Kapitel 15 - Schmiererei

91 21 68
                                    

Leonie

Als ich am Morgen nach der Kunstausstellung aufwachte, musste ich sofort wieder an den Streit mit Diego denken. Es war ein Fehler gewesen, mich auf ihn einzulassen, schließlich ging es ihm nur um das eine, doch hatte er sich Levi gegenüber so liebevoll verhalten, dass es sich irgendwie richtig angefühlt hatte. Und was für ein furchtbarer Mensch musste er sein, wenn dies nur ein Schauspiel war, um an sein Ziel zu kommen?!

Vielleicht war ich naiv, doch konnte ich irgendwie nicht glauben, dass er dazu imstande war. Aber dieser entsetzte Blick von der Blondine ... Ich war absolut verwirrt, denn wenn es dem attraktiven Kunststudenten wirklich nur um eine Wette ging, warum dann diese Eifersüchtelei um Herrn Schuber? Oder hatte es sich gar nicht um Eifersucht, sondern einfach nur um die Sorge gehandelt, seine Wette zu verlieren?

Ich grübelte noch lange in meinem Bett und brauchte eine ganze Weile, bis ich mich an diesem Samstagmorgen endlich aufrappelte und in die Küche schlenderte. Ich seufzte, als ich einen Blick in den leeren Kühlschrank warf.

,,Guten Morgen'', murmelte Levi plötzlich hinter mir und rieb sich verschlafen seine grünen Augen. ,,Ich habe Hunger ...''

,,Guten Morgen, mein Schatz. Ist Müsli in Ordnung? Wir müssen heute einkaufen gehen ...''

,,Ist in Ordnung'', gähnte er und begann, den Küchentisch mit zwei Schüsseln und zwei Löffeln zu decken, während ich das Müsli und die Milch dazu stellte.

,,Hast du gut geschlafen?'', fragte ich zwischen zwei Bissen und sah meinen Sohn liebevoll an. Er hatte in der Nacht nicht geweint, was ich als gutes Zeichen deutete.

,,Es geht'', murmelte er und kaute nachdenklich vor sich hin.

,,Ist alles in Ordnung, mein Schatz?'', fragte ich vorsichtig.

,,Warum streitest du immer mit Diego?'', fragte er da auf einmal geradeheraus, sodass ich mich beinahe an meinem Frühstück verschluckte. Ich hustete ertappt und mit zusammengezogenen Augenbrauen.

,,Das ist schwierig zu erklären ...'', entgegnete ich unbeholfen.

,,Ist es wegen Papa?'', bohrte Levi mit traurigem Gesicht weiter.

,,Unter anderem ...'', sagte ich ehrlich und lächelte schwach, was meinen Sohn zum Nicken brachte.

,,Darf ich weiter zum Zeichenkurs gehen, auch wenn Diego und du immer streitet?''

Überrascht von diesen Worten legte ich meinen Löffel nieder und griff mit einem schwachen Lächeln nach Levis kleiner Hand.

,,Um ehrlich zu sein, wollte ich mich nach einem anderen Zeichenkurs für dich umsehen, aber nun hast du dich mit diesem Mädchen, Kiara, angefreundet, und das freut mich wirklich sehr, mein Liebling.''

,,Also darf ich weiter hingehen?''

Ich nickte.

,,Ja, das darfst du.''

,,Danke'', sagte mein Sohn und sah ein wenig fröhlicher aus, als zuvor. ,,Vielleicht glaubst du dann ja doch irgendwann, dass Diego uns beide wirklich mag.''

Wie versteinert sah ich meinen Kleinen an.

,,Habt ... ihr ... etwa darüber gesprochen?'''

Levi zuckte mit den Schultern.

,,Kurz.''

Ich runzelte meine Stirn, denn ich wusste nicht, was ich von dieser Vertrautheit halten sollte ...

War sie denn echt?

- - -

Eine Stunde später öffnete ich gerade die Tür unseres Wohnhauses, da Levi und ich zusammen einkaufen fahren wollten, da klappte mir schockiert die Kinnlade herunter, als ich meinen schwarzen Audi am Straßenrand erblickte.

Paint it newWo Geschichten leben. Entdecke jetzt