8 - Auf Eis gelegt

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"Mister Styles, ich weiß, Sie wissen selbst, dass eine Annullierung nicht mehr möglich ist. Das heißt, es kann nur eine Scheidung geben, was auf Unterhaltskosten hinauslaufen wird." Louis' Anwalt Joseph Pierce sah mich an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Meine Anwältin, Leah Thompson, sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. 
"Erwarten Sie, dass mein Mandant Ihrem Mandanten Unterhalt zahlt? Sie waren für was, sechs Stunden verheiratet?!" fragte sie ihn überrascht. 
Joseph lächelte ein süffisantes Lächeln. "Sie sind nach wie vor verheiratet, Miss Thompson. Und da Sie nicht das Trennungsjahr abwarten wollen, wird es auf einen Ausgleich und Unterhaltskosten hinauslaufen." 

"Ausgleich?!" fragte ich, Leah legte die Hand beruhigend auf meinen Arm und beugte sich vor. "Darf ich anmerken, dass Ihr Mandant es nicht einmal für nötig hält, hier aufzutauchen? Er zeigt keinerlei Interesse, wieso sollten wir ihm also Geld bezahlen?" 
Ich schluckte leicht und sah für einen Moment auf den leeren Stuhl neben Joseph. Louis hatte es zwar gesagt, doch ich hatte dennoch gehofft, dass er auftauchen würde. 
"Mister Tomlinson geht seinem Beruf nach, Miss Thompson." Joseph lächelte arrogant. "Kein Grund, irgendwelche Absichten zu bezweifeln." 
Der Schlagabtausch der beiden Anwälte ging noch eine Weile hin und her, bis ich schließlich dazwischen ging. 
"Es reicht jetzt. Ich denke, weder Lou....Mister Tomlinson noch ich wollen Geld haben, wir wollen einfach den Fehler wieder ausmerzen!" sagte ich und sah beide mahnend an. 
Joseph musterte mich. "Ich habe klare Anweisungen, Unterhaltszahlungen für Mister Tomlinson auszuhandeln." 

Erschrocken sah ich Joseph an und schüttelte ungläubig den Kopf. "Er will...Geld?" hakte ich nach und Joseph nickte nur, antwortete mir nicht. 
Es schockierte mich und ich sah auf meine Hände. Das sah ihm nicht ähnlich und so kannte ich Louis nicht. Das konnte nicht sein, ich schüttelte leicht den Kopf. "Unmöglich..." murmelte ich. 

"Was ist unmöglich?" fragte Joseph mich und ich sah ihn an. "Dass er Sie beauftragt hat, Unterhalt auszuhandeln. Er ist so nicht.", antwortete ich ihm. 
Joseph lachte leicht und machte sich Notizen, sah uns an. "Sie haben ihn ein paar Jahre nicht gesehen, Mister Styles. Dinge ändern sich." 
Ich schüttelte wieder den Kopf und sah Leah an, die meinen Blick auffing. Ich schüttelte wieder den Kopf, wollte etwas sagen und dann klopfte es an der Tür. 
Wir alle sahen hin und nur Augenblicke später steckte Louis den Kopf durch und sah ich um, als er mich sah, fing er an zu lächeln. Auch ich musste automatisch lächeln. 
"Sie haben es ja doch geschafft?" fragte Joseph überrascht und Louis nickte, kam zu uns, gab Leah die Hand und setzte sich neben Joseph. 
"Ich habe Drehpause.", antwortete er knapp und warf mir einen Blick zu, ich musste leicht schmunzeln und nickte ihm zu. 

"Dann können wir das Ganze ja endlich beenden! Ich habe Mister Styles gerade von den Unterhaltszahlungen erzählt." 
Louis zog die Augenbrauen zusammen. "Zahlungen?" 
Ich konnte erkennen, dass Joseph die Augen verdrehte, ehe er Louis mit eindringlichem Blick ansah. Doch mein Noch-Ehemann ließ sich nicht einschüchtern, er sah ihn verwirrt an und dann zu mir und Leah. "Ich will kein Geld. Kein Unterhalt oder Ausgleich, oder so einen Mist!" 
Leah sah mich an und ich nickte. "Hab ich doch gesagt. So ist er nicht." 
Die Diskussion ging ewig weiter und Joseph wurde immer arroganter. Irgendwann schien es Louis zu reichen, denn er wurde immer angespannter und atmete zusehends schneller. Ich wollte unbedingt einfach nur seine Hand nehmen und ihn beruhigend streicheln, doch das ging leider nicht. 
Louis schloss schließlich die Augen und presste die Lippen aufeinander. Das war mein Zeichen, um das Ganze hier zu beenden. 

Ich stand auf und alle Augen waren auf mich gerichtet, doch ich sah Louis an. "Ich denke, es reicht jetzt.", sagte ich und er sah mich mit großen Augen an. Ich lächelte ihn an. "Vielleicht reden wir noch einmal in Ruhe und vertagen das Ganze? Es scheint heute zu keiner Einigung zu kommen. Und das wühlt mich gerade zu sehr auf." Das letzte war gelogen, denn es war offensichtlich Louis, den die aufgeheizte Stimmung aufwühlte. Er sah mich dankbar an und nickte, ehe er sich Joseph widmete. "Lass uns nächste Woche noch einmal sprechen. Da es sowieso keine Annullierung mehr geben wird, hat es auch keine Eile." Er sah zu mir. "Hast du...willst du mit zum Set?" fragte er mich, ich sah ihn überrascht an. "Wirklich?"
Er nickte. "Du bist doch neuerdings ein Fan vom Fernsehen..." sagte er und lächelte leicht. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und nickte. 
Wir verabschiedeten uns von unseren Anwälten und verließen den Meetingraum, eilten praktisch in den Aufzug.


Als die Türen sich schlossen, atmete Louis tief durch. "Danke..." sagte er leise. "Kein Problem. Ich habe gesehen, dass es dir zu viel wird." 
Er sah zu mir und lächelte leicht. "Da ist unsere Scheidung wohl gerade gescheitert..." bemerkte er. Schulterzuckend sah ich ihn an, lehnte mich gegen die Aufzugwand. "Nenn es einfach auf Eis gelegt. Wir einigen uns einfach allein, dein Anwalt ist ein geldgieriges Arschloch." 
Louis lachte und nickte. "Eindeutig der falsche Anwalt..." sagte er leise. Wir sahen einander in die Augen und ich ging einen Schritt auf ihn zu, doch da gingen die Türen des Aufzuges mit einem leisen Pling auf. 
Louis seufzte leise und sah auf die Uhr. "Ich muss mich beeilen. Kommst du wirklich mit? Ich würde mich freuen." Sein Blick war hoffnungsvoll und ich nickte. "Ich habe Zeit, also ja. Ich komme mit." 

Eine halbe Stunde später fand ich mich auf dem Set von Hollywood Heights wieder und beobachtete fasziniert, wie Louis seinem Job nachging. Kaum war die Kamera auf ihn gerichtet, war er ein völlig anderer Mensch. Louis spielte die Hauptrolle Lucas, einen Immobilienmakler, der mit Juliette, der weiblichen Hauptrolle, momentan eine Affäre hatte. Es war seltsam, ihn in romantischen Situationen mit jemand anderem zu sehen, doch ich rief mir in Erinnerung, dass er schauspielerte. Dennoch kam ich nicht umhin, Eifersucht zu spüren. Ich war einfach völlig lächerlich. 

"Du gehörst nicht zur Crew." 
Die Stimme einer jungen Frau ließ mich nach rechts sehen und vor mir stand eine Blondine, die mich neugierig musterte. Ich erkannte sie von meiner Googlesuche, sie war ebenfalls Darstellerin in der Serie. Millie, wenn ich mich richtig erinnern konnte. Ich nickte leicht. "Nein, gehöre ich nicht.", antwortete ich ihr und sie grinste mich an. "Ein Brite! Bist du mit unserem blauäugigen Shootingstar hier?" 
Ich lachte leise und nickte. "Solltest du Louis meinen, dann ja. Bin ich." Ich lächelte sie nett an und sie nickte zufrieden, sah zu Louis, der gerade eine Kussszene drehte, die mich dazu brachte, mich anzuspannen. Millie neben mir kicherte leise und ich sah sie fragend an. Sie lachte. "Die Eifersucht steht dir ins Gesicht geschrieben. Ich wusste gar nicht, dass Tommo schwul ist. Das ist ja wirklich mal eine interessante Sache über ihn..." sagte sie leise.

Sie musterte ihn nachdenklich und ich fragte mich sofort, ob ich gerade etwas getan hatte, dass Louis nicht recht wäre. Schließlich beendete der Regisseur die Aufnahmen und Louis kam zu mir geschlendert, sah mich neugierig an. "Und? Was sagst du?" fragte er, wirkte wirklich so, als ob ihm wichtig wäre was ich dachte. 
"Ich fand es super! Es hat mir wirklich sehr gefallen!" antwortete ich lächelnd. 
Millie neben mir lachte laut auf, wir beide sahen zu ihr. "Er war fürchterlich eifersüchtig, als ihr geknutscht habt!" 
Ich wurde leicht rot und senkte frustriert den Blick, es war mir unglaublich peinlich und ich hätte Millie am liebsten auf den Mond geschickt. Doch ich hörte Louis' leises Lachen, was mich zu ihm wieder blicken ließ. "Millie, du bist eine Hexe. Lass Harry in Ruhe." sagte er und zwinkerte mir zu. Millie legte den Arm um ihn, küsste seine Wange. "Ich wusste nicht, dass du schwul bist. Das hättest du mir sagen müssen, ich habe unzählige hübsche Freunde, die sich die Finger nach dir lecken würden." 

Er verdrehte die Augen, lächelte sie an. "Ich habe kein Interesse an deinen Freunden." Er sah zu mir und ich lächelte ihn an. Auch er lächelte. "Komm, ich zeige dir meine Garderobe." Er griff nach meiner Hand und zog mich mit ihm weg von Millie. "Die Hauptdarsteller kriegen einen Trailer, ziemlich cool!" sagte er mir, zog mich über den ganzen Platz und dann hielten wir vor einem silbernen Wohnwagen, auf dessen Tür ein Zettel klebte auf dem "Louis Tomlinson" stand. Ich musste lächeln. "Du hast deinen eigenen Trailer. Ich bin wirklich stolz auf dich, Lou." 
Er warf mir einen Blick zu und öffnete die Tür, ging hinein und ich folgte ihm. Es war gemütlich eingerichtet und es lagen überall Klamotten von ihm herum. Chaotisch wie eh und je. "Nicht über die Unordnung meckern." 

Ich sah überrascht zu ihm und lachte auf, aus einem Impuls heraus umarmte ich ihn von hinten, doch er sprang beinahe von mir weg und sah mich erschrocken an. "Lou...es tut mir leid.", sagte ich sofort und er nickte leicht, zwang sich ein Lächeln auf. "Sorry...damit habe ich nicht gerechnet." 
"Ich auch nicht. Es war aus einem Impuls heraus. Das habe ich früher auch immer bei dir gemacht.", sagte ich leise und sah ihn entschuldigend an. 
Er nickte, musterte mich einen Augenblick stumm, ehe er wieder etwas sagte. "Und ich habe es geliebt...deine Umarmungen, deine Berührungen.", gab er zu und ich lächelte ihn an. "Ich auch deine." 
Er kam zu mir und schlang die Arme um meine Taille, drückte sein Gesicht in meine Brust. 

Yours Truly | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt