𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 3

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Die Zeit verging schleppend, ich versuchte immer eine möglichst erhabene Haltung zu haben, so wie ich es bei Daan, Carac und Mark sah. Die drei wirkten so, als hätten sie ihr ganzes Leben lang schon auf einem Pferderücken verbracht. 

Zum Glück wurde der Wald schnell lichter, die Bäume weniger und auch das Gras saftiger. Als wir nun vollständig den Waldrand erreichten, konnte ich mir einen Staunen nicht verkneifen. Sanfte Hügel, in der Ferne beeindruckende Berge, Büsche, Wiesen und Blumen, so weit das Auge reichte. 

Alles wirkte idyllisch und einladend, besonders sein Punkt: Das Schloss. Es thronte in der Ferne, am Fuße einiger hohen Berge, neben einem breiten Fluss, den ich selbst von hier erkennen konnte. 

„Wow", hauchte ich. Daan, der neben mir angehalten hatte grinste. „Willkommen im Reich des Lichts!" Mein Pferd wurde langsam unruhig, ich hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt ich geworden war. Irgendetwas an diesem Ort mochte ich. Es war nicht so düster und gedrängt wie im Wald, viel offener und freier. 

„Dann lasst uns weiter", versuchte ich möglichst locker zu klingen, was mir nicht ganz gelang. Ich war sichtlich nervös und aufgeregt, noch immer wusste ich nicht, was auf mich zukam. 

„Du scheinst es hier ja doch gar nicht so schlimm zu finden", sagte Daan neckend, während er sein Pferd antrieb und unsere Reise fortsetzte. Ich setzte wieder eine kalte Miene auf, er würde noch glauben, ich wäre froh, dass sie mich geholt hatten. „Ich bin nur hier, weil du und deine Freunde mich gezwungen habt!", konterte ich. 

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Oh glaub mir, ich hab dich da nicht gern aufs Pferd gezerrt, aber ich diene meinem König." So einer war er also. Der König über alles andere. Und wenn der König befohlen hätte mich zu töten, hätte er es vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken getan. 

Am besten hörte ich auf mit ihm zu sprechen, ich konnte Menschen nicht leiden, die ihrem Monarchen blind folgten. Das war ein Grund, warum ich das Reich des Lichts eigentlich verachtete. Sie alle würden alles dafür geben, um ihrem Herrscher zu gefallen. Und der Rose. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich über diese Blume dachte. Wobei das Wort „Blume" diese Rose nicht gerade gut beschrieb. Dieses Pflänzchen war magisch, es erwählte die Königin des Lichts, die neben dem König das Land regierte. Warum das so war und seit wann, wusste niemand so genau. 

Vermutlich wusste nicht einmal die Königsfamilie über alle Dinge dahinter Bescheid. Aber das war mir in diesem Moment relativ egal. Hauptsache ich würde heil aus dieser ganzen Sache herauskommen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es für jemanden war, der eine Familie im Schattenreich hatte. Einfach so herausgerissen zu werden, um ins Feindesland zu reisen. Was auch immer der König wollte, es musste wohl sehr dringend sein.

                                                                          ***

„So langsam tut mir jeder Muskel meines Körpers weh", beschwerte ich mich. 

Mein Pferd schnaubte erschöpft, die Sonne prallte gnadenlos vom Himmel und machte unsere Reise nicht gerade einfach. Zum Glück war das Schloss nun schon fast zum Greifen nahe. 

„Ich hoffe es gibt einen guten Grund mich hierher zu schleppen!", schnaufte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. 

Daan antwortete trotzdem: „Ja, den gibt es. Einen sehr guten sogar." Nach einer kurzen Weile setzte er noch hinzu: „Und an deiner Stelle würde ich mich schon mal mit der Umgebung anfreunden, nur so ein kleiner Tipp." 

Ich schüttelte schnaubend den Kopf. „Mehr als ein paar Tage bleibe ich hier sicher nicht!" Mark kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und grollte: „Du tust, was der König befiehlt. Oder besser gesagt die..." „Mark! Du weißt doch, dass wir nichts genaues erklären dürfen!", mischte sich Carac nun besorgt ein. Mark schien das allerdings nicht so ganz zu gefallen. „Ach und wenn schon, die Kleine wird uns schon nicht davonlaufen!" 

Ich merkte, dass das ganze schnell aus dem Ruder lief und hob mit den Zügeln in der Hand abwehrend die Hände. „Beruhigt euch mal, ich würde gegen drei Männer sowieso niemals ankommen." Doch. Diese kleine Stimme in mir, die ich immer so gut wie möglich versuchte zu unterdrücken meldete sich nun genervt zu Wort. Ich verkrampfte mich kurz und schüttelte den Gedanken daran ab. Ein normales Mädchen kam nicht gegen drei Männer an, also würde ich das auch so sagen. 

„Sie hat recht", meinte Daan knapp, seine Augen blickten auf das Gebäude vor uns. 

Ich konnte es mittlerweile sehr gut erkennen. Weiß und pompös ragte es in den Himmel. Viele Türme, klein und groß waren am Hauptgebäude angebracht, Ranken schlangen sich daran empor. Die Pflanzen ließen es mit der natürlichen Umgebung verschmelzen, es war definitiv wunderschön, das war keine Frage. Um das Schloss waren Wiesen, kleine Häuser und Bauten. Die letzten Minuten unseres Ritts zogen sich in die Länge, doch bald sah ich Frauen, Kinder und Männer wild johlend auf uns zukommen. 

Verwundernd beobachtete ich sie, immer mehr Menschenmassen strömten an, weiße Fahnen mit einer roten Rose wurden in die Lüfte gehoben, Blätter auf uns geworfen und Glückwünsche zugeworfen. Was war hier bitte los? Begrüßten sie so jeden Gast? 

Daan sah mir die tausenden Fragezeichen im Gesicht an. „Du wirst es bald verstehen. Bis dahin bleib einfach locker, ein bisschen Lächeln für die Menschen bis wir im Schloss sind." 

Ehe ich antworten konnte, ertönte ein lautes Horn, eine triumphierende Melodie. Stockend kamen wir vorm großen, weiß gestrichenen Holztor des Schlosses an. Die Stimmen und das Johlen war lauter als zuvor, alle drängten sie sich um uns, bis sich das Tor laut öffnete. Vor uns kam ein älterer Mann in edlem Gewand und Krone zum Vorschein, sitzend auf einem schneeweißen Ross. Das musste ein Traum sein. Ich, eine aus der Schattenwelt stand dem König des Reiches von Licht und Wohl entgegen. 

„Kann mir bitte jemand erklären, was hier gerade abgeht?!", rief ich gegen das Stimmengewirr.

 Als der Blick des Mannes vor mir meine Augen streiften, rann mir eine Gänsehaut über den Rücken. Unschlüssig was ich tun sollte, blieb ich auf meinem Pferd, das unruhig umhertänzelte. Meine Gedanken überschlugen sich, bis der König von seinem Ross stieg und die Arme einladend in die Luft reckte. S

ofort verstummte die Menge, alle horchten gebannt zu. „Mein Volk, dies ist die Erwählte, unser Licht in der Dunkelheit. Ruby Barnen!" 

Nach lautem Jubeln trat der König zu mir. „Mädchen. Von heute an wirst die Prinzessin Ruby heißen, bis meine Tage zu ende sind. Du wirst bald das Volk führen, an der Seite meines Sohnes. So wie es die Rose bestimmt habe." 

In seiner Stimme schwang etwas Reue mit, als ob er es sich anders erhofft hatte. Ich reagierte jedoch nicht darauf, erstarrte, gefror förmlich. Halt. Ich wollte aufwachen, aufwachen aus diesem Alptraum. Königin. Was redete er da. Er musste mich verwechseln, vielleicht gab es noch eine andere Ruby Barnen! Als ich nichts antwortete, wandte er sich wieder seinem Volk zu.

 „Begrüßt mit mir die zukünftige Königin!"

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen, wie denkt ihr wird Ruby jetzt weiter handeln? Was würdet ihr an ihrer Stelle tun? Lasst auch gerne Kritik da!

𝑅𝐼𝒮𝐸𝒩 𝑅𝒪𝒮𝐸 - 𝒢𝑒𝒷𝓇𝑜𝒸𝒽𝑒𝓃Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt