Die Komplizin

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Finster starrt Herr Falkenauge uns entgegen, als Zabel, Sillír und ich den Verhörraum der Polizeistation betreten. Die Wände sind fensterlos und kahl, das einzige Licht stammt von einer Lampe, die über dem Tisch hängt, an den mein Freund und ich uns setzen. Der Fae bleibt hinter uns stehen. Es herrscht eisige Stille.

Schließlich räuspert Zabel sich. „Nun, warum erklären Sie es uns nicht endlich?" Er lehnt sich zurück in die Stuhllehne und starrt Herrn Falkenauge unverwandt an, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Gestern noch sagten Sie, Sie könnten sich nicht vorstellen, dass die Königin hinter dem Mord an ihrem Mann steckt und dann versuchen Sie meinen Kollegen umzubringen? Denken Sie nicht, dass ein solches Verhalten Sie und Ihre Aussagen verdächtig macht?"

Unser Gegenüber presst die Lippen zusammen und zuckt mit den Schultern. Seine Hände liegen durch Handschellen gefesselt auf seinem Schoss.

„Jetzt sagen Sie schon, was die Königin getan hat", zische ich ungeduldig. Anders als Zabel habe ich mich über die Tischplatte gebeugt und meine Ellenbogen auf ihr abgestützt. „Oder glauben Sie, wir kaufen Ihnen ab, dass das Ganze von Ihnen ausging?"

Ein paar Stunden verbringen wir schon damit, den Bediensteten Hohenhains zu befragen, um etwas aus ihm herauszubekommen. Ohne Erfolg.

Mitten in der Nacht habe ich Zabel aus dem Bett reißen müssen, damit wir uns unserem neuen Angreifer widmen konnten, der keinerlei körperliche Spuren davongetragen hat, nachdem Sillír ihn außer Gefecht gesetzt hat. Er ist deswegen nicht gerade gut gelaunt gewesen.

„Du sagtest doch, wir sollen den nächsten, der uns angreift festnehmen, damit wir ihn befragen können", versuchte ich mich zu erklären, während wir uns auf den Weg zum Polizeirevier gemacht haben.

„Ja!", grummelte Zabel daraufhin. „Aber das bedeutet doch nicht, dass du mir meinen wohl verdienten Schlaf rauben musst!"

Dennoch sitzen wir jetzt hier nebeneinander bei der Arbeit. Vielleicht, weil wir beide wissen, was davon abhängt, dass wir den wahren Täter finden und festsetzen. Die Zukunft Yumandas, wenn nicht der ganzen Welt.

„Müssen wir Ihnen erneut darlegen, was passieren könnte, sollten Sie nicht mit uns kooperieren?", frage ich und falte die Finger auf der Tischplatte ineinander. „Ich fürchte Ihnen ist noch nicht ganz klar, dass wir uns auf dem besten Weg in einen neuen Krieg befinden, sobald das Volk vom Königsmord erfährt." Eindringlich, fast schon flehend, sehe ich ihn an. „Ich bitte Sie, sagen Sie die Wahrheit."

Herr Falkenauge mustert mich durch zusammengekniffene Augen. „Das habe ich bereits. Ich war es, niemand sonst. Nur ich." Er stößt ein Zischen aus. „Sie brauchen einen Täter, der kein Fae ist, um einen weiteren Krieg zu verhindern? Hier haben Sie einen, also, wieso beschweren Sie sich weiterhin und wollen auf Biegen und Brechen jemanden mit hineinziehen, der nichts damit zu tun hat?"

Hörbar knirscht Zabel mit den Zähnen, ohne sich zu rühren. „Wissen Sie, was mit Ihnen geschieht, wenn Sie die ganze Schuld auf sich nehmen?", fragt er grimmig.

„Man wird Sie ohne Erbarmen behandeln und direkt hängen. Aber wenn Sie uns helfen den wahren Täter zu fassen und vor Gericht zu bringen, sowie gegen ihn aussagen, wird man Sie allenfalls als Mitwisser und Komplize verklagen und für ein paar Jahre in den Kerker werfen."

Er beugt sich ebenfalls etwas vor. „Nun, wollen Sie Ihr Leben wirklich für das eines anderen verwirken, der über Leichen geht, nur um das zu erreichen, was er will?"

Herr Falkenauge schweigt, seine ganze Aufmerksamkeit ist jetzt fest auf Zabel gerichtet. „Sie haben keine Ahnung!"

„Dann bringen Sie Licht in die Sache", entgegne ich ernst und mit Nachdruck in der Stimme. ,,Wir wissen, dass Sie es nicht waren. Was hätten Sie, ein einfacher Bediensteter, denn vom Tod des Königs?"

[ONC 2024] Detektiv Schwarzherz und der Fall des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt