„Ich rate Ihnen, jetzt zu reden", spricht Mercator weiter, als Kira das nicht tut. „Es deutet alles darauf hin, dass Sie den einzigen Mann töten wollten, der vielleicht die Möglichkeit hat, die Scanner zu reparieren. Warum wollen Sie die Menschheit davon abhalten, eine neue Heimat zu finden?"
„Ich habe nicht –"
„Hast du mich deswegen immer häufiger besucht?" Freds Augen hinter dem Gestell sind riesig. „War das der Grund, warum du so interessiert an allem warst, an dem ich gerade arbeite?"
„Nein!", ruft Kira und jetzt ist da wieder Klang in ihrer Stimme, klar und scharf. „Nein, das ist es überhaupt nicht. Ich habe nichts –"
„Warum waren Sie hier?" Mercator übertönt sie mühelos. „Jetzt gerade? Wollten Sie weitere Änderungen an der Programmierung unserer Lemminge vornehmen?"
„Wir waren hier, um zu beweisen, dass Sie Blobb zum Mord angestiftet haben!"
Ich schätze, normalerweise hätte Mercator diese Anschuldigung einfach abgeschüttelt, hätte ein seltsames Geräusch von sich gegeben und Kira weiter befragt. Aber etwas an dem, was sie gesagt hat, überrascht ihn so sehr, dass er vergisst, was er eigentlich tun sollte oder wollte.
Und so schweigen wir alle kurz, bis Mercator seine Erinnerung wiederfindet. „Warum sollte ich den einzigen Techniker umbringen wollen, der uns zu unserer neuen Erde bringen kann?"
„Warum sollte ich das tun wollen?", ruft Kira und ihre Stimme schnellt in die Höhe. „Ich weiß nicht, warum Blobb hier war, aber es war nicht auf meine Anweisung."
Es war auf gar keine Anweisung, aber das kann ich den Anwesenden nicht mitteilen.
Urplötzlich lässt Mercator ihre Hand los und sie schafft es, mich aufzufangen und wieder in ihrer Handfläche zu halten, bevor ich allzu nahe Bekanntschaft mit dem Boden schließen kann.
„Die Änderungen wurden nicht von meinem Computer vorgenommen", sagt Mercator schließlich. Seine Gesichtszüge sind wieder hart. „Sie werden hier als Änderungen angezeigt, aber es sind Änderungen von einem anderen Anwender."
„Aber dann –" Kiras Mund klappt wieder auf und ich glaube, es dieses Mal als eine Art Ärger erkennen zu können. „Aber dann wussten Sie, dass ich die Änderung nicht vorgenommen habe!"
„Deswegen habe ich nach einem Partner gefragt."
Sie schließt den Mund wieder.
„Also hat sich jemand in das System gehackt?", fragt Fred schließlich und Mercator blickt zu ihm herüber.
„Nein", antwortet er schlicht.
„Aber –", will Kira einwenden, aber Mercator lässt sie nicht.
„Aus Sicherheitsgründen ist die Programmierung nicht von außen einsehbar. Wir hängen an keinem zentralen Netzwerk, sie ist sozusagen nicht online. Sie fließt direkt ins Schiff und von dort aus in die Lemminge, kein Zwischenschritt, über den sich jemand hätte Zugriff verschaffen können."
„Also ist jemand eingebrochen."
„Nein. Wie Sandvoss hier gerade eindrucksvoll bewiesen hat, betritt niemand diesen Raum, ohne dass ich davon weiß."
Wieder tritt Stille ein und Mercators Blick wandert zwischen Kira und Fred hin und her, bevor er schließlich mit einem für ihn erstaunlich sanften Ton die Luft ausstößt.
„Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, wofür das blaue Leuchten gut war. Wer auch immer uns diese Information genommen hat, hat gute Arbeit geleistet."
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Die Sterne über uns
Ciencia FicciónEs ist ein einsames Leben, das ich als Teil eines Schiff-Immunsystems geführt habe. Aber wenn es die tägliche Aufgabe ist, die letzten verbliebenen Menschen am Leben zu halten, fühlt es sich nicht einsam an. Jedenfalls nicht, bis ... ja, jedenfalls...