Die Zeiten werden sich ändern (IV)

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Als ich aufwachte, dachte ich mit Grauen an den gestrigen Tag. Nachdem ich angekommen war hatte ich mich direkt mit einer Gruppe Alphas und Betas angelegt. Wenigstens hatte ich noch viel Spaß mit Mia als sie mir die restliche Schule zeigte und wir schließlich angezogen ins Bett gefallen waren und auch fast sofort eingeschlafen waren. Ich blickte zu Mias Bett und sah wie auch sie sich gerade rekelte. Sie stöhnte: „Wir hatte viel zu wenig Schlaf." Ich hatte auch nicht wirklich geschlafen, da ich seit mehr als einem Jahr in keinem Raum geschlafen hatte. „Frag du mich mal", erwiderte ich, „Wann müssen wir los?" „Hab ich dir doch schon gestern Abend gesagt. Wir müssen um 8 Uhr los, wenn wir noch frühstücken wollen", antwortete sie. Ich blickte auf den Wecker der neben meinem Bett stand un sah auf die Uhr. Mit Entsetzen in der Stimme verkündete ich: „Es ist 7:50 Uhr!" „Was schon so spät?", antwortete Mia während sie sich schon aufsetzte. 

Wir sprinteten gemeinsam in unser Badezimmer und machten uns dort fertig. Nach 20 Minuten liefen wit zum Speisesaal und stellten uns in die Schlange. Die Schlange war schon wieder 30 Meter lang und ich war mir nicht sicher, ob wir vor dem Unterricht noch etwas essen würden. Kurzerhand entschlossen zog ich Mia am Arm nach draußen. „Was ist, Emilia?". fragte sie. Ich antwortete, während ich sie weiter in Richtung Wald zog: „Wir sammeln was zu essen."„Okay? Weißt du was wir sammeln können oder soll ich uns was jagen? Wäre allerdings roh", erwiderte Mia. Ich erklärte ihr: „Du kannst dir gerne was jagen. Ich sammel mir einfach Irgendetwas." Sie antworte, dass sie das machen würde und verschwand daraufhin. Ich schaute mich um und lief kurzerhand nach Norden. Ich sah einen kleinen Bachlauf und folgte ihm flussabwärts.

Nach kurzer Zeit kam ich an eine große Trauerweide, die über den grösser gewordenen Bach hing. Unter ihr sah ich ein paar Himbeerbüsche an denen ich mich auch gleich bediente. Ich aß ein paar Himbeeren und setzte mich an den Stamm angelehnt hin. Plötzlich wurde mir schummrig und ich schloss die Augen. Mist waren es doch keine Himbeeren gewesen sondern irgendetwas giftiges. Ich sank in mich zusammen und verschwand aus der realen Welt. 

Als ich aufschreckte saß ich immer noch unter der Trauerweide, doch die Landschaft um mich hatte sich verändert. Statt dem Wald und dem kleinen Bach, stand ich auf einem Plato. Neben mir floss der Bach, doch er war kein Bach mehr sondern ein reißender Fluss, der neben mir in einen Wasserfall floss. Auf einmal tauchte neben mir eine schneeweiße Wölfin in der Nähe von mir auf. Mir wurde bewusst, dass ich träumte, da es weiße Wölfe nicht gab. Um sie rankten sich zahllose Legenden, doch seit 1200 Jahren hatte niemand mehr einen gesehen. Die weiße Wölfin flüsterte: „Ich warte schon lange auf dich." „Wer bist du?", erkundigte ich mich. Sie stellt sich vor: „Ich werde von allen Nadja genannt." „Und wieso meintest du du hast auf mich gewartet?", hackte ich nach. „Das wirst du bald erfahren, dich sei dir gewiss: Die Zeiten werden sich ändern. Die Schatten erheben sich und werden zu einem und in dieser Dunkelheit verlierst du Freunde und Feinde aus den Augen. Aber wenn du sie mit 10 Augen betrachtest bist du in der Lage die Dunkelheit mit Licht zu fluten", flüsterte sie und verschwand. 

„Emilia, Emilia", riss die Stimme von Mia mich aus meinen Traum, „Alles ok? Du warst wie weg getreten." „Jaja alles gut", antwortete ich hastig. Wer war diese Wölfin? War sie nur ein Hirngespinst oder hatten ihre Aussagen, doch etwas wahres an sich? Und wenn ja was bedeuten sie? Die Zeiten werden sich ändern? „Wirklich? Du wirkst so abgelenkt", nervte Mia weiter. Ich war nun auch genervt und antwortete patzig: „Ja. Hab ich doch schon gesagt." 

Mia und ich liefen stillschweigend wieder zurück und beeilten uns zum Unterricht zu kommen. Wenigstens waren wir satt, auch wenn wir ein wenig zu spät kommen würden. Als wir schließlich im Klassenraum ankamen, wurden wir seltsam beäugt. Kein Wunder, denn wir waren ja nicht beim Frühstück gewesen. Wir standen gerade unschlüssig im Raum, als der Lehrer den Raum betrat. „So die Ferien sind vorbei und ich erwarte, dass ihr den Stoff des letzten Jahres noch beherrscht und wir nicht wieder auf 0 anfangen müssen. Also was stehen ihr da so rum?", starte der Lehrer den Unterricht. Ich blickte mich überrascht über den Ausbruch des Lehrers im Raum um. Mia hatte sich schnell auf ihren Platz gesetzt, doch leider war der Platz neben ihr von einem Jungen mit blonden und einer dicken runden Brille besetzt. Er blickte erwartungsvoll zum Lehrer auf. Ich war zwar schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf einer Schule, doch es war glasklar. Dieser Junge war ein Streber oder Nerd. „Entschuldigung, ich bin neu in der Klasse und habe noch keinen Platz", informierte ich den Lehrer. Der Lehrer erwiderte genervt: „Gut dann stell dich mal vor." 

„Ich bin Emilia und bin 17 Jahre alt. Das letzte Jahr über habe ich keine Schule besucht. Habt ihr noch Fragen?", stellte ich mich vor. Ein paar Personen hoben gleich ihre Hand. Ich nahm einen Jungen in der 1. Reihe dran und er fragte: „Welches Rudel?" „Bin in keinem", erklärte ich und der gesamte Raum zog die Luft ein, „Nächster du da." „Welchen Rang hast du?", fragte er, „Niemand sonst wiedersetzt sich uns." Ahh, offensichtlich einer der Alphagruppe von gestern Abend. Ich hatte mir ihre Gesichter nicht gemerkt. „Hab keinen. Kann mich nicht verwandeln", beantwortete ich seine Frage. Sie hätten es eh früher oder später erfahren und dann konnte ich es ihnen auch jetzt sagen. 

Im Raum wurden Stimmen laut und ein überschmincktes Mädchen auf dem Schoß des Alphatypens, wahrscheinlich seine Freundin von gestern, fragte: „Ist dein Wolf so mickrig, dass du dich nicht verwandeln möchtest und lieber sagst, dass du dich nicht verwandeln kannst?" „Ich glaub das waren genug Fragen. Wo soll ich mich hinsetzen?", schloss ich die kurze Fragerunde. Der Lehrer war wahrscheinlich nicht darüber informiert worden und sah mich komisch an. Schließlich sagte er: „Du kannst dich da in die 3. Reihe neben Lukas setzten." Ich setzte mich neben den Beta, der zu überrascht war um mich irgendetwas zu fragen. Danach begann der Lehrer den Unterricht. Ich passte nicht wirklich auf, da ich sowieso nur Bahnhof verstand. Ich war einfach nicht auf dem Level der anderen Schüler. 

Nach der quälenden, doppelten Stunde Mathe hatten wir Kampf und Überleben. Ich folgte Mia in die Umkleide und zog mir ein T-Shirt an, welches ich vorher in meine Schultasche gesteckt hatte. Nach 2 Minuten trat ich aus der Umkleide und stellte mich neben einer Gruppe anderer aus meiner Klasse. Weitere 2 Minuten danach kam der Lehrer. Er war ein großer Mann, so um die 1.80 und er hatte braune, kurze Haare. Seine Schultern waren breit gebaut und er hatte offenbar viel Sonne getankt, denn seine Haut war braungebrannt. Ich hatte ihm kurz gesagt wer ich war und über meine Verwandlungslage aufgeklärt, doch er wusste darüber schon Bescheid und sagte, dass ich größtenteils auch als Mensch mitmachen konnte. Schließlich schickte er uns alle in Menschengestalt 5 Runden um den Platz. 

Ich war es gewohnt lange Strecken, als Mensch zu laufen und hängte fast alle schnell ab. Ich war gerade in meiner 4. Runde und hatte auch schon die 1. überrundet, als Mia zu mir aufholte. Sie war wirklich schnell, doch ich hatte keine Lust mich mit ihr zu unterhalten und beschleunigte. Ich hatte noch ziemlich große Kraftreserven und es würde für mich kein Problem darstellen zu beschleunigen. Also tat ich dies und Mia zog überraschender Weise nach. So rannten wir nebeneinander her. Ich wartete darauf, dass Mia schnaufen würde und schließlich zurückblieb, dich dies passierte nicht. Zugegeben sie fing an leicht zu keuchen, doch sie konnte immer noch mit mir Schritt halten. Wir liefen die restlichen eineinhalb Runden nebeneinander und stürmten zusammen durch das Ziel. Nachdem rennen blieben wir neben dem Lehrer stehen, der uns noch nicht erwartet hatte. Er blickte uns überrascht an, sagte aber nichts. 

Wir warteten noch ein paar Minuten und mittlerweile waren auch die letzten Nachzügler eingetroffen, so dass wir mit dem richtigen Unterricht beginnen konnten. „So da wir uns letztes Jahr ausgiebig mit dem Kampf als Wölfe auseinandergesetzt haben, ist dieses Jahr auch der Kampf als Mensch dran. Wir fangen mit Pfeil und Bogen an, da die noch nicht so schwierig ist wie das umgehen mit Wurfmessern. Hat irgendwer schon einmal geschossen?", erklärte der Lehrer. Ich zeigte natürlich direkt auf und der Sportlehrer, der sich mir als Herr Oliver vorgestellt hatte, sagte mir, dass ich es vormachen sollte. Ich nahm mir den Bogen, den er mir gab und spannte ihn einmal probehalber. Die Sehne war ein bisschen härter, als die meines Bogens, doch ich war gewohnt mit verschiedenen Bögen umzugehen und so sollte dies für mich kein Problem darstellen. 

Ich nahm mir einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn geschickt in die Sehne ein. Dann fragte ich: „Was ist das Ziel?" „Das da vor dir", informierte er mich. Ich wusste das dies viel zu einfach für mich war, doch wieso sollte mich das stören. Ich richtete meinen Bogen auf und schoss den Pfeil beinahe sofort ab. Er traf den Punkt fast perfekt nur ein klein wenig weiter oben, da dieser Bogen mehr Wucht hatte als mein eigener. „Natürlich müsst ihr nicht gleich das Ziel treffen wie Emilia, aber ich hoffe ihr habt genau zugeschaut und konnte dies nun wiederholen", erklärte Herr Oliver. Die anderen Schüler nahmen sich nun auch einen Bogen und begannen mit den Übungen. Ich ging auf den Sportlehrer zu und fragte: „Dürfte ich mich vielleicht schwierigeren Zielen zu wenden?" „Klar, warte komm mal mit ich hab was schweres für dich", antwortete er. Ich folgte ihn und wir kamen schließlich auf eine mittelgroße Lichtung. Er erklärte mir: „Wenn du hier den Hebel umlegst, geht die Maschine an. Das Ziel ist alle Herzen zu treffen." Nach der kurzen Erklärung verschwand er wieder zum Unterricht und ich legte den Hebel der Maschine um. 


Die Alpha (Eisblau)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt