Engelsblut

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Es war eine dumme Idee, zurück zum Haus zu kehren, denn gerade als ich hinaus wollte, stand er da.
Der Typ aus meinem Englischkurs. „Bist du ernsthaft zurückgekommen?", klang er belustigt. Ich stand da, sah mein Leben schon an mir vorbeiziehen, doch ging langsam wieder zurück in mein Zimmer.
Ich verriegelte die Tür und ging zum Fenster hinüber, als im nächsten Moment die Tür zusammen mit dem Schrank, den ich davor geschoben hatte, mit voller Wucht aufgeschossen wurde.
Ich zuckte direkt zusammen und sah langsam geschockt auf.
Was war das?

Im nächsten Moment stand er in meinem Zimmer und hatte tiefrote Augen. Erst dachte ich, ich sei übermüdet und bilde mir das nur ein, doch ich sah ihn immer noch so, obwohl ich mich schon zweimal gezwickt hatte.
„Du fliehst kein zweites Mal!", seine Stimme war tief und ich war wie erstarrt. „Was..bist du." Ich spürte seine Wut auf mich, doch ich weiß einfach nicht, was hier los ist.

Als er nah genug war, holte ich mein einziges Selbstverteidigungsgerät heraus und sprühte ihm Pfefferspray in die Augen.
Er hielt sich direkt die Augen fest, jaulte und fluchte vor sich hin. Verwirrt über das Geschehen sprang ich aus dem Fenster meines Zimmers und lief zitternd zurück zum Bahnhof.
Ich muss hier echt weg, hier sind nur Verrückte.

Mittlerweile rannte ich, sah dabei auf meine Schuhe und bemerkte, dass sie leicht blutig waren.
Als mein Zug gerade pünktlich da war, setzte ich mich direkt rein und war unendlich dankbar, als er losfuhr. Die erste Zugfahrt holte ich den Schlaf nach, den ich seit Stunden vermisste, doch ich wachte alle 20 Minuten wieder von einem schrecklichen Traum auf, in dem entweder meiner Mutter etwas Brutales geschah oder eine finstere Person mir etwas antat.
Als ich endlich in dem Zug saß, der nach Stockholm fuhr, suchte ich das kleine Notizbuch heraus. Einige Seiten waren herausgerissen, auf ein paar anderen Seiten waren komische Symbole und Einträge, die an ein Tagebuch erinnerten.

26. Oktober Der Eintrag muss vor ein Paar Stunden geschrieben worden sein
Sein Blut ist weiterhin nicht ausgereift. Er trainiert gut und hört auf alles, was ich sage. Sein Essverhalten ist weniger geworden. In 3 Tagen wird er 16 und meine Angst, ihn zu verlieren, ist gestiegen. Bitte pass gut auf ihn auf! Ich habe das Gefühl, dass wir beobachtet werden. Ich sehe ständig die selben Leute um mich herum und es beruhigt mich nicht, dass er zur Schule geht und so lange aus dem Haus ist. Seit deinem letzten Brief habe ich umso mehr Angst. Ich weiß nicht, wie ich ihm das alles erklären soll. Er würde mich für verrückt erklären...

„Fahrkarten bitte!", sagt eine junge Frau, die in meinem Zugabteil direkt neben meinem Sitz steht.
Ich lege das Buch weg und krame mein Ticket heraus, wobei mir tausende Fragen durch den Kopf schwirren.
Ich strecke mein Ticket ihr hin und sie nimmt es lächelnd an und stempelte es ab.
„Nach Stockholm?", sie lächelt mich an und ich nickte daraufhin.
Sie gibt mir mein Ticket zurück und bemerkt dabei wahrscheinlich meine blutigen Schuhe, denn sie mustert mich, rümpft einmal ihre Nase und sieht dann das Buch, das beim Ablegen zu den Seiten mit den Symbolen geblättert ist. „Du..?", sie reißt ihre Augen auf und sieht sich um.
„ was..Was machst du hier?", sie beugt sich etwas vor und spricht leise, aber aufgeregt.
„Ehm..Kennen wir uns?", zögerlich nehme ich das Buch wieder zu mir und sehe ängstlich zu ihr hoch. Gesellschaft oder erkannt werden stand eigentlich nicht auf meine Liste.
Gehört sie auch zu diesen Jungs? Sie schüttelt den Kopf, dreht sich etwas weg und seufzt. „Wie dumm von mir..", sie haut sich selbst und stellt sich dann wieder richtig hin.
„Schön dich mal zu sehen, keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher!", lächelnd zwinkert sie und ich schüttle fragend den Kopf.

„Was meinen Sie? Woher kennen Sie mich?" „Oh, du weißt es nicht..", sie schaut sich noch einmal um und beugt sich wieder zu mir. „Du.. Du bist doch der Junge mit dem Engelsblut, oder? Ich kann es riechen.. Zwar ganz leicht, aber dennoch definitiv deins.", sie schnuppert erneut und lächelt dabei, als würde sie auf der Kirmes stehen und all das süße Gebäck riechen.
Geschockt von dem, was sie sagt, bekomme ich kein Wort heraus und starre sie nur doof an.

Sie geht zurück und stellt sich wieder normal hin. „Du musst aufpassen, da draußen gibt es viel zu viele dunkle Personen.", sie lächelt noch einmal und stellt sich wieder aufrecht hin. „Stockholm ist eine gute Entscheidung!", fügt sie noch hinzu und geht grinsend weg. Ich starre ihr hinterher und kann immer noch nicht glauben, was sie gesagt hat.
„Du bist der Junge mit Engelsblut.."

Bitte was bin ich?

Das Schattenkönigreich: Die Prophezeiung Der Verlorenen Seelen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt