Der Kopf des Dämons (Teil 1.)

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Ich klinge wie mein Großvater.

Es hatte eine Weile gedauert, bis er erkannte, dass es seine Stimme war, die da so verzehrt schrie.
Sie wissen schon, die Art von schreie, die man ausstößt, weil man nichts anderes tun kann.

Es fühlte sich an als würde er gehäutet werden und gleichzeitig von innen heraus verbrennen.
Er ertrank, erstickte am grünen Wasser aber starb nicht.
Die Grube ließ ihn nicht.

Und die Welt hasste ihn, er war der Natur zu wieder, sollte tot sein, so lange schon tot sein...

Als er ein Kind war, hatte er das ständige überleben verabscheut.
Damian erinnert sich an kalte Nächte auf noch viel kälteren Operationstischen.
An fremde Gesichter die sich über ihn beugten, fremde Hände überall auf seinem kleinen schwachen Körper...
Und er hatte sich, unverblümt gesprochen, einfach nur den Tod gewünscht.
Egal wie unwürdig und peinlich es auch gewesen wäre.
Denn er war nur ein kleines Kind gewesen das wollte das die schmerzen aufhören.

Und nun... tat er sich den Wahnsinn freiwillig an.

Nur das es jetzt schlimmer war.
Es war in ihm drin, unter seiner Haut, floss durch seine Adern und er hasste es...
Hasste das Ding, das er einen Körper nannte, hasste alles, was ihn hier hergebracht hatte und er hasste die Farbe Grün.
Aber alles war grün und alles war Schmerz.

Unsterblichkeit kam niemals ohne einen Preis.

...

Deckenventilator.

Damian blinzelte.
Seit wann bin ich wach? Fragte er sich.
Es war sich unsicher wie viel Zeit während des Pit-Wahnsinns vergangen war.
Ein paar Tage? Mehr als eine Woche?

Und warum war er eigentlich hier?
Damian konnte sich nicht zusammenreimen wie er überhaupt wieder in der Grube gelandet war.
Er sollte sich wahrscheinlich Sorgen machen, wer versucht hatte, ihn zu ermorden...erneut...aber sein Kopf war so schön leer.
Stille...
Nur das Geräusch des Deckenventilators war zu hören.

Ganz sacht ließ Damian seine Hände über seinen Oberkörper wandern.
Er war nackt...
Warum zum Teufel war er nackt??
Hatte sich nicht einer darum gekümmert ihm ein verdammtes Gewand anzulegen?
Er seufzte dramatisch.

Er fühlte die raue oberflächenbeschaffenheit der Narben unter seinen Fingerkuppen.
Alle bekannt.
Und dann, da, auf seinem unteren Bauch fühlte sich die Haut anders an... Eine neue Narbe.
Ein Schwert? Nein zu schmal...ein Beil?
Vermutlich.

Die Tür ging auf.

"Sir.", begrüßte eine weibliche Stimme, die Damian bekannt war.
Es war eines der Dienstmädchen, Damian kannte, und wollte, ihren Namen nie wissen.

Er kniff die Augen zusammen, wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

"Sir. Wir haben ein Flugzeug für sie bereit gestellt", sagte die Frau.

"Ein Flugzeug?"
Er riss die Augen vor verwunderung auf um weiter an die Decke zu starren.

"Ja Sir. Lady Talia wünscht dass sie das Land verlassen und-"

"Meine Mutter erteilt mir keine Befehle!", zischte Damian.
"Ich bin der Kopf das Dämons!...ihr habt keine Befehle von ihr anzunehmen ohne meine Absegnung!"

"Aber Sir-", protestierte sie.

"Wo sind meine Klamotten?", unterbrach Damian sie harsch.

"Ich-", stammelte sie.

"Bring meine Gewänder her und verschwinde!"

Er hörte wie sich die Tür flink schloss.

Damian schloss die Augen erneut und atmete tief durch.
Versuchte die heiße Wut zurückzudrängen...

Himmel was war nur los mit ihm?

Im nächsten Moment stand Damian vor einem Spiegel.
Wie er so richtig in die aufrechte Position gekommen war blieb ihm ein Rätsel...in einem Moment lag er noch auf dem Bett und sobald er blinzelte stand er hier.
Warum brauchen sie vier Männer um mich einzukleiden? Fragte er sich.

Seine Erinnerungen und sein  Urteilsvermögen waren immer noch...sagen wir mangelhaft.

Das Gewand war Grün und schwarz mit goldenen Akzenten...
Dabei sollte er Grün, gelb und rot tragen und über die Dächer einer Stadt springen, dessen Straßen nach Schießpulver stanken...

"Sohn auf ein Wort", riss ihn eine Stimme aus den Gedanken.

Damian schloss gequält die Augen.
Bitte ermorden mich jemand erneut.

"Mutter...", entgegnete er sichtlich genervt, was die Frau die Augenbrauen heben ließ.

Talia stemmte die Hände in die Hüften. Damian drehte sich zu ihr um, stützte sich mit der Hand an der Wand ab um nicht umzukippen.

"Ich höre, du meckerst über meine Anordnungen?"

Damian rollte müde mit den Augen.
"Ich bin einundzwanzig, ich 'meckere' nicht."

"Roll mir nicht mit den Augen."

Damian unterdrückte das Bedürfnis den Schädel seiner Mutter gegen den Spiegel zu schmettern.
"Was willst du, Mutter?", fragte er mit allem Respekt, den er zusammenkratzen konnte.
Er liebte seine Mutter aber so kurz nach der Grube konnte er einfach niemanden ausstehen.

"Wir müssen für ein paar Tage nach Gotham City", sagte Talia.

Damians Kopf wurde leer.
Hatte er richtig gehört?
Er blinzelte.

...und dann noch einmal.

"Was?", fragte er wie ein Idiot.

"Dein Vater ist tot."

Damians Herz sank.
War ja klar...

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, korrigierte sich aber schnell wieder, als er den Blick seiner Mutter sah und zog die Hand weg.
Dann blinzelte er wieder verwirrt.
Er war kein kleines Kind mehr und Ra's war weg.
Niemand würde ihn für einen kleinen Tick bestrafen.

"Wann ist er?-", begann Damian.

"Vor zwei Tagen", erklärte Talia.
Sie war etwas angespannter als üblich...
Damian wusste das seine Mutter Bruce wirklich geliebt hatte...auf ihre eigene verdrehte weise zumindest.

"Wir fliegen in weniger als einer Stunden", erklärte Talia.
"Mach dich fertig."

Damian protestierte nicht, er sah sie nicht einmal an...

Sobald er alleine im Zimmer war, packte er den Spiegel und schmetterte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
Der Spiegel zersprang und eine kleine Scherbe verfehlte sein Auge nur knapp und hinterließ einen kleinen unbedeutenden schnitt auf seiner Wange.
Aber Damian kümmerte es nicht.

Sein Vater war tot.

Er hatte auf einer Beerdigung zu gehen.

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940 Wörter~
(Teil 1.)

Damian Wayne und Batfamily oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt