Am Kai hatten sich die Inselbewohner versammelt, um von ihrem Prinzen Abschied zu nehmen. Die Seeelfen füllten den Hafen, ihre Gesichter waren voller Sorge und Stolz. König Galindan schloss seinen Sohn in die Arme. Eine Träne rollte über Sariels Wange.Plötzlich kam Caeldrim auf Sariel zu. „Ich komme wieder und hole dich", versprach Caeldrim ihr. Sariel, von gemischten Gefühlen überwältigt, schluchzte leise und drückte ihren Bruder fest an sich. Als sie in den Himmel blickte, konnte sie die majestätischen Luftschiffe über ihnen sehen, die sich wie metallene Ungetüme erhoben. Die kupfernen Beschläge und die zylindrischen Türme der Himmelsschiffe wurden von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet, während zischende Dampfwolken ihre Umrisse einhüllten.
Nach einem Kuss von Sariel und einer zärtlichen Berührung von Caeldrim ging dieser auf seinen Flugsaurier Ollin zu. Der Pteranodon stand geduldig auf seinen langen, kräftigen Beinen, die mit scharfen Klauen bewehrt waren.
Ollins Kopf mit dem langen Schnabel und den neugierigen Augen strahlte Eleganz und Anmut aus. Die kunstvollen Muster auf den Flughäuten zwischen den ausgestreckten Fingern der Flügel zeugten von der Schönheit der Natur. Am Sattel des Pteranodons hingen fein gearbeitete Ledertaschen für Ausrüstung und Proviant. Als Ollin Caeldrim bemerkte, spannten sich seine muskulösen Schwingen, bereit, sich wieder in die Lüfte zu erheben.
Caeldrim näherte sich seinem Flugsaurier, sein langes blaues Haar wehte im leichten Wind. In seinen Händen trug er die kunstvolle Scheide mit seinem Elfenschwert, das er geschickt auf seinem Sattel platzierte. Auf dem Rücken des Flugsauriers befestigte er seinen silbernen Bogen, den Königsbogen Morgentau. Die Enden des Bogens schimmerten im Dämmerlicht, mit Mondsteinen besetzt und von uralter Magie durchdrungen.
Sariel wusste um die tiefe Verbundenheit zwischen Ollin und Caeldrim, eine Symbiose zwischen Elf und Flugsaurier, die mehr war als nur eine Partnerschaft.
Caeldrim schwang sich elegant auf Ollin, streichelte seinen Hals und blickte ein letztes Mal in Sariels Augen.
Ein leises Flüstern zwischen Bruder und Tierfreund, dann breitete Ollin seine eleganten Flügel aus. Gemeinsam erhoben sie sich majestätisch in den Abendhimmel, während Sariel mit stolzen Augen dem entschwindenden Paar nachblickte. Caeldrim lenkte Ollin zu einem der drei Luftschiffe.
Tränen kullerten über ihre Wangen. Sariel bahnte sich einen Weg durch die dicht gedrängte Menge der Seeelfen. Sie hörte noch, wie ihr Vater ihren Namen rief.
Dann lief sie weinend durch die Menge der Inselbewohner hinter einem Fischerhaus, bog auf einen anderen Holzsteg ab, der zu den alten, verlassenen Fischerhäusern führte. Sie beeilte sich. Ihre Füße fühlten sich schwer an, als würde die Last der bevorstehenden Entscheidung sie erdrücken.
„Ich muss gegen das Schicksal ankämpfen. Es tut mir leid, Vater. Ich liebe dich", flüsterte sie verzweifelt. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, eine Mischung aus Trauer und Angst machte sich in ihr breit. Ein kalter Wind fegte über die Küste, als sie endlich das alte Fischerhaus erreichte, in dem sie ihr Bündel versteckte. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander wie die Wellen, die gegen die Felsen schlugen.
Zweifel kamen auf. „Fliehen, ist das wirklich die richtige Entscheidung?", flüsterte sie leise. "Kann ich Asmunir vertrauen? Wird er überhaupt auf mich warten?" Sariel zitterte vor Angst und Unsicherheit. Ihr Mut schwand. Sie konnte sich plötzlich nicht mehr vorstellen, ihre Heimatinsel zu verlassen, auch wenn ihr das Herz schwer war vor Kummer. Aber der Gedanke, allein in der weiten, unbekannten Welt zu sein, erschreckte sie zutiefst.
In ihrem Kopf tobte ein innerer Kampf zwischen dem Wunsch, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und der Angst vor dem Unbekannten. Doch der Gedanke an ihren Bruder erleichterte ihr die Entscheidung.
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✅️ Seelenstein - Ruf der Vettel
FantasiaSariel, eine junge Seeelfe, steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Soll sie ihre göttliche Pflicht als Heilerin erfüllen oder zur Waffe greifen, um gegen jene zu kämpfen, die einst als Feinde ihrer Sippe galten? Während ein brutaler Luftkampf übe...