Kapitel 3

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Ich bewege mich nicht. Ich will mich nicht umdrehen. Denn ich weiß, wenn ich mich umdrehe, sehe ich direkt in seine Augen. Diese Augen.
Die Augen, die mich einst haben, so vieles fühlen lassen. Ich werde das markante und zynische Gesicht sehen, das ich zuerst so hasste, dann liebte und dann für immer vergessen wollte.
Wem mache ich etwas vor? Wie hätte ich dieses Gesicht und diese Augen je vergessen können? Wo ich doch ein kleines Duplikat seiner selbst aufzog und liebte.

Langsam drehe ich mich um, als könnte jede zu rasante Bewegung meinen Tod bedeuten.
Die Giftschlange hatte den Löwen in die Enge getrieben und nichts konnte ihn vor dieser Situation bewahren.

Sturm graue Augen kreuzen zum ersten Mal seit über acht Jahren auf braune und ich könnte schwören, seine Pupillen haben sich für einen Moment geweitet.
»Hallo Malfoy«, sage ich zögerlich. Die Hände auf meiner Stuhllehne platziert.
Er ist gut gekleidet. Weißes Hemd, schwarze Anzughose. Ich sehe seine Anspannung.
Die Muskeln unter seinem Hemd spannen sich deutlich an, doch ich wende den Blick schnell wieder auf sein Gesicht.
Es ist nur eine kurze Begegnung unter alten Schulkameraden, mehr nicht.
Und eine Begegnung mit dem Vater deiner Tochter.

»Was machst du hier? Ich dachte, du wärst jetzt ein Muggel« Er grinst.
»Harry und Ginny heiraten, ich helfe bei den Vorbereitungen« gebe ich zurück. Warum rede ich eigentlich mit diesem hochnäsigen Arschloch, das eine Feldmaus nicht mal von einem Drachen unterscheiden könnte? George scheint sich dasselbe zu fragen, denn er schreitet ein, um mich aus dieser eher unangenehmen Situation zu befreien.

»Malfoy, möchtest du etwas Bestimmtes?« »Oh George Weasley, ich habe dich nicht einmal bemerkt, wie läuft das Geschäft?«, fragt er und verschränkt die Arme vor der Brust. »Kann mich nicht beklagen und selbst?« Fragend sehe ich George an, der mir mit seinem Blick versucht verständlich zu machen, dass er mir diese Situation gleich erklärt.

»Bestens, danke, das sollte mein bester Kunde ja wissen« Mir fällt die Kinnlade runter. George macht ernsthaft Geschäfte mit Malfoy? Ein Stechen durchquert meine Brust und ich fühle mich hintergangen. Wie kann er Geschäfte mit diesem Mann eingehen?
Ich will mich gerade zum Gehen durchringen, als Pansy fucking Parkinson sich zu uns gesellt. »Ist das Hermine Granger« trällert sie mit ihrer unerträglichen Stimme. Ich setze ein falsches Lächeln auf.

Verpiss dich, du Schlange. »Hallo Pansy«, zische ich. »Wir haben dich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, du bist so plötzlich verschwunden«, sagt sie und greift dabei demonstrativ Malfoys Arm. Sie versucht sich wohl noch immer an ihn ran zu machen.
»Wir hätten dich ja zu unserer Verlobungsfeier eingeladen, aber«, den Rest höre ich schon gar nicht mehr, denn ihre Stimme wird von Rauschen in meinem Ohr übertönt.
Malfoy und Pansy sind verlobt. Die beiden Menschen, die ich am meisten hasse und die mir zusammen das Herz gebrochen haben, werden heiraten.

Passender könnte es wirklich nicht sein. »Glückwunsch«, sage ich und erhebe mich, um zu gehen. Diese Szene muss ich mir wirklich nicht geben.

George tut es mir gleich und legt mir seine Jacke um die Schulter; ich blicke seitlich zu ihm auf, während er noch immer hinter mir steht. Seine Hände liegen auf meinen Schultern und beruhigen mich. Ich kann ihm nicht böse sein, denn ich sehe die Wut in seinem Gesicht und wie er seinen Kiefer zusammenpresst.
Dennoch ist er mir definitiv eine Erklärung schuldig!

Als mein Blick wieder auf Malfoy fällt, beobachtet dieser die Szene zwischen George und mir genau und ich meine zu sehen, dass es ihn nicht ganz kaltlässt. »Es war wirklich ein Erlebnis, euch beide wiederzusehen, aber ich sollte jetzt los« »Ja, die Kleine wartet«, sagt George und ich blicke erschrocken zu ihm auf. Hat er den Verstand verloren? Er kann doch nicht vor Draco sagen, dass ich eine Tochter habe!

Doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Dracos Gesicht ist bleicher denn je und seine Augen sind geweitet wie die eines erschrockenen Rehs. Er weiß nichts von seiner Achtjährigen und daher kann er auch gar nicht wissen, ob George nicht auf eine Tochter von uns anspielt. Innerlich tätschle ich ihm auf die Schulter und lobe ihn.
Dieser Mann ist raffiniert. Ich muss ein Grinsen unterdrücken. Malfoys Blick versüßt mir den Abend um vielfaches.

Ich hake mich bei George ein und schenke ihm mein schönstes Lächeln, ehe ich noch ein letztes Mal in Malfoys erstarrtes Gesicht sehe, bevor wir gehen.
Die kalte Frühlingsluft empfängt uns. »Gib es zu, ich bin ein Genie«, prahlt George, woraufhin ich ihn einmal gegen die Schulter boxe.
»Du hast mich so erschreckt!« Sein Lachen erfüllt die Straßen. Dann sieht er mich mitleidig an. »Geht es dir gut?«, fragt er leise. Ich senke den Kopf. Kann ich diese Frage beantworten?
»Ich denke schon«, murmle ich nachdenklich.

»Aber jetzt mal zu dir«, hänge ich an meinen letzten Satz dran. »Wieso machst du Geschäfte mit Malfoy?«
George seufzt und legt den Kopf in den Nacken. »Fred hat sich immer um die ganzen Bestellungen gekümmert und ich hatte eine Zeitlang echt Probleme, weißt du.«
Ich höre ihm aufrichtig zu und werde mal wieder beim Gedanken an Fred traurig. Er erklärt weiter.
»Malfoy wurde irgendwann, was das Import- und Exportgeschäft angeht, ziemlich groß.
Bei ihm bekommt man alle möglichen magischen Waren aus allen Ländern der Welt und das auch noch zu einem Bestpreis. Er kümmert sich also darum, dass ich regelmäßig meine Waren erhalte und neue dazu bekomme. «

Nachdem George mir die Situation erklärt hat, verstehe ich nun seine Situation. Es muss schwer gewesen sein, ohne Fred das Geschäft zu führen und alle Aufgaben zu handeln, die sein Bruder vorher übernommen hat.

»Bist du mir böse?«, fragt er traurig. Ich schüttle den Kopf. »Nein, alles gut, ich verstehe das.«
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch immer an Georges Arm eingehakt bin. Ein wenig zu schnell löse ich mich von ihm und tapse nervös von einem Fuß auf den anderen.
Wir kommen am Fuchsbau an und ich werde an der Tür von meiner blonden Prinzessin begrüßt.
Sie hüpft mir in die Arme. »Mama, du warst so lange weg!«, beschwert sie sich mit einem Schmollmund. »Ich weiß, tut mir leid, meine Große«, sage ich angestrengt von ihrem Gewicht. Sie ist wirklich schwer geworden.


»Tante Ginny hat gesagt, du und Onkel George knutschen bestimmt«, trällert sie freudig, woraufhin ich erröte und George ein zischendes »Ginny!«, von sich gibt, die man nur aus der Ferne lachen hört. Alya imitiert währenddessen ein knutschendes Paar. 







Dramione | Blut ist dicker als ButterbierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt