Kapitel 9 Teil 2 (Bogimor)

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Bogimor sah sich um. Von dem leeren, blutgetränkten Bett zogen sich Blutspuren bis zur Zimmertür. Dann sah er die silberne Truhe auf dem Tisch stehen. Bogimor fühlte sich plötzlich zu der Truhe hingezogen.
Er hörte seinen Namen rufen. Das Flüstern schien aus der silbernen Truhe zu kommen, die in der Nähe stand. Sein Name, geflüstert wie ein vages Echo, zog ihn an. Die Stimme klang vertraut, doch gleichzeitig spürte er das Unheil.

„Bogimor... Gefahr...", murmelte die Stimme aus der Truhe, als versuchte sie, durch die metallenen Wände zu ihm durchzudringen. Seine Sinne schärften sich und sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht. Die Truhe schien zu vibrieren, und er hörte, wie sein Name mit warnender Stimme gerufen wurde. „Gefahr... Es ist hier..."

Bogimor starrte auf die Truhe, ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Die Unverständlichkeit der Worte verstärkte die Spannung, während Bogimor zwischen Neugier und Misstrauen schwankte.
„Was willst du mir sagen?", flüsterte er unsicher. Die Truhe schien zu pulsieren, als ob sie eine lebendige Kraft in sich barg. 

„Auf dem Schiff... Gefahr...", wiederholte eine drängende Stimme, die wie Vasil klang.

Ein Schauer lief Bogimor über den Rücken, als er spürte, dass sich etwas Dunkles und Bedrohliches näherte. Bogimor blickte in den Korridor, der vom unheilvollen Licht der Dampflampen erhellt wurde. Seine Augen verengten sich, als er das tiefrote Blut an der Tür sah. Es schien förmlich aus der Kabinentür zu fließen und sich wie ein dunkler Teppich über den Gang auszubreiten.

Ein Schatten huschte flüchtig über den Gang, ein beunruhigendes Bild, das in einem Augenblick da war und im nächsten verschwand. Das scharfe Messer in Bogimors Hand zitterte leicht, als er sich vorsichtig der Tür näherte.

Der metallische Geruch von Blut hing schwer in der Luft. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, Bogimor spürte das Holz an seinem Rücken und lauschte in die Stille. Ein flüsternder Hauch durchzog die Luft, gefolgt von einem markerschütternden Schrei, der sich in ein gellendes Kreischen verwandelte. 

Es klang, als würde jemand durchbohrt, und ein Schauer lief Bogimor über den Rücken.

Die Intensität des Augenblicks ließ Bogimors Herz wild klopfen, als er sich ein Herz fasste und aus der Kabinentür sprang. Der Korridor lag verlassen vor ihm, das Blut der Tür führte wie ein dämonischer Wegweiser in die Dunkelheit des Ganges. Bogimor bewegte sich schnell und leise, das Messer zum Stoß bereit, als er das andere Ende des Ganges erreichte. 

Dann sah er den schrecklichen Anblick - ein aufgeschlitzter Kaladan lag leblos in der Mitte der Treppe, das Blut tropfte die Stufen hinunter. Es war nicht Vasil.

Ein markerschütternder Schrei durchdrang die nächtliche Luft und trieb Bogimor die Treppe zum Hauptdeck des Luftschiffes hinauf. Das Mondlicht schien auf einen Kaladan - Vasil hielt in einem grellen Lichtstrahl des Mondes einen Zwerg im Würgegriff.

„Vasil!", rief Bogimor, in seiner Stimme schwang Ungläubigkeit mit, „was tust du da?"
Vasil drehte sich zu Bogimor um, während er den Zwerg weiterhin im Würgegriffe festhielt. Der Zwerg zappelte hilflos, seine Schreie verhallten in der Nacht. Der Anblick des roten Glühens in Vasils Augen jagte Bogimor eiskalte Schauer über den Rücken. Eine unheimliche Stille legte sich über das Deck, als der Zwerg plötzlich regungslos wurde.

Vasil zeigte seine spitzen Zähne und beugte sich mit Leichtigkeit über den Zwerg. In einem grausamen Akt riss er dem Zwerg die Halsschlagader heraus, das Blut spritzte durch die Luft. Mit einer Hand hob Vasil den leblosen Körper hoch und schleuderte ihn von der erhöhten Plattform des Hauptdecks.

Bogimor erstarrte, als Vasil die Stufen zum Hauptdeck hinabstieg, das Mondlicht zeichnete eine gespenstische Silhouette um ihn herum. Humpelnd ging Vasil auf Bogimor zu. Der Ausdruck in seinen roten Augen verriet eine Finsternis, die Bogimor noch nie zuvor gesehen hatte.
„Vasil, mein Freund. Ich bin es, Bogimor. Erkennst du mich nicht?"

✅️ Seelenstein - Ruf der VettelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt