¹⁵ roboter

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Ich hatte wirklich gehofft, dass ich nicht mehr so oft krampfen würde diese Nacht.
Aber ich zog diese Scheiße jetzt seit drei Tagen durch und jeder Tag wurde nur noch schlimmer.
Ich konnte nicht mehr.
Ich war vollkommen ausgelaugt.
Und ich sah keinen Sinn mehr im Leben.
Ich wollte mich ehrlich gesagt einfach nur noch umbringen.
Aber Adam bewachte mich jede Sekunde, als wüsste er, dass ich es endlich tun wollte.
Ich war schon mal an diesem Punkt.
Aber da war ich noch winzig klein.
Jetzt war ich so was wie erwachsen und es wäre nicht mehr so tragisch wie mit vierzehn.
Ich wollte nur, dass diese Hölle auf Erden aufhörte.
Mehr verlangte ich doch gar nicht...
Adam war der Teufel und der Engel hinter meiner Schulter gleichzeitig.
Ich hatte heute Nacht zwei halbe Xanax genommen, weil ich gekrampft hatte und eine Hälfte nichts gebracht hatte.
Ja, ich hatte fast eine Stunde lang gekrampft.
Es war unerträglich.
"Adam?"
"Was brauchst du?"
"Mein Handy."
"Wem willst du schreiben?"
"Maya."
"Schreib' lieber nicht mit deiner Fam."
Ich nickte und nahm mein Handy, welches Adam mir gab.
"Kannst du fünf Minuten rausgehen bro, ich will sie anrufen. Schreiben ist arg anstrengend."
Er nickte und verschwand in den Flur.
Ich rief Maya an.
"Hey Ma."
"Taras?"
"Ja."
"Ich wollte dir nur sagen, dass ich meine scheiß dreitausend Diagnosen nicht vergessen hab'. Depressionen, generalisierte Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung, fuck, ich hab' sogar Borderline."
"Taras... warum erzählst du mir das alles?"
"Wollte nur, dass du's weißt."
Ich legte auf.
Fuck.
Adam schneite in der Sekunde rein, in der ich mein Handy sinken ließ.
Er bewachte mich wirklich rund um die Uhr.
Sogar, wenn ich wieder über der Kloschüssel hang, saß er daneben.
Nur beim Kacken war ich alleine.
"Alles okay?", fragte Adam.
"Nein, ich glaub' ich muss wieder kotzen."
Adam nahm sein Bauzeug von der Couch und half mir ins Badezimmer.
Am Anfang war mir das alles noch echt peinlich, aber es ging mit der Zeit.
Auch wenn ich mich fühlte wie ein Rentner, wahrscheinlich sogar schlimmer, irgendwie gab mir Adam Sicherheit.
Ich rieb über mein Gesicht und versuchte, zu kotzen, aber es kam nichts raus.
"Hier."
Adam hielt mir eine Flasche Wasser hin, ich trank sie fast auf Ex und kotzte zwanzig Sekunden später das Wasser wieder aus.
Scheiße, Kotzen war ekelhaft.
Vor allem wenn man den ganzen Tag nichts anderes machte.
Egal, was ich aß, es kam spätestens eine halbe Stunde später halb verdaut wieder raus. Richtig scheiße.
"Ich will nicht mehr kotzen", stöhnte ich und spülte meinen Mund mit dem Rest Wasser aus.
"Versteh' ich, bro."
Adam zündete einen Joint an.
"Bro, dein Graskonsum eskaliert."
"Ich weiß Bro, aber wenigstens sterb' ich nicht dran, weißt du?"
Ich seufzte.
"Musst du gerade sagen. Du nimmst doch immer noch scheiß Opis, oder?"
"Oh, fuck", flüsterte Adam, "du weißt davon?"
"Ich bin nicht dumm, Bro."
Ich nahm noch einen Zug und passte den Joint zurück an Adam.
Er starrte in die Luft, nahm wie ein Roboter den Spliff und rauchte einen Zug.
Seine Augen waren ein bisschen wässrig.
"Du bist immer noch mein bester Freund, Bro", sagte ich leise.
"Fuck, ich hab' nie aufgehört."
"Nie?"
Er sah mich an und nickte.
"Es tut mir leid, du warst so lieb, als ich meinen Entzug versucht habe. Ich hab' nach vierzehn Stunden wieder konsumiert."
"Aua, Bro. Hättest schon ehrlich sein können. Ich bin gerade leider wirklich auf Entzug."
"Fuck, ich hab' dich jahrelang angelogen und du schreist mich nicht mal an? Ach stimmt, du bist ja suizidal."
"Scheiße", flüsterte nun auch ich.
"Ja, Bro, ich bin auch nicht dumm."
Er lachte leise und nahm einen Zug vom Joint. "Was denkst du denn, wieso ich dich nicht aus den Augen lasse. Wenn du dich nachts umdrehst, ich wache auf und hab' Angst dass du aufstehst und dich umbringst. Wenn du scheißt, es tut mir ja auch Leid, aber ich muss vor der Tür stehen. Ich hab' 'ne scheiß Angst um dich, okay?"
Zum Ende hin wurde er immer leiser und weinte noch mehr.
"Wein' nicht wegen mir. Bitte."
Ich biss auf meine Lippe.
Scheiße, jetzt wären alle offensichtlichen Geheimnisse geklärt.

zwei dosen spriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt