Unumgängliches Schicksal

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TW: Dieses Kapitel enthält unter anderem Schimpfwörter, Drogenmissbrauch, besitzergreifendes Verhalten, Freiheitsentzug.

Flashback - 25 Jahre zuvor

„Sie mich an!!" rau hallte die Stimme seines Vaters im Wohnzimmer welches durch den qualmenden Zigarettenrauch verschleiert war. Liam kauerte in der Ecke des Raumes. „Das ungehorsame Verhalten werde ich schon aus dir herausprügeln!!" schrie sein Vater drohend und zog seinen Gürtel aus, den er sich anschließend um die Faust wickelte. Der Gürtel zischte in der Luft. Kurz darauf das laute Klatschen auf nackter Haut gefolgt mit Liam's gequältem Schrei.

Heute

Liam trat langsam auf sie zu, sein Blick voller Besorgnis. "Elaina, lass uns darüber reden", sagt er sanft, setzte sich zu ihr und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Doch Elaina wisch zurück, ihre Augen flammten vor Verzweiflung und Wut. "Wer ist er, Liam? Was hatte er hier zu suchen?" fragt sie mit bebender Stimme, ihre Fassade der Ruhe bröckelte unter der Last der Geheimnisse, die in der Luft lagen. Liam seufzt leise und versuchte, ihre Panik zu besänftigen. "Mein Bruder, Aiden. Er ist... der älteste meiner Familie, er ist ziemlich arrogant, intrigant und spielt gern mit den Gefühlen anderer Menschen. Es ist kompliziert, Elaina. Bitte, vertraue mir, ich werde dir alles in Ruhe erklären. Aber dazu ist es jetzt noch zu früh", sagt er mit leiser Dringlichkeit in seiner Stimme, seine Augen flehend um Verständnis. Elaina musterte ihn misstrauisch. „Unseren ersten gemeinsamen Abend habe ich mir etwas anderes vorgestellt" entgegnete sie und zog die Beine an. „Magst du etwas trinken?" fragte Liam sie nach einigen Augenblicken. Elaina beobachtete das knisternde Feuer, dann wandte sie sich wieder zu Liam und nickte. Tief sah sie in seine Augen, diese tiefblauen Augen, in welche sie nicht genug blicken konnte. Es löste ein Kribbeln in ihr aus und Elaina bekam den Drang ihn zu küssen. Langsam umgriff sie Liam's Hals. Ihre Körper bewegten sich aufeinander zu. Dann berührten sich ihre Lippen und Elaina vergaß langsam die seltsame Begegnung von eben. Sie gab sich Liam voll und ganz hin. Er strahlte so eine Ruhe aus, in der sie sich geborgen fühlte. Liam lächelte in den Kuss hinein und fragte: „Martini?" und Elaina nickte zustimmend. Mit einem seichten Lächeln auf den Lippen blickte sie Liam hinterher wie er in den offenen Küchenbereich ging und zwei elegante Martinigläser aus dem Schrank holte. Während er ihr den Rücken zuwandte, genoss Elaina die Stille, das Gefühl von Satin an ihren Beinen, das knisternde Feuer. Liam kam zurück und reichte ihr das Glas. „Auf uns!" sagte Elaina und hielt das Glas zum Anstoßen hin. „Auf dich!" entgegnete Liam lächelnd. Dann stießen sie an. Für einen Bruchteil einer Sekunde nahm Elaina einen Blick in Liam's Augen war den sie vorher noch nicht gesehen hatte. Lust, Habgier, Finsternis. Nahezu der gleiche Ausdruck wie bei seinem Bruder Aiden. Vielleicht war es auch Einbildung. Dachte Elaina und nippte an ihrem Cocktail.

Martini. Martini ist wie ein Hauch von Eleganz auf der Zunge, ein Tanz aus Wacholder und Zitrusnoten, der die Sinne erweckt. Der Kamin flackerte und der Raum verdunkelte sich ein wenig. Elaina kuschelte sich an Liam's Brust, der seine Arme um sie legte und ihr Geborgenheit schenkte. Sanft streichelte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Langsam spürte Elaina die Wirkung des Alkohols. Das schleichende Gefühl der Benommenheit, das sich langsam in ihrem Kopf ausbreitete. Doch etwas fühlte sich anders an. Ihre Gedanken wurden träge, ihr Blick verschwommen, als sie versuchte, sich aufrecht zu halten. Plötzlich überkam sie der Drang, ins Badezimmer zu gehen, um sich zu erfrischen. Irgendwas fühlte sich komisch an? Doch als sie sich mühsam vom Sofa erhob und durch den Flur schwankte, wurde ihre Welt plötzlich dunkel und verschwommen. Oh Gott, was ist denn jetzt los? fragte sie sich. Ein schreckliches Gefühl der Ohnmacht überkam sie, als sie spürte, wie ihre Knie nachgeben und sie zu Boden sank.

„Es ist Zeit Bruder, gut gespielt" sagte Aiden, welcher sich unwissend immer noch im Haus befand an Liam gerichtet. Elaina atmete hektisch, Schwärze flutete ihr Sichtfeld. Hilfe, was ist los mit mir? Hat er mich vergiftet? Elaina's Gedanken überschlugen sich. Wie durch einen Schleier hörte sie die gedämpften Stimmen von Liam und Aiden neben sich. „Hast du alle Nachforschungen beendet? fügte Aiden hinzu. Liam nickte. „Sie wohnt allein, keinen Freund, keine Geschwister, Eltern außerhalb der Stadt." bestätigte er. Aiden nickte zufrieden. Die dunklen Stimmen rückten in immer weitere Ferne bis Elaina schliesslich im tiefen Schwarz versank und reglos zu Boden fiel. „Komm, wir bringen sie ins Untergeschoss" sagte Liam. Beide packten Elaina und trugen sie die Treppen hinunter ins Untergeschoss. Es war wie ein düsteres Labyrinth aus dunklen Gängen und geheimnisvollen Räumen, dass von der Welt da oben vergessen schien. Elaina wurde in eines der Zimmer gebracht. Ein Bett steht an der rechten Wand des Raumes, Ketten hangen über dem Gestell wie gefährliche Tentakel, die darauf warteten, ihr Opfer zu umklammern. Liam und Aiden legten Elaina behutsam auf das Bett. „Das Zeug wird sie für eine Weile außer Gefecht setzten, das verschafft uns Zeit." sagte Liam zu seinen Bruder gewandt. „Denk daran, alle Spuren zu verwischen, ihre Jacke, die Fingerabdrücke auf ihrem Glas, alles!" forderte Aiden und setzte sich seitlich neben Elaina aufs Bett. „Sie ist wirklich perfekt" sinnierte er vor sich hin und streichelte ihr über den Kopf. Liam nickte. „Ich kümmere mich darum" dann wandte er einen letzten Blick zu Elaina die immer noch bewusstlos auf dem Bett lag. Dann schloss er die Tür. Aiden war nun allein. Schweigend blickte er sie an. Musterte jeden Zentimeter ihres Körpers. Dann kam er nah an ihre Seite: „Weißt du, meine Schöne, dir wird es gut ergehen, wir werden gut für dich sorgen und dich für das Spätere vorbereiten..." flüsterte er zu ihr, als ob Elaina ihn hören könnte. Hauchzart streichelte er ihr über die Wange, die Schulter, über das rote Samtkleid. Er schob es ihr ein Stück nach oben, kreiste mit seiner Hand auf ihrer Taille. „Hat es dir vorhin gefallen was mein Bruder mit dir gemacht hat? Wie sanft er war? Er hatte sich noch gut unter Kontrolle..." Aiden nahm einen tiefen Atemzug, dich an ihrem Haar. „Wenn du einmal mir gehörst, dann wirst du dir wünschen nie hierher gekommen zu sein, Elaina..."

Liam ging zurück nach oben ins Wohnzimmer, der Kamin flackerte weiter, die Kerze war bereits heruntergebrannt. Aus der Küchenschublade entnahm er einen schwarzen Beutel in den er Elaina's Jacke und ihre Schuhe packte. Dann stellte er ihr Glas in den Geschirrspüler. Wischte den Tisch ab und legte die Sofadecke zusammen. Nichts deutete auf Besuch hin. Niemand hatte gesehen dass Elaina dieses Haus je betreten hatte.

Es verging nahezu eine Stunde bevor Elaina langsam die Augen öffnete. Verschwommen blinzelte sie dem grellen Licht entgegen. Ihr Kopf dröhnte, sie fühlte sich immer noch benommen, ihre Gliedmaßen fühlten sich schwer an. Oh Gott, was ist passiert? Dachte sie. Einige Sekunden brauchte sie bis ihre Sicht wieder klar wurde und sie in die dunklen Augen von Aiden sah. Erschrocken schrie sie auf und wisch zurück. Hektisch schaute sie sich um. „Wo bin ich hier? Was soll das?" rief sie aufgebracht. „Liam!! LIAM!!" Elaina sprang aus dem Bett und rannte in Richtung Tür, doch ehe sie diese öffnen konnte stand Liam im Türrahmen und schmunzelte sie funkelnd an. Er war wie ausgewechselt. „Wo willst du denn hin, Liebes?" fragte er ruhig. Elaina lief einige Schritte zurück. In ihren Augen sammelten sich Tränen, Tränen der Verzweiflung, des Verrats. „Lass mich hier raus, bitte, LASS MICH HIER RAUS!!" verzweifelt schrie sie auf, wollte sich durch die Tür drängen, doch Liam packte sie fest und hielt sie in Zaum. Aiden kam hinzu. Gemeinsam rissen sie Elaina zu Boden, packten sie an allen Gliedmaßen und zerrten sie zurück zum Bett. Schreiend und strampelnd versuchte sie sich zu wehren, während sie gewaltsam ans Bett gekettet wurde. Ihr Herz raste vor Angst und Verzweiflung, als die Realität ihrer ausweglosen Situation langsam eintraf. Liam und Aiden ließen von Elaina ab welche an ihren Fesseln rüttelte. Lüstern schauten sie ihr zu. Liam beugte sich zu ihr herunter und flüsterte: „Und das, meine Schöne, ist erst der Anfang..."

Into my Arms - you are no longer your ownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt