Es dauerte noch eine Stunde, in der ich auch endlich ein paar Minuten Schlaf bekam, bis mein Handy vibrierte und mir signalisierte, dass Niall eingetroffen war. Ich löste mich vorsichtig von Louis, der von den Tabletten so tief schlief, dass er vermutlich ein Erdbeben auch nicht mitbekommen würde. Ich konnte mir nicht helfen und fühlte kurz seinen Puls, da er wie ein Stein dalag. Doch es war alles gut.
Ich atmete tief durch, verließ das Schlafzimmer und lief nach unten, wo ich Niall die Tür öffnete. Er lief direkt hinein und sah mich warnend an.
"Jay hat Lottie mitgebracht. Mach dich auf was gefasst, die ist nicht auszuhalten!" sagte er leise und ich nickte ihm zu und seufzte innerlich.
Was Louis gar nicht gebrauchen konnte, war ein Streit mit Lottie.Jay kam nach Niall in das Haus und als sie mich sah, strahlten ihre sorgenvollen Augen und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Oh, Harry!" sagte sie leise und zog mich in ihre Arme. Lächelnd umarmte ich sie und als sie sich löste, legte sie die Hände an meine Wangen und sah in meine Augen. "Wo ist mein Junge? Und wie geht es dir?"
"Er schläft oben. Und mir geht es ganz gut, ich bin nur müde.", antwortete ich ihr ruhig.
"Wir sind hergeflogen, damit der da oben liegt und seelenruhig schläft?" fragte Lottie und sah mich missbilligend an.
Seufzend blickte ich sie an. "Hör auf damit, Lottie."
Sie schnaubte und lief ins Haus, sah sich kurz um. "Na ich muss schon sagen, er lässt es sich ja gut gehen." In ihrem Ton war Bitterkeit zu hören. "Lottie!" mahnte Jay sie sofort und ich führte die drei in die Küche. "Kaffee?" fragte ich in die Runde.
"Gern!" sagte Jay und auch Niall nickte. Lottie setzte sich an den Esstisch und zückte ihr Handy, von ihr erhielt ich keine Antwort.Ich setzte mich zu ihnen, nachdem ich Niall und Jay ihren Kaffee gereicht hatte. "Also, wie ist die Lage?" fragte Jay mich und ich sah sie an. "Es ist gut, dass du hier bist. Er ist...Louis ist völlig zusammengebrochen und die letzte Nacht war gefüllt von Panikattacken und Albträumen, er wechselt ständig zwischen panisch und apathisch. Ich mache mir große Sorgen. Ich denke, dass er in eine stationäre Behandlung sollte."
Lottie sah mich an. "Er ist also ein Spinner?"
"Charlotte!" sagte Jay nun laut und sah sie böse an. "Reiß dich jetzt gefälligst zusammen! Er ist dein Bruder!"
Louis' Schwester verdrehte die Augen, sagte aber nichts mehr. Ich schüttelte leicht den Kopf, sah Jay an. "Du kannst hoch gehen, wenn du willst. Er schläft, aber wenn er wach wird, wird er sich freuen, dich zu sehen.", schlug ich ihr vor und sie nickte und stand auf.
"Ich zeig dir, wo es ist. Und dann müsste ich los..." Niall sah mich entschuldigend an. "Ich habe einen Arzttermin wegen der Hand."
"Na klar! Alles gut, Niall. Danke für deine Hilfe, ernsthaft." Ich stand auf und umarmte ihn, bevor er mit Jay nach oben ging."Lottie..." sagte ich nach einigen Momenten der Stille. Sie sah zu mir. "Wieso bist du nur so blöd und machst das mit?" fragte sie mich.
Seufzend lehnte ich mich zurück. "Dein Bruder...er ist nicht aus England weg wegen der Karriere."
Sie hob die Augenbrauen. "Hat er dir das gesagt? Welche Ausrede hat er erfunden?"
Ich musterte sie. Sie wirkte so wütend, doch ich sah auch den Schmerz in ihren Augen. Sie war unglaublich verletzt, das konnte ich ihr ansehen.
"Lots, Louis wurde..." Ich atmete tief durch. "Ihm wurde etwas sehr, sehr Schlimmes angetan. Er ist traumatisiert, er lebt seit Jahren nur in Angst. Er nimmt unzählige Tabletten. Dein Bruder ist abgehauen, weil er euch und mich nicht belasten wollte. Er hat keinen Ausweg gesehen.", sprach ich ernst und sah sie an.
Lottie zog die Augenbrauen zusammen. "Was erzählst du da? Er hat selbst gesagt, dass er in LA sein will wegen der Schauspielerei!"
Ich schüttelte den Kopf. "Das war gelogen. Er ist geflüchtet."Es dauerte eine lange Zeit, in der sie nachdachte, bis sie mich ansah. "Wie schlimm?" fragte sie leise. "Sehr schlimm.", antwortete ich ihr.
Lottie presste die Lippen aufeinander und sah auf die Tischplatte vor sich. "Und ich habe ihm gesagt, dass ich ihn hasse..." sagte sie kaum hörbar.
"Es ist viel vorgefallen. Ihr solltet euch aussprechen, wenn er dazu in der Lage ist.", schlug ich vor, woraufhin sie mich wieder ansah. "Was ist denn überhaupt passiert? Mom hat mir nichts gesagt."
Ich erzählte Lottie von James und dass ich ihn in meiner Band aufgenommen hatte und berichtete ihr von Louis' Nervenzusammenbruch, als er auf ihn getroffen war. Sie wirkte mit jeder Sekunde mehr und mehr schockiert. "Jetzt liegt er oben und schläft."
Lottie schluckte und stand auf. Verwirrt sah ich sie an. "Lottie, was..."
"Ich gehe zu ihm!" sagte sie und lief bereits los. Ich sprang sofort auf und lief ihr hinterher. "Lottie!" rief ich und versuchte sie einzuholen, doch sie war schneller und kurz darauf betraten wir das Schlafzimmer.Jay sah uns überrascht an und ich griff nach Lottie's Handgelenk, doch sie entwischte mir und hockte sich neben Louis aufs Bett. Bei der Bewegung des Bettes wachte er auf und schreckte sofort zurück, bis er realisierte, dass seine Schwester auf dem Bett saß.
Verwirrt sah er sich um, riss die Augen auf als er Jay sah und blickte wieder zu Lottie. "W-Was..." sagte er und sie legte sich neben ihn und legte den Arm um ihn.
Ich wollte dazwischen gehen, doch er schreckte nicht zurück. Im Gegenteil, Louis legte den Arm ebenso um sie und seine Schwester rutschte an ihn heran. Im nächsten Moment brach sie in Tränen aus und schluchzte auf.
Hilflos stand ich daneben und war mir nicht sicher, ob das das Richtige war, doch er wirkte nicht panisch und deshalb ließ ich es geschehen.
"Es tut mir so leid, Lou...Bitte verzeih mir..." sagte sie zwischen ihren Schluchzern und Louis strich ihr durch die Haare und ihm liefen selbst Tränen herunter. "Nur wenn du mir auch verzeihst..." sagte er leise und sie nickte.Louis' Mutter sah zu mir und lächelte, auch ich musste erleichtert lächeln. Vermutlich war das hier eine der wichtigsten Sachen für Louis, die Versöhnung mit Lottie. Ich war mir sicher, dass ihm das auf eine gewisse Art helfen würde. Jay setzte sich nun an die Bettkante und Louis sah sofort zu ihr.
"Na, mein Junge?" sagte sie sanft und strich ihm die Tränen aus den Augen. "Ich lasse nie wieder zu, dass du dir von mir oder Harry nicht helfen lässt, verstehst du? Wir sind eine Familie."
Er schluckte und nickte, schenkte ihr ein trauriges Lächeln. "Ich habe dich vermisst, Mom.", flüsterte er rau und sie strich ihm durch die Haare und küsste seine Stirn. "Willst du mir erzählen, was wirklich passiert ist?"
Er dachte einen Moment nach und sah mich an. Aufmunternd lächelte ich ihn an. "Lottie und ich könnten etwas kochen. Dann habt ihr Zeit für euch."
"O-Okay..." sagte Louis und ich lächelte, während Lottie aufstand und sich über das Gesicht wischte.
Ich ging zu ihm und küsste seine Wange, ungeachtet dessen, dass Jay nah neben uns war. Ich wollte ihm weiterhin die Sicherheit geben wie immer. "Ich bin nur ein paar Meter entfernt, ja?" flüsterte ich und er nickte und sah mir in die Augen, schenkte mir ein Lächeln.Ich küsste ihn kurz, stand auf und ging mit Lottie in die Küche. Im Kühlschrank war nichts zu finden, also beschlossen wir, bei Uber Eats etwas für alle zu bestellen. Danach kam Lottie auf mich zu und umarmte mich fest. Ich erwiderte die Umarmung sofort. "Ich habe dich vermisst, Haz. Du bist auch plötzlich weg gewesen.", sagte sie leise.
"Es tut mir sehr leid, Lots. Wirklich, es tut mir unglaublich leid.", antwortete ich ehrlich. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass sie darunter leiden würde, auch mich zu verlieren. Allerdings kannte sie mich fast ihr ganzes Leben, also war es irgendwie auch verständlich. "Wie ist es dir ergangen?" fragte ich sie leise, während wir in der Umarmung stehen blieben.
"Gut. Ich habe einen Freund..."
Ich verzog das Gesicht. "Den muss ich wohl erstmal absegnen. Ist er überhaupt gut genug für dich?"
Sie fing an zu lachen. "Du bist zwei Jahre und eine gemeinsame Wohnung zu spät. Aber ja, du wirst ihn mögen, wenn du ihn triffst.""Davon überzeuge ich mich lieber selbst.", entgegnete ich, als wir uns lösten. Sie erzählte mir alles über ihn, bis es schließlich klingelte und sich somit das Essen ankündigte. Wir richteten es anschließend alles auf dem Esstisch her und nur wenig später kam auch Louis mit Jay in die Küche. Er sah müde aus, sie völlig verweint. Es fiel mir ein Stein vom Herzen, dass er sich ihr augenscheinlich endlich anvertraut hatte, auch wenn es sie schmerzen musste. Louis kam sofort zu mir und schlang die Arme um mich, atmete tief durch. "Ich habe Hunger..." murmelte er und ich schmunzelte.
"Dann sollten wir dir lieber was zu essen geben, mein Engel.", antwortete ich ihm sanft und er sah hoch zu mir direkt in meine Augen. "Danke, dass du da bist.", flüsterte er.
"Immer, Lou. Ich werde immer da sein."
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Yours Truly | L.S.
FanfictionAls die beiden Ex-Partner, Louis und Harry, sich in Las Vegas wiedersehen, ahnen sie nicht, dass eine durchzechte Nacht ihr Leben für immer verändern wird. Betrunken und mit einer impulsiven Idee im Kopf, beschließen sie, sich in einer kitschigen Ka...