Jetzt
Ich spürte seinen brennenden Blick bereits auf mir, bevor er in mein Blickfeld trat. Heiß versengte er meine Haut, als versuchte er mich allein damit zu vernichten. Einen Moment später verstummten wie auf Kommando alle Konversationen, die zuvor für ein angenehmes Hintergrundrauschen gesorgt hatten, und eine bedrückende Stille legte sich über das Klassenzimmer. Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die keine Ahnung hatte wie sie mit dem plötzlichen Auftauchen der Kingmaker umgehen sollte.
Der alte Instinkt, mich in mich selbst zurückzuziehen und zu hoffen, dass mich keiner bemerkte, geisterte über mich und versuchte mich mit seinen eisigen Berührungen zu verführen. Stattdessen drückte ich den Rücken durch und hob das Kinn, als könnte ich ihm damit den metaphorischen Mittelfinger zeigen.
Meine Finger schlossen sich fester um meinen Kugelschreiber, als unsere Blicke aufeinander trafen und ich hätte schwören können, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Scharf sog ich die Luft ein und zwang mich dazu, ihm ansonsten keine Reaktion zu zeigen.
Riat lehnte mit der Schulter entspannt am Türrahmen, die Füße locker an den Knöcheln überkreuzt und erweckte den Anschein, als würde er Crestans Worten lauschte, der neben ihm Ausschau nach einem passenden Sitzplatz hielt. Die Möchtegernhoheiten konnten ja nicht einfach irgendwo sitzen.
Doch so unbeeindruckt seine Körperhaltung auch wirkte, entging mir nicht, wie sein Kiefer spannte, als sich unsere Blicke trafen. Seine kalten Augen bohrten sich in meine, als wollte er mich allein damit vernichten und früher hätte er damit sogar Erfolg haben können. Dieses Mal überkam mich zum ersten Mal jedoch ein Widerwillen, mit dem vermutlich keiner von uns gerechnet hatte. Bevor ich ein zweites Mal darüber nachdenken konnte, legte ich den Kopf schief und zog beinahe herausfordernd eine Augenbraue in die Höhe. Na dann zeig mal, was du in petto hast, Malvaine.
Als wäre das auch ihm nicht entgangen, verengten sich seine blauen Augen gefährlich zu Schlitzen. Einige Sekunden sahen wir einander einfach nur an. Keiner von uns bereit, dem Anderen seinen Triumph zu gönnen. Dabei wurde mir mit jeder Sekunde klarer, dass ich mit dem Feuer spielte und nur darauf wartete, mich erneut zu verbrennen. Wie gefährlich mir Riat werden konnte, hatte ich bereits oft genug am eigenen Leib erfahren. Trotzdem spürte ich nicht den gewohnten Drang nachzugeben und mich vor ihm zu verstecken. Stattdessen hieß ich die Hitze, die in mir aufstieg, regelrecht willkommen. Vielleicht würde ich mir die Finger daran verbrennen, doch dann konnte ich ihn wenigstens mit mir in die Flammen ziehen.
In den letzten Monaten hatte ich die neue Sicherheit, die zumindest in der Schule auf mich wartete, zu schätzen begonnen. Mich sogar langsam daran gewöhnt. Doch so sehr ich das Gefühl, nicht ständig über meine Schulter schauen zu müssen, genoss, war mir klar, dass es mit Riat Auftauchen so oder so ein Ende fand. Zumindest würde er es versuchen. Wenn ich nicht wieder vor ihm kauern wollte, war meine einzige Option zu kämpfen und als ich ihn so ansah, mit diesem Hass in seinen Augen, wurde mir klar, wie bereit ich dafür war. Egal, welche Konsequenzen es mit sich brachte.
Zu meiner Überraschung war er es, der zuerst den Blickkontakt brach. Stattdessen wanderten seine Augen über meine Lippen hinunter zum Rest meines Körpers. Mein Herz wummerte schmerzhaft in meiner Brust, während er sich alle Zeit der Welt nahm, um mich zu begutachten, als würde er sich jeden einzelnen meiner Makel für später einprägen. Die Taktik hatte er schon früher perfektioniert, doch nach so langer Zeit fühlte es sich intimer an, als sein heißer Blick langsam jeden Zentimeter erkundete.
Ich zwang mich gespielt unbeeindruckt in meiner Position zu verharren, anstatt dem Drang, mich unter seiner Betrachtung zu winden, zu widerstehen. Es interessierte mich nicht, was Riat Malvaine über mich oder meinen Körper dachte und er sollte nicht den Eindruck bekommen, dass es anders wäre.
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Tyrannized (Kingmaker Series #1)
Romance"Wir sind entweder Löwen oder Lämmer. Jäger oder Gejagte. Wozu gehörst du?" _______ Nach einem Jahr des Friedens kehren die 5 Männer, die einst Chaos in die Stadt brachten, zurück. Und sie sind bereit für die nächste Runde ihres berüchtigten Spiels...