P A R T 26

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Ich saß schweigend da. Ich sah Colton und Alec an, als seien sie Geister. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn das, was ich gerade gehört hatte ließ mich schockiert zurückbleiben.

Colton und Alec waren noch Kinder, als Samuel auf die beiden losgegangen war. Martha schien das alles zu wissen, schwieg aber. Wahrscheinlich wollte sie es genauso verdrängen wie die Männer. Es war Marthas Vater. Der eigene Onkel der Männer. Er zwang Colton ein Messer auf seinen Halbbruder zu werfen. Er machte ihn ständig runter, Alec nahm er nicht wirklich wahr. Lorenzo wusste nichts von, denn die Jungs hatten Angst und taten so, als sei nichts. Und dann wurde er von Sergio wieder zurückgenommen. Verdammt, mein Herz schmerzte, als ich das alles hörte.

Seit kleinauf war die Familie in den Geschäften, die nicht umgänglich waren. Generationen wurde es weitergetragen und es würde auch niemals so aufhören. Ich hoffte aber, dass Colton sich da mehr raushielt zu Gunsten unseren Sohnes.

»Und was war dann?«

»Sergio wurde ja erschossen. Das weißt du, denn du warst da. Alec landete auf der Straße, kehrte zu uns nicht zurück, weil er nicht wusste wie. Und dann fand ihn Nial. Nial schloss ihn dann Einseine Geschäfte ein und ließ ihn nicht aus der Schiene raus.«, es tat so weh. Die beiden haben die Hölle durchgemacht.

»Es tut mir so leid.«, ich sah beide Männer abwechselnd an. Alec's Blick war wieder kühl, aber es war seine Maske um seine Emotionen versteckt zu halten. Und Colton...er sah mich an, als wäre ich seine einzige Hoffnung. »Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht.«, ertönte es von beiden gleichzeitig und ich war noch überforderter. Die Brüder sahen sich an und lächelten. »Khalida ist einfach wie eine Fee. Sie macht alles besser.«, lachte Martha auf und man merkte, dass sie versuchte die Situation aufzulockern.

»Wisst ihr was? Es wird alles jetzt bergauf gehen. Wir sind alle durch die Hölle gegangen und das hat uns nur noch stärker gemacht. Lasst uns darauf heute Abend anstoßen.«, schlug Martha vor und sie hatte total recht. Wir waren stärker, wir waren kämpferischer.

»Lasst uns in unsere Bar fahren und uns feiern.«, Nolan hatte die Idee und wir stimmten alle ein, bis mir etwas einfiel. »Was ist mit Aiden?«

»Ich rufe Papa an. Wir sollten uns sowieso mal treffen und reden.«, Alec nickte zustimmend zu Colton. »Dann bis heute Abend.«

Ich wollte alles hinter mir lassen. Ich wollte einen Schlussstrich ziehen, denn es brachte nichts weiter hoffnungslos dazusitzen und zu trauern. Die letzten Monate mit Alec brachten mich auf die Beine. Der Schutz, den er mir bot war mehr als ich erwartet hatte und ich war dankbar. Dankbar, dass er mir nicht alles genommen hatte, was noch von mir übrig war.

»Bist du okay?«, erkundigte sich Martha und ich lächelte. Jetzt war ich okay. Natürlich brauchte ich etwas, bis ich mich vollständig davon erholen würde, aber ich war auf einem guten Weg dahin. Und der erste Schritt war: meine Haare.

Martha und ich fuhren zum Friseur, während die Männer zu Lorenzo fuhren. Ich wollte meine Haarfarbe zurück, also zeigte Martha dem Friseur ein Foto und dieser schlug noch vor einen etwas anderen Schnitt zu machen, dem ich zustimmte. Ich wollte einfach nur wieder blond sein. Martha ließ sich die Haare etwas schneiden und zu schönen Wellen föhnen. Und dann warteten wir. Wir warteten darauf, dass die Haarfarbe einwirkte und besprachen unsere nächsten Pläne. »Wollen wir uns etwas hübsches zum Anziehen kaufen?«

»Gerne, aber warte...mein Portmonee und alles.«, sie grinste. »Das blieb im Krankenhaus zurück. Aber wir sollten dir dennoch zur Sicherheit ein neues Handy holen, bevor Alec alles beseitigt.«, beseitigt? »Khaly, jetzt schieb keine Panik. Er weiß, was er tut. Und jetzt genieß den Tag.«

Stunden später waren meine Haare endlich fertig. Ich saß vor dem Spiegel im Friseursalon und betrachtete mein Spiegelbild mit einem gewissen Nervenkitzel. Die blonden, schulterlangen Haare fielen sanft um mein Gesicht herum und glänzten im Licht des Salons. Ich konnte nicht anders, als mich zu lächeln, während die Friseurin geschickt meine Haare zurecht zupfte. Die Strähnen waren so gestuft, dass sie eine schöne Bewegung und Volumen bekamen, während sie über meine Schultern fielen. Der Schnitt war perfekt - nicht zu kurz, nicht zu lang, genau richtig für meinen Stil.

Als die Friseurin den leichten Pony in Form brachte, konnte ich sehen, wie er meine Augen umrahmte und meinem Gesicht eine spielerische Note verlieh. Die blonde Farbe meines Haares schimmerte in verschiedenen Nuancen von Honig und Gold, was meinem Look eine lebendige Dimension verlieh. Ich fühlte mich frisch und selbstbewusst mit meinem neuen Haarschnitt. Es war genau das, was ich gebraucht hatte, um abzuschließen und positiv in die Zukunft zu sehen.

»Khaly, ich liebe die Haare an dir!«, strahlte meine beste Freundin übers ganze Gesicht, ich bezahlte und dann fuhren wir weiter in die Mall, um dort etwas passendes zum Anziehen zu finden.

Zuhause machten wir uns schließlich fertig, ich trug leichtes Make Up auf und zog zum Schluss mein Kleid an, das ich mir gekauft hatte. Das Kleid war aus einem luxuriösen, glänzenden Stoff gefertigt, der sich seidig und weich anfühlte. Die Farbe war ein tiefes, sattes Blau, das im Licht schimmerte und meine Haut zum Strahlen brachte. Der Schnitt war figurbetont, betonte meine Kurven auf eine elegante und doch dezente Weise. Ich fühlte mir sexy und elegant. Genau das, was ich wollte.

Wir wurden dann zur Bar gefahren und trafen dort auf die Männer, die bereits in der Lounge saßen. Colton erblickte mich und sofort spürte ich dieses Kribbeln in meinem Bauch. Ich war nervös. »Gattina, du siehst unglaublich aus.«, hauchte er in mein Ohr, nachdem er zu mir gekommen war. Ich sah zu ihm auf und unsere Blicke trafen sich in einem intensiven Augenkontakt. Seine Augen funkelten vor Verlangen, und ich konnte das Feuer in seinem Blick förmlich sehen. Ein leises Beben durchfuhr mich, als er seine Hand auf meine Hüfte legte und mich näher zu sich zog.

Unsere Lippen trafen sich in einem leidenschaftlichen Kuss, der das Feuer zwischen uns entfachte. Coltons Hände glitten über meine Taille, während meine Finger sanft durch sein Haar strichen. Die Welt um uns herum schien zu verblassen, während wir uns in diesem Moment der Ekstase verloren.

»Holt euch ein Zimmer!«, rief Grant gegen die Musik an und zwinkerte mir zu.

BLACK TEARS | BAND 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt