Kapitel 2

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Erschrocken drehe ich mich um. George lässt abrupt von meiner Hand ab und ich weiche ein Stück zurück, als wären wir gerade erwischt worden.
Noch immer spüre ich eine leichte Hitze auf meinen Wangen und ich schaue verlegen hoch. Mein Blick trifft auf Rons Augen.
Sein Kiefer ist leicht, angespannt, doch er scheint sich schnell wieder zu fangen und verschränkt die Arme.
»Äh, ja, ich gehe dann mal kurz nach vorne, die Kunden bedienen sich nicht von alleine«, lacht er verlegen und ich schwöre bei Merlins Bart, könnten Blicke töten, hätte ich diesen Mann jetzt umgebracht.
Ich tapse von einem Fuß auf den anderen und traue mich nicht wirklich zu Ron aufzusehen. Ich hatte nicht gedacht, dass ich ihn schon so früh wiedersehen würde.
Geschweige denn, in einer Situation mit seinem Bruder, die man nur zu gut falsch verstehen konnte.

»Ich wusste nicht, dass du schon hier bist«, murmelt Ron. Auch ihm scheint die Situation unangenehm zu sein. »Ginny meinte, sie bräuchte Hilfe bei der Vorbereitung« »Ach so.«
Ach so? Das ist alles, was er zu sagen hat. Ich weiß nicht, was ich von einem Wiedersehen mit ihm erwartet hatte, aber sicherlich nicht, dass alles, was er mir zu sagen hat, diese zwei mickrigen Sätze sind.
Ich möchte ihn so vieles fragen und dennoch kommt kein Wort aus meinem Mund heraus. »Ich sollte jetzt wieder gehen, Mum hatte mich nur gebeten, George etwas zu essen für den Mittag zu bringen, ich denke, wir sehen uns dann spätestens auf der Hochzeit?« Ich bin zu perplex, als dass ich ihm antworten könnte, also nicke ich nur. Bevor er ganz weg ist, dreht er sich noch einmal zu mir. »Ach ja, Hermine«, seine Augen starren tief in meine und ich bin nicht ganz sicher, was in ihnen zu sehen ist. »Brich ihm nicht das Herz, wie du es bei mir getan hast«, ehe ich antworten kann, macht er kehrt und verschwindet aus dem Laden.

Seine Worte lassen mich nachdenklich zurück. Ich soll George nicht das Herz brechen? Was denkt er denn, was da zwischen ihm und mir ist? Bevor meine Gedanken mich weiter in einen Sog aus Fragen ziehen können, steht George wieder neben mir, mit einem spielerischen Grinsen auf den Lippen. »Du hast mich einfach so mit ihm alleine zurückgelassen!«, platzt es aus mir heraus und ich bin ein wenig beleidigt. Er lacht und kratzt sich verlegen am Kopf. »Ja sorry, aber so Situationen finde ich ziemlich unangenehm« »Ob du es glaubst oder nicht, ich fand es auch nicht wirklich amüsant!« Wieder lacht er nur und ich muss gestehen, dass ich sein Lachen wirklich sehr gerne mag. Seine tiefe Stimme macht sein Lachen besonders. Es ist irgendwie rau, aber dennoch beruhigend.

Sanft platziert er seine Hand wieder auf meiner Schulter. Ein leichter Schauer durchfährt mich und ich sehe verlegen zu ihm auf. Seine Wangen sind leicht gerötet und sein Blick ist durchdringend. Er scheint ein wenig nervös zu sein, ehe er spricht. »Ich mache gleich Feierabend, wollen wir noch einen Kaffee trinken gehen? In der Nähe hat erst vor kurzem ein nettes Café aufgemacht.« Ein Lächeln wandert über meine Lippen. »Ich muss gestehen, das klingt gut, aber weißt du, was ich schon seit Monaten trinken möchte?« Fragend zieht er eine Augenbraue nach oben. »Ein Butterbier!«

Sein Gesicht hellt sich mit einem Mal auf. Er macht eine Verbeugung, auf die ich mit einem eher schlechten Knicks antworte und die Worte »Wie ihr wünscht, my Lady« verlassen seinen Mund.

Sehr amüsiert verlasse ich den Laden, um draußen an der frischen Luft auf ihn zu warten.

Die Straßen sind nun leerer. Ich bin nicht sicher, wie spät es ist. Wie lange haben George und ich wohl miteinander geredet?
Wieder muss ich an Rons Worte denken. Sie hallen in meinem Kopf wieder wie ein kaputter Plattenspieler und lassen mir keine Ruhe, um über das Gesagte nachzudenken.
Grübelnd runzle ich die Stirn, versuche einen Anhaltspunkt zu finden, der mir zeigt oder wenigstens verständlich macht, mit welchem Verhalten George zeigt, dass er mich mag.

Vor lauter Nachdenken bin ich ganz versunken und merke gar nicht, wie George neben mir auftaucht und mit mir redet. Als eine winkende Hand vor meinem Gesicht auftaucht, erschrecke ich mich ein wenig und lache danach verlegen. George scheint die Situation ebenso witzig zu finden wie ich.

Während wir über alte Schulzeiten, die Streiche von ihm und Fred, sowie die letzten Jahre reden und was in ihnen passiert ist, laufen wir Richtung Hogsmeade.
Während ich der tiefen Stimme des Rothaarigen lausche, geht hinter uns allmählich schon die Sonne unter und ich mache mir ein wenig Sorgen um meine kleine Prinzessin.
Obwohl ich weiß, dass sie bei Ginny und Harry gut aufgehoben ist, bin ich in Sorge, diese neue Welt und Ginnys sehr magisches Haus könnte ihr Angst bereiten.
»Keine Sorge«, reißt mich Georges Stimme aus meinen Gedanken. »Es wird ihr sicher gut gehen, sie ist eine Granger«, sagt er selbstsicher und grinst mich an und ich muss gestehen, dass mein Herz einen kleinen Hüpfer macht.

Vor dem drei Besen angekommen, öffnet er mir die Tür und lässt mich vor sich eintreten.
Wir werden von lautem Gelächter und Diskussionen empfangen.
Mir wird ganz warm ums Herz, während ich die mir bekannte Umgebung auf Veränderungen analysiere, doch mir fällt nichts auf.

Die Gaststube ist noch immer derselbe wie vor ein paar Jahren. Wir nehmen einen der ruhiger gelegenen Plätze hinten in einer der Ecken.
Die Wirtin Madame Rosmerta kommt auf uns zu und ich beginne mich zu fragen, wie sie noch immer so gut aussehen kann und ob ich irgendetwas falsch mache.
Nachdem wir ihr unsere Bestellungen aufgegeben haben, verschwindet sie mit einem Lächeln.
»Weißt du noch, als Ron damals als Kind ganz rote Ohren bekommen hat, nachdem er bei ihr war?« Kichere ich und auch George muss anfangen zu lachen. »Ja, das war wirklich eine der besten Geschichten aus seinem ersten Schuljahr.«

Wir versinken erneut in Gesprächen über die Jahre, in denen ich abwesend war. »Ich bin noch immer begeistert, wie du es all die Jahre ohne Magie aushalten konntest« »Ich kann nicht sagen, ich hätte es nie vermisst«, mahne ich ihn mit erhobenen Zeigefingern. »Ich sage ja nur«, er hebt verteidigend beide Hände in die Luft. »Ich hätte es nicht so lange ausgehalten.« Das glaube ich nur zu gerne. Ich hebe den Krug an meine Lippen und nehme zum ersten Mal seit einer Ewigkeit einen Schluck Butterbier. Der Geschmack breitet sich in meinem Mund aus und die Wärme steigt mir sofort in den ganzen Körper. Merlin, wie sehr habe ich es vermisst.

»Ich kenne diesen Wuschelkopf, Granger, das bist doch du, oder?«
Ein Schauder wie ein Blitz läuft mir von meinem Nacken bis zu meinen Zehen und ich bin wie erstarrt. Ich schaue geradewegs in Georges Gesicht, der in seiner Bewegung eingefroren zu sein scheint und weiß, wie Schnee ist.

Ich kenne diese Stimme. 






Dramione | Blut ist dicker als ButterbierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt