Kapitel 3

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Es war natürlich kein anderer als Rider Rodriguez.

Woher ich das weiß? Ganz einfach, ich gucke ihm gerade in seine blauen Augen. Aus denen er mich so kalt ansieht, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Ich wollte gerade ansetzen was zu sagen, weil wir immernoch wie angewurzelt da standen, aber Rider nahm mir die Entscheidung schon ab, indem er anfängt mich anzuschnautzen, bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe etwas zu sagen.

"Was fällt dir Schlampe eigentlich ein mich, Rider Rodriguez, anzurempeln?!"
Ich setze meine Maske auf und antworte ihm genauso kalt und wütend.
"Erstens, ich bin keine Schlampe und zweitens, hast du mich angerempelt und nicht anders rum!"
"Wer glaubst du eigentlich wer du bist, dass du es wagst so mit mir zu reden. NIEMAND redet so mit mir, klar?! Außerdem finde ich schon das du eine Schlampe bist!"
Was hat der den für ein Problem mit mir, solangsam platze ich wortwörtlich vor Wut.
"Du bist so ein arrogantes arschloch, niemand gibt dir das recht mich Schlampe zu nennen, du kennst mich ja nichtmal richtig! Außerdem kann ich mit dir reden wie ich will, wird nähmlich höchste Zeit, dass dir endlich mal jemand die Meinung sagt!"

Ich weiß auch nicht woher aufeinmal der Mut herkommt so mit ihm zu reden, aber irgendwer muss es ja mal tun. Ich lasse mich nicht mehr fertig machen! Schon garnicht von so einem arroganten arsch! Meine Worte bereue ich nach einiger Zeit dann doch, da Rider's Augen sich noch mehr verdunkeln. Mittlerweile hat er nicht mehr blaue-, sondern schwarze Augen. Das ist verdammt unheimlich und jagt mir eine heiden Angst ein. Plötzlich packt er mich an meinen Handgelenken, drückt mich gegen die Schließfächer und schreit mich an.

"Hör mir gut zu kleine, wenn du es auch nur noch einmal wagst so mit mir zu reden, dann zöger ich nicht dir eine zu klatschen und ich werde dir dein Leben zu Hölle machen! Ist das klar?!"

Er drückt meine Handgelenke noch fester zu und sie fangen langsam echt an zu schmerzen. Sie sind schon blau geworden, meine Maske bröckelt langsam und ich habe schon Tränen in den Augen. Rider der das anscheinend sieht, hat ein siegerisches grinsen aufgesetzt und drückt noch mehr zu. Bevor ich vor ihm in Tränen ausbreche, nehme ich nochmal meinen ganze Mut zusammen und trete ihm in seinen empfindlichen Bereich zwischen den Beinen. Daraufhin krümmt er sich und lässt meine Handgelenke los. Diese Chance ergreife ich sofort und laufe um mein Leben. Bevor ich, aber außer Hörweite bin, schreie ich ihm wütend und verletzt, da ich meine Maske nicht mehr aufrecht halten kann, hinterher.

"Du hast keine Ahnung wie mein Leben aussieht! Mein Leben ist schon die reinste Hölle, du kannst mich nicht noch mehr kaputt machen!"

Als ich mich dann nochmal kurz zu ihm umdrehe, sind seine Augen nicht mehr schwarz, sondern blau. Er schaut mich überrascht an und ich überlege gerade was an meiner Aussage so überraschend war. Eigentlich war da nichts...
Shit, ich habe mich verplappert.
Toll, jetzt habe ich ihm gesagt, dass ich total kaputt bin und garnicht so stark bin, wie ich immer tue. Das werde ich aufjedenfall noch bereuen. Wieso kann ich nicht einmal meine vorlaute klappe halten?! Sonst habe ich doch auch nicht so eine große klappe.

Bevor er die Möglichkeit hat noch was dazu zu sagen, drehe ich mich ganz schnell um und laufe zum Friedhof.
Am Friedhof angekommen, gehe ich durch das alte Gittertor und betrete den Friedhof. Nach 2 min bin ich am Grab meines Vater's angekommen und mir laufen unzählige Tränen die Wangen runter. Ich habe den Tod nie wirklich verarbeitet, obwohl der Unfall schon 3 Jahre her ist.
Ich setze mich vor das Grab meines Vater's und gehe mit meinem Zeigefinger über die Schrift vom Grabstein.

John Carter
Geboren: 15.9.1967
Gestorben: 1.12.2012

Wie immer gehen mir unzählige fragen durch den Kopf.
Wieso musste mein Vater sterben? Wieso an meinem Geburtstag? Warum muss immer ich so ein Pech haben? Warum musste ich ihn anrufen? Und die allerwichtigste frage: Hat mein Vater mir je verziehen?
Doch auf all diese Fragen, habe ich keine Antwort. Ich rede immer mit ihm wenn ich hier bin, weil ich das Gefühl habe das er bei mir ist und er mir meine Sorgen einfach nimmt, nachdem ich mit ihm geredet habe. Aber heute sitze ich nur da und begucke den Stein. Zu meinem Pech muss es jetzt natürlich anfangen zu regnen. Ich verabschiede mich noch von meinem Vater und mache mich auf den weg nach hause, aber nicht weil es regnet, sondern weil es schon spät ist und ich meiner Mutter keinen Grund geben möchte mir eine zuklatschen. Da mein Bruder heute nähmlich nicht da ist, kann sie mich richtig quälen.

Nach 10 min komme ich zu hause an. Ich wollte gerade die Tür aufschließen, als mir auffällt das ich meinen Schlüssel vergessen habe.
Na ganz toll, jetzt muss ich klingeln. Ich habe heute aber auch garkein Glück. Egal Augen zu und durch. Du schaffst das Vani.
Also nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und drücke auf die klingel. Nach wenigen Minuten macht meine ach so tolle Mutter, man bemerke den Sarkasmus, auf und wie zu erwarten schreit sie mich erstmal an.

"Ich habe dir schon 1 Millionen mal gesagt, dass du deinen schlüssel mit nehmen sollst! Das nächste mal öffne ich dir nicht die Tür, dann kannst du zu sehen wo du über Nacht bleiben kannst! Was würde dein Vater von dir denken? Ich weiß es, was für eine miserable Tochter du bist."
Ich merke schon wieder das mir Tränen hoch kommen, aber ich werde jetzt nicht vor meiner Mutter heulen. Diesen Triumph werde ich ihr nicht geben. Also reiße ich mich für ein paar Sekunden zusammen und verdränge die Tränen erstmal.
"Ok, kann ich jetzt gehen?", versuche ich möglichst stark zu klingen, was natürlich nicht klappt. Was habe ich auch erwartet.
Meine Mutter schaut mich gehässig an und sagt dann gespielt freundlich.
"Aber natürlich Vani!"
Sie geht einen Schritt von der Tür weg und lässt mich eintreten. Ich wollte gerade Richtung Treppe gehen, als meine Mutter mir vorher noch eine knallt.
"Damit du deinen Schlüssel nicht noch einmal vergisst!", schreit sie mich sauer an.
Statt noch irgendwas dazu zu sagen, renne ich so schnell es geht in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir ab und lasse mich heulend auf mein Bett fallen. Nach ungefähr einer Stunde weinen, übermannt mich dann doch der Schlaf. Ich schließe erschöpft meine Augen und lasse mich in einen unruhigen Schlaf fallen.

Mein chaotisches LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt