Die Magie eines Fae

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Fassungslos starre ich den Fae an, der hinter mir steht und mit kaltem Blick auf meinen Angreifer hinabschaut. Bis eben hatte dieser noch das Messer an meine Kehle gehalten, jetzt ist die Klinge von dessen eigenem Blut besudelt.

Noch bevor ich begreife, was wirklich geschehen ist, richtet mein Gegenüber seine Aufmerksamkeit auf mich. Unwillkürlich durchfährt mich ein Schaudern.

„Seid Ihr wohlauf?", fragt der Fae mit unbeweglicher Miene.

„Hm?", mache ich und nicke dann. „Oh, ja, mehr oder weniger. Da ist nur..."

Ich verstumme und schaue hinab auf mein linkes Bein, in dessen Oberschenkel noch immer das kleine Messer steckt. Mit einem Mal werde ich mir dem Schmerz wieder überdeutlich bewusst und sinke gegen die Hausmauer. Blut tropft auf den kühlen Stein des Kopfsteinpflasters.

„Du bist verletzt", stellt der Fae nüchtern fest.

Zwischen zusammengepressten Zähnen stoße ich einen freudlosen Laut aus. „Treffend bemerkt, Sie Genie."

Unbekümmert lässt er sich neben mich auf die Knie sinken und ich keuche auf, als er vorsichtig über den Stoff meiner zerrissenen Hose streicht und die Wunde und deren Ursache begutachtet.

„Das wird wieder", murmelt der Fae schließlich und greift nach dem Griff des Messers. „Ich ziehe es jetzt raus."

Er sieht mich direkt an, durchbohrt meinen Blick nahezu mit seinen violettgrünen Augen, die im Schein der Straßenlaternen gelblich schillern, und der Wiederspruch, der soeben noch meinem Mund entschlüpfen wollte, zieht sich langsam zurück.

Ich weiß, dass es schwerwiegende Folgen mit sich ziehen kann, das Messer ohne irgendwelche Vorkehrungen herauszuziehen, doch irgendetwas ist da an seiner Ausstrahlung, das mir einflüstert ihm zu vertrauen. Also beiße ich die Zähne zusammen und bereite mich innerlich noch auf den Schmerz vor, als dieser schon über mich hereinbricht und mich mitreißt.

Gerade noch so kann ich einen lauten Schrei unterdrücken, der mit Sicherheit jeden Bewohner Westhavens geweckt und alle Aufmerksamkeit auf uns gezogen hätte. Wir können wohl froh sein, dass mein vorheriger Ausbruch ebendas nicht schon bewirkt hat. Zum Ausgleich knurre ich, bevor ein gequältes Zischen meinen Lippen entkommt.

Ein unerträgliches Brennen folgt, während der Fae mit einem Mal seine Hand mitten auf die offene Wunde drückt. Dumpf dringen Worte an mein Ohr, die ich nicht verstehe.

„Was tun Sie da, verflucht?", frage ich und lasse den Kopf gegen die Hauswand fallen.

Mir dringt der Schweiß aus allen Poren, durchtränkt meine Kleidung. Tränen laufen über meine Wangen. Dann lässt der Schmerz nach und ich seufze auf, da sich ein wohliges Kribbeln in meinem Bein ausbreitet.

Ich atme tief durch und senke den Blick. Der Fae hat von mir abgelassen und steht auf, um sich dem Toten neben uns zu widmen. Indes er diesen in eine naheliegende Nische schleppt, starre ich ungläubig auf mein Bein.

Ohne dass ich es bemerkt habe hat der Fae das Loch in der Hose erweitert, um besser an die Wunde heranzukommen. Doch ... da ist nichts mehr. Kein Blut oder offene Haut. Kein freigelegtes Fleisch oder hervorblitzende Knochen. Nichts.

Violett und Grün glitzerndes Pulver benetzt die Stelle, wo bis eben noch ein Messer in meinem Oberschenkel gesteckt hat.

„Wie ist das möglich?", will ich von dem Fae wissen, nachdem er zurückgekehrt ist.

„Heilzauber", erwidert er.

„Natürlich", wispere ich und sehe ihn mit großen Augen an. Erinnerungen blitzen in meinen Gedanken auf. Einmal habe ich einen solchen Zauber bereits am eigenen Leib erfahren, damals im großen Fae-Krieg. „Fae-Staub."

[ONC 2024] Detektiv Schwarzherz und der Fall des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt