Nolin Oneshots

1. Iridescent, Linkin Park

"Do you feel cold and lost in desperation?
You build up hope but failur's all you've known.
Remember all the sadness and frustration and let it go.
Let it go."
- Iridescent, Linkin Park

POV Noah

Es sind Sommerferien. Die schlimmsten, die ich jemals erlebt habe. Meine Kraft hat gerade noch gereicht, dass ich meine Zimmertür abschließen konnte. Gleich danach bin ich an der Wand entlang auf den Boden gesunken und jetzt höre ich die dumpfen Stimmen meiner Eltern, die sich in der Küche anschreien. Sie geben sich gegenseitig die Schuld dafür bei meiner Erziehung versagt zu haben. Noch vier Wochen muss ich das aushalten. Ich kann nicht mehr.

Jahrelang haben sie mich angelogen, mir immer erzählt sie würden sich lieben. Aber wenn das Liebe ist, dann will ich sie nicht. Wenn das Liebe ist, dann ist Liebe schuld, dass unsere Familie kaputt ist. Liebe ist Schuld, dass meine Freundschaft mit Colin kaputt ist.

Colin. Bei dem Gedanken an ihn, wird mein Herz noch schwerer. Ich vermisse ihn so sehr. Er war der einzige, auf den ich mich immer verlassen konnte.

Aber ich kann ihm nicht geben was er will. Liebe macht alles kaputt und dann werde ich ihn ganz verlieren. Das könnte ich nicht ertragen.

Doch die Tage werden nicht besser, wenn ich schlafe träume ich von den Streitereien, die ich miterlebe und nachts liege ich wach und denke an mein Zimmer im Internat. Die Ruhe dort, obwohl ich mir ein Zimmer mit anderen Menschen teile. Ich vermisse es dort zu sein, denn dort kann ich das Drama hier vergessen. Die Stille hier ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Jeden Moment könnte das Gewitter ausbrechen und ich kann es bald nicht mehr ertragen. Gerade wünsche ich mir, dass ich nicht alleine in diesem Zimmer liegen würde, dann könnte ich mich mit jemandem unterhalten und von den Gedanken an meine streitenden Eltern ablenken.

In einer Kurzschlusshandlung greife ich zu meinem Handy und suche in meinen Kontakten nach Colins Namen. Als ich ihn finde, tippe ich ohne nachzudenken darauf. Es klingelt ein paar Mal. Was habe ich mir dabei auch gedacht? Es ist weit nach Mitternacht, Colin schläft bestimmt. Ich will gerade wieder auflegen, da höre ich Colins verschlafene Stimme in der Leitung. Völlig überfordert, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er ran geht, weiß ich gar nicht, was ich ihm sagen soll.

"Noah?", fragt er nach einer Weile etwas ungeduldig, was mich endlich aus meiner Schockstarre befreit. "Hey", bringe ich leise hervor. "Noah, ist alles okay?", fragt er jetzt besorgt. Erst überlege ich ihn anzulügen, was nicht sonderlich viel bringen würde, da er sich wohl denken kann, dass nicht alles in Ordnung ist, wenn ich ihn mitten in der Nacht anrufe. "Nein", antworte ich deshalb. "Colin ich kann nicht mehr, ich halt' das hier nicht mehr aus." Einen Moment ist es still in der Leitung und ich denke schon, dass Colin mir gleich sagen wird, dass er mir nicht helfen kann, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Doch dann sagt er etwas, mit dem ich niemals gerechnet hätte: "Okay, ich habe gerade nach einer Zugverbindung zu dir geschaut. Ich könnte morgen Abend bei dir sein, wenn du das möchtest." Mein Herz tut weh und meine Augen füllen sich mit Tränen. Sowas hat noch nie jemand für mich gemacht und es zeigt mir deutlich, wie wichtig ich Colin bin, obwohl ich ihn verletzt habe. "Ja, ich brauch' dich", antworte ich und weiß, dass Colin sich bei diesen Worten wieder Hoffnung machen wird. Hoffnung, die ich wieder zerstören werde, weil die Liebe für mich gestorben ist.

Am nächsten Abend steht Colin tatsächlich vor meiner Tür. Ich kann nicht glauben, dass er das wirklich für mich gemacht hat. Er ist einfach zu lieb für diese Welt.

Als ich meinen Eltern erzählt habe, dass ein Freund zu Besuch kommen würde, schien es ihnen ziemlich egal zu sein, deshalb gehe ich mit Colin direkt in mein Zimmer, nachdem er sich seine Schuhe und Jacke ausgezogen hat. Wenn sie ihn nicht treffen wollen, kann ich ihm den Stress auch ersparen.