Kapitel 5

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Wie ein Echo aus vergang'ner Zeit erklingt ihr Leuchten.


Es war die wunderschöne Frau, in die ich schon einmal gelaufen war, als ich es eilig hatte, zur Uni zu kommen. Es war die Bürgermeisterin, und ich hatte an diesem Tag keinen Respekt vor ihr. Ich meine, ich musste schnell weiter, aber trotzdem fühlte ich mich schlecht. Ich sah es in ihren Augen, dass sie mich nicht vergessen hatte. Sie sah so verwundert aus.

"Sie sind also Valentina Romanov. Schön, Sie kennenzulernen", sagte sie und streckte mir ihre Hand aus.

"Geht mir auch so, Frau-" Sie sah, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie sie hieß, und schob mir ihr Namensschild vor die Nase. Darauf stand "Isabella Blackwood". Was für ein schöner Name.

"Frau Blackwood", sagte ich und wir schüttelten uns die Hände.

"Setzen Sie sich doch, Frau Romanov, und Herr Romanov, Sie können gehen. Ich schicke Ihnen Ihre Tochter in ein paar Minuten wieder raus. Haben Sie verstanden?"

"Ja, natürlich, Chefin", sagte mein Vater, während er zur Tür ging. Sie hatte definitiv die Kontrolle. Sie hatte bestimmt Macht über jeden einzelnen hier.

Sie sah mich an. "Wir sind uns doch schon einmal begegnet."

"Ja, ich war auf dem Weg zur Uni, und dann sind Sie in mich reingelaufen."

"Das kann durchaus sein, aber ich hoffe, jetzt ist Ihnen klar, dass Sie mir nicht mehr so dumm kommen können. Nun bin ich ja Ihre Chefin."

"Natürlich, Frau Blackwood", sagte ich, und in nur wenigen Sekunden verlor ich all mein Selbstbewusstsein. Sie ließ mich wie ein kleines Kind fühlen, das gerade für seine Straftat bestraft wurde.

"Ich freue mich, dass Sie sich für unser Rathaus entschieden haben. Eine gute Wahl, und ich werde dafür sorgen, dass dies ein erfolgreiches Praktikum wird", sagte sie und lächelte mich an.

"Nun, ich denke, Ihr Vater hat kein Problem damit, Sie herumzuführen."

"Ich hoffe doch nicht." Sie nahm ihr Telefon in die Hand und rief jemanden an. Ich hörte nicht, was mein Vater sagte, denn es war zu leise.

Sie legte auf und stand auf. Ich tat das Gleiche, und sie lief zur Tür.

"Sagen Sie mal, Frau Romanov, welche Augenfarbe habe ich?"

"Blau", antwortete ich sofort. Ich glaube, ich hatte die ganze Zeit nur in ihre Augen gestarrt. Das war nicht gut, denn natürlich hatte sie es bemerkt.

"Ich hoffe, es gefällt Ihnen", sagte sie und lächelte mich an. Ich konzentrierte mich darauf, nicht rot zu werden.

Die Stille zwischen uns war sehr unangenehm. Zum Glück kam mein Vater.

Sie öffnete die Tür für mich und sagte: "Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."

Das konnte sie nie im Leben gesagt haben. Natürlich sehen wir uns wieder, denn ich müsste bestimmt noch oft in diesem Büro sitzen. Aber sie sagte es auf so eine Art und Weise, als würden wir gerade von unserem ersten Date kommen. Vielleicht interpretiere ich zu viel in die ganze Sache hinein. Ich ging einfach nur noch weg und antwortete nicht auf ihre Frage.

"Wie hältst du es nur aus mit dieser Hexe?", fragte ich meinen Vater.

"Naja, manchmal kann sie ganz nett sein, aber sie ist die Chefin, und das weiß sie. Also nutzt sie es aus und zeigt jedem wie viel Macht sie hat. Du wirst viel von ihr lernen"

Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich bereit war, von jemandem zu lernen, der mich gerade so in die Schranken gewiesen hatte. Aber vielleicht war das ein Teil des Praktikums, sich neuen Situationen anzupassen und von verschiedenen Persönlichkeiten zu lernen.

Nachdem mein Vater mich durch das Rathaus geführt hat und wir es verließen , fragte er: "Hast du Hunger? Wie wäre es mit einem Mittagessen in diesem Café um die Ecke?"

"Das klingt gut", stimmte ich zu. Ein Mittagessen war genau das, was ich brauchte, um mich zu beruhigen.

Wir betraten das Café, setzten uns an einen Tisch und bestellten unser Essen. Während wir darauf warteten, sprachen wir über meine Erwartungen an das Praktikum und wie ich mich am besten darauf vorbereiten konnte.

Als das Essen kam, entspannte ich mich langsam.

Ich bestellte mir eine herzhafte Quiche mit Spinat und Feta. Mir wurde ein köstlich duftendes Stück auf einem weißgeblümten Porzellanteller serviert. Die goldbraune Kruste der Quiche war knusprig und verführerisch. Ich konnte den warmen Dampf sehen, der aus der Füllung mit Spinat und cremigem Feta aufstieg. Einige frische Kräuter waren kunstvoll über die Oberfläche gestreut, was dem Gericht eine zusätzliche Frische verlieh. Neben meiner Quiche stand ein kleiner Beilagensalat mit frischen Blattsalaten, Gurken und Tomaten, perfekt angemacht mit einem leicht säuerlichen Dressing.

Mein Vater hatte sich für ein klassisches Club-Sandwich entschieden. Auf seinem Teller thronte ein riesiges, dreistöckiges Sandwich, gefüllt mit saftigem Hähnchenbrustfilet, knusprigem Speck, frischem Salat und Tomaten. Die Brotscheiben waren goldbraun getoastet und mit einer großzügigen Schicht Mayonnaise versehen. Neben seinem Sandwich lag eine Portion knuspriger Pommes frites, perfekt gesalzen und heiß aus der Fritteuse.

"Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen? Hast du etwas Neues erlebt?" Ich schaute ihn gespannt an, gespannt auf seine Erzählungen.

"Nun, ich habe einige interessante Leute getroffen und ein paar aufregende Projekte am Laufen. Aber genug von mir, wie läuft es bei dir?" Mein Vater lehnte sich vor, seine Augen lebhaft vor Neugierde.

"Ich hatte einige aufregende Erlebnisse, aber das Beste war wohl, als ich letzte Woche zufällig auf ein altes Schulfest gestoßen bin. Es war erstaunlich zu sehen, wie sich alles verändert hat und alte Freunde wiederzutreffen", berichtete ich und lächelte bei der Erinnerung.

"Das klingt nach einer großartigen Erfahrung. Es ist wichtig, die Vergangenheit zu schätzen und alte Freundschaften zu pflegen", stimmte mein Vater zu und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

"Ich habe an der Uni meine besten Freunde. Es war zwar schön, meine alten wieder zu treffen, aber niemand könnte sie je ersetzen. Ich glaube, ich habe dir sogar schon mal von ihnen erzählt."

"Stimmt, das waren doch Jessi und Elias, oder? Du erzählst immer Gutes von ihnen. Wie geht es den beiden?"

"Es geht ihnen ganz gut. Wir treffen uns am Donnerstag, wir gehen ins Kino. Ich freue mich schon."

"Das freut mich. Viel Spaß! Aber wir sehen uns ja jetzt eh jeden Tag. Du musst mir alles erzählen, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen."

Wir erzählten noch eine Weile, als das Handy meines Vaters klingelte.

"Hallo, Herr Romanov hier. Was gibt es?"

Ich hörte eine weibliche Stimme, schon fast schreiend, aus dem Handy. "Wo sind Sie?!!"

"Ich sitze gerade im Café und habe Mittag gegessen mit meiner Tochter. Ich hoffe, das ist kein Problem."

"Das ist ja schön und gut, aber Sie kommen jetzt sofort wieder ins Rathaus zurück. Wir brauchen Sie hier."

Ich wusste, wer dort mit meinem Vater sprach, denn niemand sonst war so selbstüberzeugt von sich und führte sich so chefinmäßig auf.

"Wir kommen sofort zurück, Chefin", sagte mein Vater.

Ich musste leicht kichern, weil ich wusste, dass sie die Einzige war, die meinen Vater brauchte, es aber nicht so sagen wollte.

"Komm, Schatz, wir müssen wieder zurück, sonst steht sie gleich in der Tür, nimmt uns an den Armen und zieht uns in ihr Büro", sagte mein Vater und ich fing an zu lachen, weil die Vision in meinem Kopf lustig war.

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Ich hoffe, euch gefallen die Kapitel. Bald kommen weitere. Seid gespannt, was als Nächstes passiert!

Bürgermeisterliebe:Zwischen Amt und GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt