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Kirin lief ungeduldig den Gang auf und ab. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse und er starrte auf den Boden. Ihre weiche Haut hatte wie weisser Marmor geschimmert. Der schwarze Stoff hatte sich so eng und perfekt an sie geschmiegt. Ihre Knospen… Himmel, sie waren das erste was ihm entgegen gesprungen war. Das erste was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ihre weichen Brüste und diese harten Knospen, die sich durch den Stoff gebohrt hatten. Kirin schluckte schwer. Er spürte wie sich seine untere Region regte und wischte sich mit den Händen durch das Gesicht. Er musste einen klaren Gedanken fassen. Bei den Dreien. Sie war so wunderschön. Kirin schloss kurz die Augen, legte den Kopf in den Nacken und leckte sich über die Lippen als er sich ein letztes Mal gestattete das Bild aufzurufen, das sich ihm geboten hatte, als die Tür sich geöffnet hatte. Und diese Tür öffnete sich nun erneut. Als er Megan erblickte musste er enttäuschend sehen, das sie sich nun wieder in ein unförmiges etwas gehüllt hatte. Wirklich schade. „Können wir?“ hörte er Megan sagen als er versuchte das Bild von vorhin mit dem was er jetzt sah in Einklang zu bringen. Kirin sah sie an und nickte: „Ja, gehen wir.“ antwortete er ihr und deutete ihr voraus zu gehen. Nicht nur weil er sich vorbildlich Verhalten wollte, nein. Allein auf dem Weg zu ihrem Gemach hatte er sich beinahe heillos verlaufen. Vielleicht würde er sich eines Tages hier zurechtfinden, wenn er länger bleiben würde, aber das würde wohl nicht geschehen, nicht wenn es nach Limrian ging.

Auf dem Weg zum Astronomie Turm sagten beide kein Wort. Sie begegneten wie durch ein Wunder keiner Menschenseele. Ab und zu hörte man die Schritte von den Wänden hallen. Oder den Atem des jeweils anderen. Aber sonst nichts. Als wären sie die einzigen Menschen in dieser Bibliothek. Die einzigen Menschen auf dieser Welt. Für diesen einen Augenblick. Kirin liefen ein paar Schweisstropfen über die Stirn und vom Nacken über den Rücken. Sein Blick war auf Megan's Rücken gerichtet. Auch sie schien langsam etwas ausser Atem zu sein. Ihre Schultern hoben sich stärker als vorhin noch. Kirin versuchte ruhig zu atmen und sich nicht die Blösse zu geben an zu fangen zu keuchen. Doch ihm wurde langsam klar, dass er noch einen weiten Weg vor sich hatte bis er fit genug war für einen Kampf. Er war weit davon entfernt, wie ihm schien. Bevor sich diese Negativen Gedanken weiter ausbreiten konnten, erreichten sie die Tür. Endlich, dachte sich Kirin und atmete auf. Megan öffnete die Tür und die Dunkelheit des Raumes empfing sie. Kirin wurde erst jetzt bewusst, das sie beide keine Kerze oder Fackel mit genommen hatten.

Er blickte zurück. 5 Stufen unter ihm flackerte das Feuer das Licht brachte. Er wollte gerade hinunter da erleuchtete ein gleissend weisses Licht den Raum. Neugierig ging Kirin los. Megan war getaucht in dieses Weisse Licht, was ihr etwas Geisterhaftes gab. Kirin schluckte. Trotz allem war sie wunderschön. Das Mondlicht liess sie leuchten. Megan lächelte ihn auf eine Mysteriöse Art und Weise an und dann wandte sie den Blick ab. Kirin folgte ihrem Blick, während seine Füsse ihn automatisch weiter laufen liessen und seine Augen weiteten sich. Der Mond schien zum greifen nahe. Riesig und wunderschön leuchtete er vor der geöffneten Kuppel und Kirin ging wie hypnotisiert auf den Mond und Megan zu. Als er einen harten wiederstand auf Bauchhöhe spürte, kam er wieder zu sich und bemerkte, dass er nun auf der Terrasse des Turms stand. „Beeindruckend, oder?“ hörte er die leise Stimme von Megan neben sich. Ein schauer durchlief seinen Körper. „Wunderschön“ brachte Kirin hervor und hatte auf ein Mal das Gefühl, das seine Kehle staubtrocken ist. Er schluckte mehrmals, aber irgendwie machte es das alles nur noch schlimmer. „Hier, trink.“ Vernahm er wie aus weiter Ferne die Stimme von Megan. Er blinzelte und konnte sich nur schwer von dem Mond lösen. Es war als würde der Mond jeden Augenblick die Erde berühren. Riesig und zum greifen Nah schien er über die Stadt und tauchte sie in gleissend weisses Licht. So wirkte es, als ob die Stadt unter einer Schneedecke liegen würde, was Kirin gleich wieder an sein Zuhause erinnerte. Dankend nahm er Megan den Becher aus der Hand und fragte sich nicht ein Mal woher sie den Becher, geschweige denn den süssen Wein her hatte, der über seine Lippen in seinen Mund floss und seine Kehle benetzte mit dem lieblichen Geschmack von Trauben, die im Sonnenschein gebadet haben.

Sie verweilten ohne etwas zu sagen an der Brüstung, tranken Wein und genossen den Atemberaubenden Blick auf den Vollmond. „Wie laufen deine Trainingsstunden?“ kam es plötzlich von Megan und Kirin blinzelte mehrmals, bis seine Augen sich wieder daran gewöhnt hatten nicht in den hellen Mond zu blicken sondern zu Megan. Im kalten weissen Licht des Mondes wirkten Ihre Augen wie zwei klare wunderschöne Smaragde. Die grössten Smaragde, die Kirin je gesehen hatte. „Du bist so wunderschön.“ Hörte er sich selbst sagen und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Megan sah ihn verwirrt und erstaunt an. Sie blinzelte wie er es eben getan hatte, aber vermutlich aus einem anderen Grund. „Bitte was?“ hauchte sie und ein Schauer breitete sich auf Kirin's Haut aus. Ihre Stimme so weich, so sanft. Vielleicht lag es auch am Wein, der seine Zunge löste, wer konnte das schon sagen? „Du bist wunderschön.“ Wiederholte er dieses Mal etwas lauter und mit einer Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, die den Eindruck geben sollte, dass er es wirklich ernst meinte. Kirin spürte wie sich langsam aber sicher ein Kloss in seinem Hals bildete und das dieser Kloss sein Herz war, das ihm gefühlt dort schlug, nein hämmerte. Im Augenwinkel sah er, wie Megan sich verkrampfte und die Arme um sich schlang. Das tat sie immer wenn sie sich unwohl fühlte – flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Kirin machte einen kleinen Schritt vorwärts. Megan wich panisch zurück. Kirin blickte traurig auf seinen Becher, den er immer noch in der Hand hielt. Innen schwappte noch ein oder zwei schlucke Wein. Er setzte an und trank den Becher in einem Zug leer.

Nein. Nein. Nein. Das darf nicht passieren, das kann nicht passieren. Lamentierte Megan in ihrem inneren Monolog vor sich hin und kaute auf ihrer Lippe herum. Warum? Warum Sie? Wieso nicht diese eine blonde Heilerin? Er wusste nicht auf was er sich da einliess. Er war noch ein Junge. Ein Grüner Junge. Ahnungslos und unschuldig. Und sie? Sie war… Sie war… Sie presste die Lippen zusammen und spürte wie es in ihr begann zu brodeln. All die Erinnerungen an damals. All das Schlechte, all der Hass, der ihr entgegengebracht worden war. Nein. Nein. Nein. Das wird ihr nicht erneut passieren. Das darf ihr nicht erneut passieren. Monster. Missgeburt. Halbblut. Monster. Missgeburt. Halbblut…

Smaragde in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt