𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 2

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Hier nun der zweite Teil des ersten Kapitels. 

Die Sonne ging am Horizont unter, noch immer waren wir unterwegs. Mittlerweile wurden unsere Pferde und auch wir erschöpft, mein Kopf brummte und meine Augen waren kurz dabei, zuzufallen. 

Krampfhaft klammerte ich mich an den Zügeln fest, eigentlich könnte ich meine Lieder schließen, denn es war sowieso Daan, der das Pferd führte, es trottete brav neben dem von ihm an dem Strick, den er fest in seiner Hand hielt. Trotzdem wollte ich wach bleiben, nur für alle Fälle. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten wir an einem kleinen Fluss im Wald an. In der Ferne waren schon die ersten kleinen Berge zu sehen, was auch bedeutete, dass wir uns bereits in der Nähe der Grenze zum Reich des Lichts aufhielten. 

„Ich denke es wäre das Beste, wenn wir die Nacht hier verbringen", verkündete Daan. 

Es stellte sich heraus, dass er der Führer der Gruppe war. Auf dem Weg hatte ich auf die Namen der anderen Beiden aufgeschnappt. Der stämmige Mann, dessen Gesicht mit noch immer einen Schauer über den Rücken laufen ließ hieß Mark. Der andere, muskulöse Mann hieß Carac. Er sprach nicht gerade viel, ganz im Gegensatz zu Mark. Ständig gab er bissige Kommentare ab, die mich zusammenzucken ließen. Nun aber waren alle müde, selbst Mark. 

Wir stiegen von unseren Pferden und ließen sie beim Fluss trinken und Gras fressen. Wir selbst machten ein kleines Feuer und aßen Brot, dass die drei mitgebracht hatten. Das Knistern des Feuers und die untergehende Sonne trieben mich immer weiter hinein in die Müdigkeit. 

„Du kannst dich ruhig schlafen legen", erläuterte Daan, während er mir eine Decke reichte. 

Ich wollte schon protestieren, gab aber nach und legte mich ins Gras, die Temperaturen waren nicht gerade warm, aber die Wolldecke wärmte mich gut. 

Ich atmete den Moschus – und Pferdegeruch ein, genoss das Grillenzirpen, was ich auch von meinem Zuhause kannte und verfiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

                                                                                   ***

Das Pferdewiehern und unruhige Schritte weckten mich aus meinem Schlaf. Blinzelnd fuhr ich hoch. Kurz brauchte ich einen Augenblick um mich zu erinnern, wo ich war, bis ich die Ereignisse von gestern wieder in meinen Gedanken bemerkte. 

Hoffentlich würde diese wichtige Sache, weswegen mich der König in seine Hofe wünschte, schnell vorbei sein. Dann und seine Freunde füllten gerade ihre Flaschen mit dem klaren Flusswasser auf und packten ihre Sachen. 

Verschlafen rappelte ich mich auf, nur um mein Gesicht kurz vor Schmerz zu verziehen. Ich war es nicht gewohnt lange Strecken zu reiten und das machte sich nun spürbar zu bemerkten. Meine Oberschenkel zogen bei jedem Schritt, ich versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen.

 „Wir brechen jeden Moment auf, mach dich reisebereit.", teilte Daan knapp mit. 

 Ich nickte und wusch mein Gesicht, trank etwas und erleichterte mich kurz im Wald. Sobald ich zurückkam, drückte mich Carac wortlos die Zügel in die Hand und ich stieg seufzend auf.

 „Erreichen wir denn heute das Schloss?", fragte ich als wir uns auf den Weg machten. 

„Oh, so ungeduldig?", murrte Mark und hochgezogenen Augenbrauen. 

Ich schluckte meinen Groll gegen ihn herunter und nickte, so als ob ich seine Verhöhnung nicht gehört hätte. „Ich würde gerne wissen, warum ich so dringend dort gebraucht werde!" 

Da schnaubte Daan nun. „Ich dachte, das Thema hätten wir durch? Der König wird dir früh genug sagen, was er von dir will." 

Ich wandte den Kopf ab, versuchte nicht länger etwas zu erwidern. Es wäre sowieso nutzlos. Die drei hielten ihr Wort und würde es auch so beibehalten. Vermutlich würden sie alles für ihren doofen König tun. Wir im Schattenreich hatten keinen König. Es gab Regeln, aber niemand bestimmte. Jeder lebte für sich, oder in Dörfern. Ich selbst war in einem Dorf aufgewachsen, bis die Mitglieder dieses Dorfes, meine damalige Familie und Freunde, mitbekommen hatte, zu was ich fähig war. Ich hatte oft Wutausbrüche gehabt, die in einem riesigen Chaos geendet hatten. Aber einmal war es ausgeartet. 

Schluckend versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Daan neben mir schien meine plötzliche Anspannung zu bemerken und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Alles in Ordnung?", fragte er. Zum ersten Mal bemerkte ich in seiner Stimme nicht Gleichgültigkeit, sondern einen Hauch von Sorge. Ich stockte kurz, antwortete dann aber: „Ja, natürlich, was sollte schon sein?" 

Mein Schulterzuckend und meine verbissene Miene ließen ihn kurz innehalten. „Ich weiß, dass es nicht einfach ist, einfach so aus dem Leben gerissen zu werden. Du kannst ruhig sagen, was los ist, es wird dich schon niemand beißen."

 Leicht brodelnd schüttelte ich abschätzig den Kopf. Erst kamen sie gestern einfach so zu mir und schleppten mich auf dieses Ross, nicht ohne mich zu packen und mir zu drohen, und nun wollte Daan, dass ich ihm meine Probleme anvertraute. 

Nie. Im. Leben. 

„Das geht dich überhaupt nichts an!", fauchte ich also. 

Auf jegliche weitere versuche, ein Gespräch mit mir anzufangen antwortete ich einsilbig, bis er aufgab. Ich würde niemandem hier meine Vergangenheit erzählen. 

Ich wollte das einfach nur hinter mich bringen und dann zurück in meinen Wald kehren, da wo ich hingehörte. 

Gebt gerne Feedback dazu, ich freue mich immer über Kritik<33

𝑅𝐼𝒮𝐸𝒩 𝑅𝒪𝒮𝐸 - 𝒢𝑒𝒷𝓇𝑜𝒸𝒽𝑒𝓃Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt