𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 6

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Den restlichen Morgen versuchte ich, mich unauffällig zu verhalten, was mir meiner Meinung nach auch recht gut gelang. Zum Glück passierte nichts peinliches mehr und Miss Ell holte mich wieder ab. 

„Ich soll dir von Daan ausrichten, dass er sich dazu bereitgestellt hat, dir die Außenanlagen, sowie Stall und Schlossgarten zu zeigen. Das Schloss selbst werden dir im Laufe der Tage ein paar Diener zeigen", erklärte sie, während wir im schnellen Schritt zurück auf mein Zimmer gingen. 

Ich nickte erfreut, gespannt auf alles, was mein neues Zuhause zu bieten hatte. „Er holt dich in einer halben Stunde ab, ich würde dir noch schnell ein bequemes Kleid anziehen mit dem du nach draußen gehen kannst."

 „Danke Miss Ell." 

 ***

Pünktlich klopfte es an meiner Tür, ich strich ein letztes Mal über mein knielanges, orangenes Kleid, dann öffnete Miss Ell die Tür. „Guten Tag Prinzessin Ruby. Ich bin hier, um dich durch den Schlossgarten zu führen!", begrüßte er mich. 

Seine Halten war aufrecht und förmlich, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Alles klar, ich bin bereit." 

Schon hackte er sich bei mir ein und führte mich zum Hintertor. Als wir nach draußen traten und die Stiegen in den Schlossgarten stiegen, sog ich die frische Luft tief ein und aus. „Ich wäre gern im Wald", murmelte ich. Daan schnaubte grinsend. „Vielleicht irgendwann, jetzt allerdings musst du dich mit den Hecken und Bäumen hier zufriedengeben." Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: „Zuerst Garten oder Stall?" 

Ohne lange zu zögern antwortete ich: „Stall. Ich würde gern das Pferd, das mich hierhergebracht hat, wiedersehen. Wie heißt sie eigentlich?" Etwas verlegen, dass ich eine so lange Strecke auf der Stute geritten war und nicht einmal ihren Namen kannte, wollte ich ihn immerhin jetzt erfahren. 

„Oh, sie heißt Lady Tye", erzählte Daan, während er mich auf einer Kiesstraße zu dem großen, Holzgebäude führte.

 „Lady Tye. Hört sich wunderschön an, so wie sie ist", stellte ich fest. 

Daans Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. „Ich habe ihr den Namen gegeben. Neben den ganzen einfachen Namen wie Coco, Zara und Rex brauchte es einfach eine echte Lady..." 

Ich lachte kurz auf, stellte mir Lady Tye vor, wie sie stolz ihren Kopf hob. Ehe ich mich versah, kamen wir bei dem Stall an. Er lag nicht weit vom Schloss, etwa drei Minuten. Die großen umzäunten Koppel zogen mich sofort an und ich beschleunigte meine Schritte. 

Das Gebäude war aus hellem Holz, schien neu und ordentlich zu sein. Auch von innen war es makellos. Die Stallgasse war rein, kein einziger Strohhalm lag auf dem Boden. 

„Hier sind unsere besten Pferde, meist um wichtige Auskünfte zu überbringen", erklärte mir Daan, während er auf die riesigen Boxen um sich deutete. Insgesamt zählte ich fünfzehn Boxen. Es waren Schimmel, ganz schwarze, braune und gescheckte Pferde dabei. Von allen zwei oder drei. Suchend blickte ich mich nach Lady Tye um. 

„Sie steht in der vorletzten Box links." Ich löste mich von Daan und folgte seiner Info. Tatsächlich fand ich die Fuchsstute in der genannten Box. Sie fraß gerade etwas Heu und blickte neugierig auf, als sie mich sah. 

„Hey, erinnerst du dich an mich?", flüsterte ich leise, trat näher an sie heran und fuhr ihr über die Nüstern. 

Daan trat langsam neben mich und beobachtete uns, seine Hände in der den Taschen seiner Lederhose. „Wenn du möchtest, können wir sie mit ein paar anderen auf die Koppel stellen, Auslauf würde ihnen bestimmt guttun." 

Ich nickte und in ein paar Augenblicken später kam er zurück mit drei Halftern. 

Mir drückte er ein ganz rotes in die Hand. Unschlüssig, wie ich es Lady Tye überziehen sollte, blieb ich stehen und sah Daan zu, der gleich zwei Pferde auf einmal nahm. Als er bemerkte, dass ich noch immer am selben Fleck stand, musste er leicht grinsen. 

„Noch nie ein Pferd aufgehalftert?" Ich schüttelte den Kopf. „In meinem Zuhause gibt es keine Pferde", antwortete ich. 

„Es geht eigentlich recht einfach, warte, ich helfe dir!", sagte er schnell und ließ die Stricke der beiden Tiere, die er gerade gehalten hatte einfach los. Ich erwartete, dass sie losgingen, froh, dass sie niemand mehr hielt, aber sie blieben wo sie waren. 

Nachdem mir Daan gezeigt hatte wie es ging, liefen wir nebeneinander die Stallgasse hinunter, an den zweiten Ausgang zur Koppel. Nachdem wir unsere Pferde losgelassen hatten, beobachtete ich sie beim Grasen, lehnte mich an den Zaun und ließ den Wind mit meinen Haaren spielen. 

Für einen Moment vergaß ich, wo ich war und warum. Ich fühlte einfach nur die Luft um mich herum und mich selbst. Plötzlich merkte ich, dass Daan neben mich trat und mich anblickte. „Es wäre eigentlich recht schön hier", wisperte ich zu ihm. 

Seine blauen Augen musterten mich noch eine Weile, bevor er seine Antwort preisgab: „Weißt du, welches Glück du eigentlich hast?" 

Ich hielt kurz inne, meine Muskeln spannten sich an, der Moment von eben war vorbei. „Für andere wäre das Glück. Ich..." Abrupt stockte ich. Ich wusste selbst nicht so ganz, was ich sagen sollte. Ich konnte Daan nicht erzählen, warum ich zurückwollte. 

„Können wir in den Garten?", wechselte ich nun so schnell das Thema. Ich erntete einen verwunderten Blick von meinem Begleiter, ansonsten sagte er aber nichts mehr und nickte.

 
Wie immer freue ich mich über Kritik und Verbesserungswünsche, LG=D

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 29 ⏰

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𝑅𝐼𝒮𝐸𝒩 𝑅𝒪𝒮𝐸 - 𝒢𝑒𝒷𝓇𝑜𝒸𝒽𝑒𝓃Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt