Kapitel 7 | Pierson

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Jetzt

Mein Kopf pochte als ich die steinernen Stufen des Ausgangs hinunterstieg. Das Echo jedes Schrittes zuckte sofort hinter meine Stirn. Mit aller Kraft widerstand ich dem Drang meine Handballen gegen meine geschlossenen Lider zu drücken, um den Druck irgendwie loszuwerden.

Obwohl mein Körper so offensichtlich über den Verlauf dieses Tages protestierte, konnte ich nicht anders als den kleinen Triumph zu genießen, den mir Riats dummes Gesicht bereitet hatte. Nachdem ich mich nicht seinem Willen gebeugt und seine Fragen beantwortet hatte, hatte er mich glücklicherweise in Ruhe gelassen. Zumindest mit seinen vor Gift triefenden Worten. Die geisterhafte Berührung der unsichtbaren Dolche, die er mir daraufhin mit seinen Augen die ganze Zeit regelrecht in den Rücken bohrte, konnte ich nach wie vor spüren.

Kaum hatte ich den Treppenabsatz erreicht, machte ich mich geradewegs auf den Weg in Richtung des Parkplatzes. Am Morgen hatte eine merkwürdige Stimmung in der Luft gelegen, die ich da noch nicht benennen konnte. Mittlerweile wusste ich was es war. Die Kingmaker waren zurück und die Luft war vor Aufregung und Unsicherheit regelrecht elektrisch aufgeladen. Es war, als wartete jeder darauf, dass etwas passierte. Schließlich waren die fünf reichsten Jungen der Stadt nicht dafür bekannt die Füße stillzuhalten und sich wie brave Schüler zu verhalten.

Irgendwas würde früher oder später passieren. Daran zweifelte ich keine Sekunde. Keiner mochte genau wissen, wieso im vergangenen Jahr passierte, was passierte. Eins war jedoch unübersehbar. Egal was es war, es hatte nicht gereicht, um die fünf auseinander zu reißen. Das hatte das gemeinsame Auftauchen bereits bewiesen. Um was wollen wir wetten, dass sie nicht zurück sind, um zuzusehen, wie ihnen entrissen wird, was sie sich aufgebaut haben?

Letztendlich war mir egal, was sie sich für dieses Jahr überlegten, solange ich währenddessen weit weg war. Nicht nur, weil ich mir nicht leisten konnte in Schwierigkeiten mit der Polizei zu geraten wie es in der alljährlichen Fire Night üblich war. Der Nacht, in der richtig und falsch in den Hintergrund gerieten bis sie nicht mehr mit bloßem Auge zu erkennen waren.

Das schmerzhafte Pochen an meinem unteren Rücken erinnerte mich an den zweiten Grund, weshalb ich nicht auf diese Weise auffallen wollte. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund breit und ich musste mit mir kämpfen, um den Gedanken daran, was mich um die Fire Night herum zu Hause erwarten könnte, zu verdrängen. Nun da Riat zurück war, konnte ich mir auf dem Schulgelände genauso wenig meine Schwäche anmerken lassen, wie zu Hause.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich die Person, die an der Motorhaube meines Fords lehnte, erst bemerkte, als sie mir in den Weg stellte. Abrupt riss ich den Kopf hoch, während ich instinktiv einen Schritt rückwärts machte.

Erst als ich Madden erkannte, ließ ich die Luft, die ich angehalten hatte, aus meinen Lungen entweichen.

„Hey, alles gut?", Maddens Finger hatten sich um meinen Oberarm geschlossen, als ich einen Schritt zurückgestolpert war. Mit schief gelegtem Kopf löste sie ihre Finger von meiner Haut und betrachtete mich verwundert: "Du siehst aus, als hättest du mit jemand anderem gerechnet."

Ein leidender Blick huschte über ihre Züge und ich konnte mir denken, was sie dachte. Offensichtlich hatten wir uns beide innerlich beim Auftauchen der Kingmaker für das Schlimmste gewappnet.

„Ja, klar", mit einem Nicken wischte ich mir eine dunkle Strähne aus dem Gesicht und löste den Griff um meinen Autoschlüssel, den ich festhielt, als könnte ich mich allein damit beschützen.
„Wieso sollte nicht alles gut sein?", das Lächeln, das ich auf meine Lippen zwang, war so fake, dass es wehtat.

Madden musste das auch aufgefallen sein, denn sie schnaubte beleidigt: "Versuch gar nicht erst mich anzulügen, Piers."
Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, klappte ihn dann aber wortlos wieder zu. Letztendlich war ein entschuldigendes Schulterzucken alles, womit ich ihr antwortete. Schließlich hatte ich selbst keine Ahnung wieso ich meine Gefühle plötzlich ausgerechnet vor ihr zu verstecken versuchte. Es war ja nicht so, als würde sie die hässlichen Seiten meines Lebens nicht in- und auswendig kennen. Zumindest die Meisten davon. Da gab es immer noch eine Sache, die ich selbst Madden niemals sehen lassen wollte.

Tyrannized (Kingmaker Series #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt