2 | Die Party II

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Als wir den Saal betraten, setzte sich jeder auf seinen zugewiesenen Platz. Die runden Tische waren harmonisch im Raum angeordnet, und Lucia hatte bei der Planung wirklich ihr Bestes gegeben. Dieser Saal wäre auch perfekt für eine Hochzeit gewesen. Alles war in Weiß gehalten, Lichterketten verliehen eine magische Atmosphäre. Auf den Tischen standen wunderschöne Blumen in Pastelltönen, das Essen wurde mit edlem Silberbesteck serviert.

Auch wenn ich eine Feier im kleinen Kreis mit einem Film und Popcorn bevorzugt hätte, war ich Lucia sehr dankbar für alles, was sie organisiert hatte. Es war ihre Art, Liebe auszudrücken, und sie umsorgte mich wie eine Mutter, während Raffaele die Vaterrolle übernahm. Ich verstand genau, warum meine Eltern ihre besten Freunde zu meinen Paten gemacht hatten. Niemand hätte gedacht, dass sie eines Tages plötzlich ihre 14-jährige Patentochter bei sich aufnehmen würden. Meine Eltern hatten für diesen Fall vorgesorgt, und trotz meiner Traurigkeit war ich ihnen dankbar. Wer weiß, wo ich sonst gelandet wäre – vielleicht wie Harry Potter unter einer Treppe oder schlimmer.

Diesen Gedanken schob ich schnell beiseite und wandte mich an Lucia und Raffaele. >>Ich danke euch aus tiefstem Herzen für alles.<< Mit leicht zitternder Stimme fügte ich hinzu: >>Worte reichen nicht aus, um meine Dankbarkeit für eure Wärme, Liebe, Geborgenheit und all die perfekt organisierten Geburtstage auszudrücken.<< 

Raffaele legte seine Hand schützend auf meine und sah mich ernst an. >>Emilia, wir haben deinen Eltern versprochen, alles zu tun, als wärst du unser eigenes Kind<<, sagte er mit einer Spur Unsicherheit. Eigene Kinder gab es im Hause der Manchettis nicht, dieses Glück blieb ihnen verwehrt. >>Du verdienst all das und noch viel mehr, mein Kind<<, fügte er hinzu, machte eine Pause und wandte seinen Blick ab. Dann sprach er weiter, nun mit fester Stimme: >>Wir sind immer für dich da. Egal, was auch kommt.<<

>>Was auf mich zukommt?<<, fragte ich verwirrt. Doch in diesem Moment erhob sich meine Großmutter für einen Toast, und alle lauschten ihren Worten. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. 

>>Meine geliebte Emilia, liebe Familie und Freunde! Ich möchte mit euch auf meine wunderschöne Enkelin Emilia anstoßen. In wenigen Stunden wirst du 21! Wo ist die Zeit nur geblieben? Deine Eltern haben dich zu einem großartigen Menschen erzogen, und auch Lucia und Raffaele haben ihren Teil beigetragen.<< 

Mir stieg die Röte ins Gesicht, doch ich schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. >>Auf dass du all deine Ziele erreichst, das Leben in vollen Zügen genießt und dich niemals für andere verstellst. Ich kenne niemanden mit einem so reinen Herzen und Charakter wie deinem. Ti voglio bene.<<

Ich stand auf, umarmte sie fest, und konnte einige Tränen nicht zurückhalten. Die Gäste applaudierten und prosteten einander zu. Dann wurde das Essen serviert. Von allem war etwas dabei, und die Gäste waren nichts weniger als das Beste gewohnt. Es gab exquisites Steak, Kaviar und sogar Krokodilfleisch – für meinen Geschmack etwas zu exotisch.

Nach dem Essen entspannte sich die Atmosphäre, die Gespräche wurden lebhafter, und aus den Boxen erklang "Sarà, perché ti amo". Das war offenbar das Signal, denn die Gäste erhoben sich und verteilten sich im Saal – einige tranken, andere tanzten. Das war mein Moment! Flavio war noch immer nicht da, und auf meine Nachricht hatte er nicht geantwortet. Dabei war er der pünktlichste Mensch, den ich kannte, also musste etwas passiert sein. Ich schnappte mir einen Whiskey von einem vorbeigehenden Kellner und ging hinaus auf die Terrasse, um einen Moment durchzuatmen.

Draußen angekommen, genoss ich die kühle Abendluft. Als ich mein Telefon zückte, um Flavio anzurufen, wurde ich plötzlich unterbrochen. 

>>Guten Geschmack hast du, das muss man dir lassen<<, sagte eine männliche Stimme, die mir unbekannt war. Der Mann trat ins Licht – es war Dante Santoro. Was wollte er hier? 

>>Ähm, entschuldige, kennen wir uns?<<, fragte ich betont unsicher. 

>>Du kennst meinen Namen, und ich deinen<<, antwortete er selbstbewusst. >>Wir waren etwas überrascht, aber eine Einladung der d'Amicos lehnt man nicht ab.<<

 >>Die Santoro-Brüder lassen sich wohl keine Party entgehen<<, sagte ich sarkastisch. >>Ist dein Bruder auch hier?<<

 >>Ja, er kümmert sich bestimmt schon um eine der Bardamen<<, lachte er, und ich musste mitlachen. Der Ruf der Santoro-Brüder war bekannt – sie liebten Partys, schnelle Autos und schöne Frauen. Dante besaß ein Casino, sein Bruder Luca war in der Luxuswagenbranche tätig.

>>Und wie gefällt dir die Party bisher? Gut gegessen?<<, fragte ich schmunzelnd. 

>>Es muss noch einiges passieren, damit es eine richtige Party wird<<, meinte er. >>Alle reden nur über ihr Vermögen und Aktien.<< Er schmunzelte. 

>>Warte, bis die Drinks wirken und die Dramen der Reichen beginnen.<<

 >>Klingt ja verlockend<<, sagte ich sarkastisch. >>Ich genieße lieber meinen Whiskey.<< Gerade wollte ich einen Anruf tätigen, als ich plötzlich von hinten umarmt wurde und Flavios Stimme in meinem Ohr erklang. 

>>Schatz, es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich musste meinem Vater bei einem Geschäft helfen.<< Er warf einen merkwürdigen Blick auf Dante. >>Wie ich sehe, hat ein Santoro dich unterhalten. - Danke, Dante... aber ich bin jetzt hier<<, sagte er genervt. Ich stieß ihm leicht in die Seite – ich hasste es, wenn er unfreundlich war.

>>Kein Problem, ich wollte ohnehin zu meinem Bruder. Viel Spaß euch noch. Bis später, Emilia<<, sagte Dante amüsiert und verschwand im Saal. 

>>Wo zur Hölle warst du?<<, fragte ich gereizt. >>Du weißt, was der Abend bedeutet, und dann kommst du zu spät?<<

 >>Emilia, ich bin doch jetzt hier. Kein Grund für Drama. Ich verspreche dir, wir feiern jetzt richtig. Nicht mehr lange, und dein Geburtstag steht vor der Tür.<<

Remember my Name - Emilia d'Amico | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt