"I wouldn't talk to a friend the way I talk to myself.
(I'm turning my life to hell)
See, the voice in my head really needs some help.
(I figure I might as well)"
- Talk to a friend, Rain City DrivePOV Noah
Colin will gehen und das nur wegen mir. Meine größte Angst war ihn zu verlieren und jetzt passiert genau das.
Ich war so verzweifelt, wusste nicht, wie ich ihm meine Gefühle klar machen soll, also habe ich ihn angeschrien, weil ich keinen anderen Ausweg für meine Emotionen wusste. Seinen Blick, mit dieser Verletztheit in seinen Augen, werde ich nie vergessen. Es tut so weh ihn so zu sehen und noch mehr tut es weh zu wissen, dass es meine Schuld ist. Ich kann mich nicht von ihm verabschieden, es ist zu schmerzhaft. Ich kann nicht zusehen, wie er das Internat verlässt. Er ist extra wegen mir wieder hier her gekommen, statt mit Julia nach NRW zu gehen, aber ich habe es verbockt.Was soll ich denn ohne ihn tun? Alles fällt in sich zusammen: Meine Familie, meine Freundschaften, Ich. Colin war der einzige, mit dem ich meine Sorgen vergessen konnte. Er ist der Grund, warum ich gerne am Internat bin. Ohne ihn ist hier alles langweilig und nervig.
Gerade war Joel hier und hat mir eine Ansage gemacht. Er meinte ich wäre ein schlechter Freund, weil Colin wegen mir geht und ich nicht mal den Arsch in der Hose habe ihm Tschüss zu sagen. Er hat recht, ich bin ein mieser Freund. Colin hat nur das beste verdient, aber ich bin eine tickende Bombe, die jeden Moment explodieren könnte.
Jetzt liege ich weinend in Colins Bett, weil ich ihn jetzt schon so sehr vermisse und weiß nicht, wie ich diese Leere in mir wieder füllen soll. Ich kann mich nicht von ihm verabschieden, es würde mir zu sehr wehtun, ihn weggehen zu sehen. Also bleibe ich lieber hier liegen und atme seinen Duft ein, der noch am Kissen hängt.
Joels Worte hallen mir immer wieder durch den Kopf: "...du weißt nicht was echte Freundschaft ist", "Colin geht nur wegen dir und ich wünschte echt es wäre umgekehrt..." Er hat recht, ich habe Colin immer und immer wieder von mir gestoßen, obwohl ich ihn bei mir haben wollte. Ich habe mich wirklich wie ein Arsch verhalten.
Meine Gedanken machen keine Pause. Ich weiß nicht, wie das wieder besser werden soll. Colin ist der einzige, bei dem ich meine sonst schon negativen Gedanken abstellen kann. Ich kann nicht mit meinen Gedanken alleine bleiben, sie machen mich fertig. Ich hasse mich.
Ruckartig setze ich mich auf. Colin ist der einzige mit dem ich mich gut fühle. Er darf nicht gehen. Ich kann ihn nicht verlieren. Und mit diesen Gedanken springe ich auf und renne nach unten. Hoffentlich bin ich nicht schon zu spät.
Am Eingang des Internats angekommen, springe ich die Stufen nach unten und renne weiter. Die anderen, die noch draußen stehen, weil sie Colin gerade verabschiedet haben, schauen mich verwirrt an, aber das ist mir jetzt egal. Colin ist schon fast am Tor, also renne ich weiter.
"Colin!", rufe ich verzweifelt. Er bleibt stehen und dreht sich um. Auch jetzt sieht er mich so verletzt an und einen Moment lang denke ich, dass es ein Fehler war ihm nachzulaufen. Irgendwie schaffe ich es meine Zweifel beiseite zu schieben und laufe die restlichen Meter auf ihn zu, direkt in seine Arme. Erst zögert er, doch dann merke ich, wie er auch seine Arme um mich legt und mich fest an sich zieht. Einen Moment lang stehen wir da und weinen beide, aber ich bin nicht hier um mich von ihm zu verabschieden, sondern um ihn dazu zu bringen hier zu bleiben. Deshalb schlucke ich meine Tränen runter und flüstere: "Bitte geh nicht. Bitte bleib bei mir."
Colin löst sich von mir und schweigt einen Moment, bevor er mir antwortet. "Ich kann nicht. Dieses Hin und Her macht mich kaputt", sagt er traurig und schon spüre ich die Tränen wieder in meinen Augen brennen. Trotzdem will ich noch nicht aufgeben. "Ich weiß ich hab dich verletzt, immer und immer wieder und es gibt keine Entschuldigung dafür. Aber ich will dich bei mir haben und ich bin mir sicher, dass du auch bei mir sein willst", starte ich einen neuen Versuch und diesmal zeigen meine Worte Wirkung. "Ich will bei dir sein, aber nicht mehr so. Du musst mir erklären, was los ist, sonst kann ich das nicht mehr", gibt Colin kraftlos zurück. "Ich verspreche dir, ich versuche dir alles zu erklären, was in meinem Kopf vor sich geht, aber bitte bleib hier", flehe ich ein letztes Mal. Colin nickt. Ich umarme ihn wieder, diesmal etwas fröhlicher.
Zusammen gehen wir zurück zum Internat, die Blicke der anderen ignorierend, hoch zu unserem Zimmer. Colin legt seine Sachen ab und setzt sich anschließend auf sein Bett. Zögerlich setze ich mich neben ihn. Alles wirkt etwas verkrampft. Wir wissen beide, dass das kommende Gespräch nicht einfach wird. Um es etwas angenehmer zu machen, zieht Colin seine Schuhe aus, winkelt seine Beine an und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand hinter sich. Ich tue es ihm gleich. Schweigend sitzen wir eine Weile nebeneinander und ich versuche einen Anfang in meinem Gedankenchaos zu finden.
Nach einer Weile greife ich nach Colins Hand, die nur wenige Zentimeter von mir entfernt auf der Matratze liegt. Ich weiß nicht woher ich den plötzlichen Mut nehme, es fühlt sich einfach richtig an in diesem Moment. Allerdings traue ich mich nicht Colin ins Gesicht zu sehen, weshalb ich starr auf unser ineinander liegenden Hände schaue. Ich spüre Colins Blick auf mir und ich weiß, dass er verwundert ist.
"Colin, meine Gedanken machen mich fertig. Ich weiß nicht mit wem ich darüber reden kann, außer mit dir", fange ich schließlich an. Meine Stimme zittert. Colin merkt scheinbar, dass es mich einiges an Überwindung kostet. "Ich hör dir zu, ich bin für dich da", versucht er mich etwas zu beruhigen. Seine Stimme und seine Hand, die meine nun festhält, helfen tatsächlich mich etwas zu sammeln und etwas gefasster mit dem Erzählen zu beginnen: "Ich hab dir ja schon erzählt, dass meine Eltern sich scheiden lassen." Colin nickt. "Die Situation zuhause ist schwierig. Ich will keinen meiner Eltern enttäuschen, aber ich hab das Gefühl es ihnen nie wirklich recht machen zu können. Sie haben so ein schlimmes Konkurrenzdenken entwickelt und ich stehe zwischen ihnen." Jetzt streichelt Colin beruhigend mit seinen Fingern über meinen Handrücken. "Ich hab Angst dich zu verlieren, wenn wir mehr als Freunde sind. Meine Eltern dachten auch sie lieben sich und jetzt können sie nicht mal mehr im selben Raum sein ohne zu streiten. Ich will nicht, dass es bei uns genau so endet, du bist mir zu wichtig", sage ich leise. Ich spüre sofort, wie erleichternd es sich anfühlt, diese Worte auszusprechen. "Ich verstehe deine Angst", sagt Colin schließlich. Danach ist er allerdings still, so als müsse er erst seine Gedanken sortieren. Ich bin ihm dankbar, dass er meine Gefühle ernst nimmt. "Aber ich fange auch an deine Sicht zu verstehen", spreche ich weiter, "ich hab dich so oft verletzt, obwohl du einfach nur bei mir sein wolltest. Ich kann verstehen, warum du gehen wolltest." "Eigentlich will ich nichts lieber als bei dir sein", antwortet Colin. "Ich will auch bei dir sein."
Mit diesen Worten löst Colin unsere Hände und legt seinen Arm um mich. Ich fühle mich so wohl wie schon lange nicht mehr, als ich meinen Kopf auf seine Schulter lege. Wir schweigen wieder, aber diesmal fühlt sich die Stille schon viel erträglicher an.
"Ich denke, dass ich zur Therapie gehen möchte", sage ich irgendwann in die Stille hinein. "Das ist eine gute Idee", meint Colin, "ich werd' dich unterstützen, wenn du das willst." Ich nicke: "Danke."
Ich will mit Colin glücklich sein können. Auch wenn es noch ein weiter Weg sein wird, fühlt es sich gerade nach einem guten Start für etwas Neues an und das macht mir Mut.
Ich hebe meinen Kopf und sehe Colin an. Seine grünen Augen, bei denen ich immer an den Wald denken muss, sehen mich an. Ich kann erkennen, dass sein Blick zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her springt, also überwinde ich die letzten Zentimeter zwischen uns und küsse ihn.
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Nolin Oneshots
RomanceIch werde hier immer mal wieder Oneshots über Noah und Colin hochladen, da sich die beiden in mein Herz geschlichen haben und mich nicht mehr gehen lassen. Die Geschichten basieren alle auf Liedzitaten. Die Idee kam mir schon vor einer Weile, als i...