P A R T 19

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COLTON

»Khaly lebt! Khaly lebt!«, Martha sprang vom Stuhl auf und brach in unzähligen Tränen aus. Ich fühlte mit ihr. Ich spürte den Schmerz und die gleichzeitige Erleichterung in ihr.

»Und jetzt Tano, bitte sag mir, wo sie ist.«, er schüttelte den Kopf. »Das kann ich leider nicht. Nicht, weil ich es nicht möchte, sondern je mehr ich erzähle, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr etwas passiert.«

»Was zur Hölle sagst du da? Ich will sie da raus holen. Sag mir wer und ich-«

»Es ist Nial.«, ich fasste es nicht. Nial, ihr Vater. Aber gleichzeitig überraschte mich das nicht. »Was hat er ihr angetan? Ich muss es wissen.«

»Willst du aber nicht. Es ist besser so.«

»Du hast mir nicht zu sagen was besser für mich ist. Ich will verdammt nochmal wissend as er ihr angetan hat!«, Grant packte mich bei den Schultern und zog mich zurück auf den Stuhl.

»Sag es ihm lieber.«, riet Nolan meinem Halbbruder. »Er hat sie geschlagen, eingesperrt mit ihrer Mutter und wollte sie an Kunden verkaufen. Ich habe ihn aufgehalten, indem ich das mit der Heirat vorgeschlagen habe. Keine Sorge, es ist kein echter Ehevertrag.«, erleichtert atmete ich aus, dass er sie dort rausgeholt hatte. Aber der Fakt, dass Nial sie angerührt hatte, ließ mich meine Hände zu Fäusten ballen.

»Moment mal. hast du gerade ihre Mutter gesagt?«, er nickte. »Sarah lebt. Aber sie ist bei ihm. Sie kommt da nicht mehr raus.«, verdammt.

»Aber wir können es doch versuchen-«, klinkte sich Martha ein, doch Tano verneinte es. »Unser Ziel ist Khalida und Aiden. Bleiben wir dabei. Wir brauchen einen so gut durchdachten Plan, dass Nial nichts ahnt. Und dann müssen wir ihn aus dem Weg schaffen.«

»Nial wird bluten und leiden. Er wird bereuen, was er ihr angetan hat.«, das schwor ich mir. Er würde nicht lebend davon kommen. »Wie gehen wir vor?«

»Ich schlage vor, dass ich Nial irgendwie ablenke. Ein Szenario ausdenke, dass ich mit Khalida wegziehe. Am besten irgendwo hin, wo sie sich wohlfühlt. Und wo Nial nichts ahnt. Wir können auch angeben, dass wir in ein anderes Land fliegen, um sie versteckt zu halten, damit Nial nicht auf die Idee kommt und zu verfolgen. Er vertraut mir. Ich erledige das meiste, was mit ihm zu tun hat, also würde er mir in dem Sinne blind vertrauen.«

»Weiß er, wer du bist?«, die Frage brannte mir auf der Zunge. »Nein. Er weiß nicht, dass ich dein Halbbruder bin oder in welcher Verbindung ich mit euch stehe. Er denkt, dass ich ein dahergelaufener Junge bin, der alles dafür tut, um zu überleben. Er hatte mich auf der Straße gefunden, als mein Vater verstorben ist.«, verdammte Scheiße.

»Wer ist dein Vater? Wer ist der Mann, der dich uns weggenommen hat?«

»Du weißt es nicht?«, ich schüttelte den Kopf und spürte, wie ich noch nervöser wurde.

»Sergio Montana.«

»Was hast du gerade gesagt?«, hakte ich nach, denn ich traute meinen Ohren nicht.

»Sergio Montana ist mein leiblicher Vater.«, das war die dritte Partei, die mit uns niemals Freundschaft finden konnte. Sein Clan war nicht unser Freund, genauso wenig wie der von Nial Hartley. Wir drei waren einst befreundet, als alles aus den Fugen geraten war. Verdammte Scheiße. Und er wurde erschossen, nachdem Khaldia bei ihm war. »Nial Hartley hat ihn umbringen lassen.«, fügte er an. Konnte es sein, dass er seinen Vater rechen wollte?

»War er so brutal, wie das Mama früher gesagt hatte?«

»Anfangs ja, aber mit der Zeit sorgte er für mich und ich gewöhnte mich an ihn. Wir waren gerade in einem guten Verhältnis, als er in einer Nacht erschossen wurde. Ich war im Haus. Ich versteckte mich auf dem Dachboden und hoffte darauf, dass mich niemand fand. Das einzige, was ich noch weiß ist, dass ich aus dem Fenster geschaut hatte und eine blonde junge Frau gesehen hatte, die mit einer Waffe in der Hand zitternd davon gelaufen war. Ich dachte, dass sie es war, bis ich zum späteren Zeitpunkt erfuhr, dass es Nial war.«, er hatte Khalida gesehen. In dieser Nacht, die so vieles für uns verändert hatte. In der Nacht, in der sie noch tiefer in all das hineingezogen wurde und nun dort war, wo sie sich jetzt befand. In den Fängen von Nial Hartley.

»Es war Khaly.«, sprach Martha meine Gedanken laut aus und ich spürte, wie sich Tano noch mehr anspannte. »Sie kam nachhause und zitterte am ganzen Körper. Er nannte sie Ewige. Er wusste die ganze Zeit, wer sie wahr. Er wusste von Sarah, von Nial. Von allen. Aber er schwieg, wie ein Grab.«

»Ich wusste nichts. Ich wusste bis vor einem Jahr nicht, wer Sarah war. Nial erzählte auch kaum etwas über sie oder davon, dass er eine Tochter hatte. Khalida bekam ich auch nur zu Gesicht, als sie komplett verändert vor mir stand. Braunes schulterlanges Haar, starkes Make Up, Kleidung die nicht zu ihr passte. Sie wirkte gebrochen. Nial ließ mich nur wissen, dass sie seine Tochter war, die ein schönes Leben nicht verdient hatte. Sie sei genauso wie ihre Mutter.«, bei jedem Wort, das Tano von sich gab, schmerze meine Brust. Es tat weh das zu hören. Zu hören, was meine Khalida alles durchmachen musste.

»Tano, ich muss dein Wort haben, dass du rein auf unserer Seite bist und mich hier nicht verarscht. Ich schwäre dir, wen-«

»Ich will Nial Hartley bluten sehen. Egal, wie schmutzig ich mir meine Hände machen muss.«

BLACK TEARS | BAND 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt