bevor er leise murmelte. "Ich verstehe voll das dir das hier unangenehm ist. Mich wiederzusehen muss schwer für dich sein. Ich möchte mich entschuldigen für das, was dir damals angetan haben. Das war nicht richtig. Ich kann leider auch nur für mich sprechen, Maxi hat sich nicht verändert und wie ich sehe hat das Caleb auch nicht wirklich. Ich weiß das du mir nicht glaubst, aber ich habe mich wirklich gebessert. Aufgrund meiner Gabe, finde ich zumindest, passt dieses Bad Boy Image nicht mehr zu mir" „Bad Boy Image? Gabe? Digga wovon redest du da eigentlich", grummelte Caleb. Will sah ihn desinteressiert an. „Ich rede gerade mit Kaya und ja du hast richtig gehört. Ich will nicht mehr der Mobber von Schwächeren sein. Meine Gabe erlaubt es mir Wunden zu heilen, da kommt das...nicht so gut. Ich bin in der Krankenstation als Helfer und werde gerade für den ersten Außeneinsatz ausgebildet", Will rieb seine Handflächen einander die dann weiß aufglühten. Das Licht bleibt kurz bevor es dann wieder verschwand. „Unglaublich" flüsterte ich leise und griff nach seinen Händen. Wills Wangen färbten sich leicht rot und er lachte beschämt. „Also ich muss gleich wieder zurück zu meiner Truppe, falls du mal was brauchts sag einfach Bescheid. Du auch Caleb, war gut euch zu sehen. Viel Erfolg noch!". Damit ging er dann und ließ einen verdutzten Caleb zurück. "Sieh an, Menschen können sich wohl doch ändern...Achja stimmt hab vergessen das du ein sprechendes Arschloch und kein Mensch bist", sagte ich grinsend zu Caleb, bevor ich mich an die wartende Schlange von Soldaten anstellte, die beim Essen stand. „Verscherz es dir nicht mit mir Kaya", raunte mir Caleb ins Ohr, aber ich ließ es mir nicht nehmen das er sich gerade blamiert hatte, also ignorierte ich ihn einfach.

Lügner und TäuscherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt